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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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und Reinstetter hielten inne.
    Noch ein Klopfen.
    »Ja?«, rief Krieg laut.
    Durch die schwere Tür trat Dr. Hilbert und sagte unterwürfig: »Verzeihung,
Herrprofessor, ich wollte nur sagen, dass Ihr Auftrag, den Sie mir wegen des
Geldes gegeben haben, erledigt wurde.«
    Er nickte nochmals, wünschte einen »schönen guten Abend« und zog die
Tür hinter sich zu.
    Draußen brauchte Dr. Hilbert drei Sekunden, ehe ihm
auffiel, was an der Szenerie nicht gestimmt hatte. Normalerweise hatte der Arzt
die Spritze in der Hand und nicht der Patient. Dass nun dieser damit
herumgefuchtelt hatte, war überaus ungewöhnlich. Mehr noch: beängstigend.
    Er riss diese Tür zum ersten Mal in seinem Leben auf, ohne zuvor
zaghaft angeklopft zu haben, und sah, dass er dringend gebraucht wurde.
    Die Tatsache, dass sein geliebter Herrprofessor ernsthafte Probleme
hatte und ihn sogar aufforderte, ihm zu helfen, genügte, damit sich Dr. Hilbert
todesmutig auf Reinstetter stürzte. Als dieser erfasste, dass Krieg Unterstützung
bekam, steigerte dies seine Kampfeslust nur noch. Mit großer Wucht setzte er
erneut an, dem Professor die Spritze zu verpassen. Einmal bekam Krieg den Arm
seines Gegners gerade noch zu fassen. Beim nächsten Stoß war es die Hand von
Hilbert, die zupackte und den Angreifer abhielt. Gemeinsam überwältigten sie
Reinstetter schließlich und entwanden ihm die Spritze. Stolz zeichnete sich in
Hilberts Gesichtszügen ab. Er hatte seinen Herrnprofessor vor Schlimmem bewahrt – was auch immer in dieser Spritze sein mochte.
    Die Situation ganz in seinem Sinne aufzulösen war für
Krieg allerdings schwierig. Vermutlich wäre er mit seinem Versuch, Reinstetter
als gemeingefährlichen psychisch Kranken darzustellen, bei Hilbert noch
durchgekommen. Bei Winterhalter und Hummel, die jetzt ins Chefarztbüro
stürmten, war diese Mühe jedoch vergebens.
    »Sie sin vorläufig feschtg’nomme«, keuchte Winterhalter, der von
zwei Beamten in Uniform begleitet wurde. »Zunächst mol wege Mordes an Dietrich
Reinstetter. Mol sehe, was no dazukommt.«
    »Wer?«, fragte Krieg unbeteiligt.
    »Sie, Herr Professor Krieg!«, verdeutlichte Winterhalter – und
erntete ein »Wie bitte?« vom entsetzten Hilbert.
    »Wo ist denn Kriminalhauptkommissar Thomsen?«, fragte Krieg nun.
    »Wollet Sie sich etwa ganz standesgemäß nur vum Chef feschtnehme
lasse? Handschelle!«, wies er die beiden anderen Beamten an.
    Jetzt war auch Hummel obenauf. »Ich hoffe, Sie verzeihen, dass ich
etwas zu früh dran bin«, sagte er in Anspielung auf seinen morgigen Termin.
    Doch Professor Kriegs Antwort kratzte arg an seinem
Selbstbewusstsein.
    »Wer sind Sie denn überhaupt?«
    Dass er vorläufig ausgespielt hatte, war dem Professor
klar, als Hermann Reinstetter sich bereit erklärte, der Polizei die als
Tatbeweis für die Tötung der Krebspatientin aufbewahrte Dose mit den Haaren der
Toten zu übergeben.
    »Wo hän Sie die denn?«, wollte Winterhalter wissen.
    »Es ist einmal bei mir eingebrochen worden – ich vermute, auch auf
Geheiß von Krieg hin«, sagte Reinstetter, der den Chefarzt jetzt weder duzte
noch siezte, sondern nur noch mit Nachnamen bezeichnete – gewissermaßen die
allerverächtlichste Form. Auf jeden Fall hatte er die Dose mit den Haaren gut
versteckt – sie befand sich im hohlen Stamm des Katzenkratzbaums.
    Ein Geständnis gab es von Krieg dennoch nicht. Seine Mimik
suggerierte nach wie vor, dass er sich völlig im Recht fühlte. Er verlangte
nach seinem Anwalt und schwieg ansonsten. Hummel und Winterhalter waren sich
dennoch sicher, den richtigen Täter gefasst zu haben.
    Dann tauchte Klaus Riesle auf, der bitter entsetzt war, dass die
Polizei den Fall offenbar bereits gelöst hatte.
    »Wie kamen Sie denn auf die Lösung?«, wollte Riesle wissen.
    Winterhalter schmunzelte – er würde Hummel nicht verraten, das hatte
er diesem versprochen.
    Hilbert wirkte immer verstörter. Vor allem, nachdem Reinstetter
seine Version der Geschichte erzählt und die Erpressung Kriegs eingestanden
hatte. Zu verlieren hatte er ohnehin nichts mehr. Allerdings hatte Reinstetter
Wert darauf gelegt, erst dann zum Erpresser geworden zu sein, nachdem er aufgrund
seiner Krankheit in finanzielle Probleme geraten war.
    Nun war Winterhalter an der Reihe.
    »E Frag no, Herr Professor: Wolltet Sie die andere Klinik in
Verdacht bringe? Und wieso habet Sie die andere Patiente glei mitvergiftet?«
    Krieg blieb auch diese Antwort schuldig.
    Die anderen Patienten. Sie waren

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