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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mindestens achtzehn Stunden lang nicht gestört werden. Vermutlich steckt sie in einem Isolierungstank oder dergleichen - sie gehört einer dieser merkwürdigen alphanischen Religionen an. Eine sehr eigentümliche Dame, obwohl es gut ist, eine so tüchtige Leiterin des Nachrichtendienstes zu haben. Sie hat nur einen Fehler, sie kann selbst nicht ins Feld gehen. Deshalb müssen wir uns auf Sie verlassen. Darf ich Sie um einen persönlichen Gefallen bitten, Magda?”
„Fragen können Sie ja”, lächelte sie, und plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie in gewissem Sinn mit ihm flirtete. Sie hatte dem persönlichen Teil ihrer Kommunikation für den Augenblick den Vorrang vor dem dienstlichen gegeben, um Monty zu schmeicheln… War das einer Amazone würdig? Es war die terranische Art. Sie hatte bisher noch nie darüber nachgedacht, aber jetzt merkte sie, was sie tat, und hörte im Geist die barsche Stimme Rafaellas: Ist es dir so wichtig, daß ein Mann dich für schön hält? Rafaella hatte wirklich nicht das Recht, den Mund aufzureißen, sie hatte drei Söhne von drei verschiedenen Vätern… Wenigstens war Camilla, die Frauen liebte, konsequent! Doch trotz all ihrer Zweifel richtete es Magda auf, daß sie immer noch anziehend auf Männer wirkte, nicht ihrer Tüchtigkeit wegen, sondern als Frau.
„Sie wissen, wie Sie als Eingeborene durchkommen, und Haldane weiß es auch. Ich werde mich dem Braniff-Alpha-Kortikator anvertrauen - und ich will glauben, daß er ungefährlich ist, wenn Sie es sagen. Aber können Sie mir verraten, was ich falsch mache, damit ich in Zukunft ebenso wie Sie und Haldane und Cargill in der Altstadt als Eingeborener akzeptiert werde?”
„Warum fragen Sie sie nicht? Es sind Männer, sie werden wissen, was für einen Mann notwendig ist…”
„Nein”, wehrte er ab. „Meiner Meinung nach ist eine Frau am besten darin, einen Mann zu entdecken, und ein Mann, eine Frau zu entdecken. Zum Beispiel glaube ich, daß ich Sie erkennen würde,
auch wenn Sie darkovanische Kleidung trügen… ich meine, wenn Sie, anders als hier, auf der Hut wären. Ich würde Sie auf dem Markt sofort ausfindig machen. Sie gehen nicht ganz so wie eine Darkovanerin - nein, es liegt an Ihren Augen, Sie schlagen sie nicht nieder oder doch nicht ganz auf die gleiche Art. Sie.. ” - er suchte nach Worten - „… schlagen sie nieder, aber ich sehe, daß Sie es bewußt tun, nicht automatisch. Kommt das daher, daß Sie eine Entsagende sind?”
„Vielleicht zum Teil. Aber Sie haben recht; ich habe damit immer Schwierigkeiten gehabt. Ziehen Sie Ihre darkovanischen Sachen an, dann sage ich Ihnen, was Sie falsch machen. Und während Sie sich umziehen, gehe ich in die Wechselstube… oh, verdammt, in diesen Kleidern kann ich das HQ nicht betreten, ich würde jede einzelne Alarmanlage auslösen!” „Eine der Frauen in meinem Büro hat ungefähr Ihre Größe, und sie wohnt gleich am Ende des Ganges. Erlauben Sie mir, daß ich mir von ihr eine Reserve-Uniform für Sie ausleihe”
Magda willigte ein, bat ihn aber dringend, niemandem zu erzählen, für wen die Uniform sei. Sie wollte an ihrem freien Tag nicht von alten Bekannten bedrängt werden, die alle Einzelheiten über ihren merkwürdigen Feldeinsatz zu erfahren wünschten. Monty kam zurück und stellte Magda zum Umziehen sein Schlafzimmer zur Verfügung. Sie war überrascht, wie nackt sie sich, nachdem sie Monate in den losen, verhüllenden Amazonenkleidern verbracht hatte, in Strumpfhosen und enger Jacke fühlte. Ihr kurzes Haar - kurz sogar für eine Terranerin - störte sie, aber sie bürstete es zu einer halbwegs schicken Frisur, und Monty war so aufmerksam gewesen, sich auch ein paar Kosmetika auszubitten, so daß sie sich zurechtmachen konnte. Als sie aus dem Schlafzimmer kam, pfiff er bewundernd.
„In den Klamotten, die Sie anhatten, habe ich gar nicht bemerkt, daß Sie eine Wucht sind!”
Wieder lachte sie. Solche Komplimente hatte sie lange nicht mehr zu hören bekommen. Es war ein vertrautes und gleichzeitig fremdes Gefühl, die Flure des HQ entlangzugehen und zu wissen, daß sie praktisch unsichtbar war, denn die Uniform machte sie zu irgendeiner beliebigen Angestellten, die das Recht besaß, sich hier aufzuhalten. Es war einmal etwas ganz anderes und irgendwie tröstlich, ihre Identität fallenzulassen und in die Anonymität einzutauchen.
Bald hatte sie die Zeit, in der sie das Gildenhaus nicht verlassen durfte, hinter sich. Würde man sie bitten, ins HQ

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