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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aufgefallen, daß Sie Anmut besitzen. Die Darkovaner halten die meisten Terraner für unglaublich tölpelhaft. Der Tanz - so sagen sie - ist eine der wenigen rein menschlichen Tätigkeiten. Vieles können auch die Tiere, aber es heißt: Nur Menschen lachen, nur Menschen weinen, nur Menschen tanzen.”
    „Ja”, sagte er, „so bewegen sich hier Männer und Frauen - anmutig… und Sie ebenfalls”, setzte er hinzu, „wie eine Feder”
Er sah sie auf eine Weise an, die sie plötzlich befangen machte. „Ich muß mich umziehen”, sagte sie. „Nicht einmal eine Hure würde so auf die Straße gehen.”
Er wandte den Blick nicht ab. „Ich kann mich nicht entscheiden, wie Sie mir besser gefallen. Darkovanische Frauen sind so bescheiden, so…” - er zögerte, suchte nach dem Wort - „… so weiblich. Es macht mir meine Männlichkeit stärker bewußt. Aber in Ihrer Amazonenkleidung scheinen sie all das abzulehnen, sich davon zu distanzieren. Und in Uniform - Sie sind sehr schön, Magda” Er drehte sie langsam zu sich herum und küßte sie. „Das habe ich mir schon an dem Tag gewünscht zu tun, als ich Sie im Gildenhaus besuchte und Sie so böse auf mich wurden. Und jetzt, wo ich weiß, daß Sie keine Xanthippe sind, sondern eine schöne Frau und - und so vieles, Kollegin und Freundin und…” Er brach und küßte sie noch einmal. Eine Minute später fragte sie leise: „Bin ich wirklich so furchterregend?” „Jetzt nicht. Gehen Sie nicht, Magda, bleiben Sie eine Weile bei mir…” Er zog sie an sich, und sie ließ sich von ihm küssen. Ihre Gefühle waren zwiespältig. Sie fand ihn nett, aber eine rein kollegiale Beziehung wäre ihr lieber gewesen. Und doch gab es ihr neues Selbstvertrauen, daß sie noch in ihrer Abwehrhaltung begehrenswert war. Er küßte ihren bloßen Hals, und sie zog sich beunruhigt von ihm zurück.
„Nein”, sagte sie mit leiser Stimme, „Monty, nein. Ich bin hergekommen, um mit Ihnen zu arbeiten, nicht - nicht dafür”
Er gab sie nicht frei. „Es ist doch nicht wahr, was man sagt - daß die Amazonen die Männer hassen und Frauen lieben?”
Das sagt man also, und ich frage mich jetzt, ob es stimmt? Eine der Frauen sagte einmal in der Schulungssitzung, eine Entsagende, die ihre Liebe einem Mann schenke, sei eine Verräterin an ihren Schwestern, Männer versuchten immer, uns in die Rolle des Sexualobjekts zu drängen, weil sie uns dann nicht ernst zu nehmen brauchten. Er hat davon gesprochen, meine Arbeit hier gelte als beispielhaft… Hat er es nötig, mich zu verführen, einfach um zu beweisen, ich sei trotz allem nicht mehr als eine Frau, die man sich nehmen kann?
    Dessen ungeachtet ließ sie sich von ihm auf die Couch niederziehen, gab sich seinen Küssen hin. Zu ihrem Unbehagen war sie sich ihrer eigenen Reaktion bewußt.
Ich will nicht. Ich lebe seit mehr als einem Jahr ohne Mann, ich müßte eigentlich verrückt nach ihm sein. Er ist sehr nett, aber ich will wirklich nicht. Was stimmt nicht mit mir? Ich hätte es gar nicht erst soweit kommen lassen dürfen. Sie hätte ihn sofort und entschieden abweisen sollen. Es jetzt noch zu tun, wäre billig und kleinlich gewesen, denn er mußte glauben, daß sie ihn ebenso wollte wie er sie.
Ich bin schließlich keine Jungfrau, um Himmels willen!
Nach einer Weile flüsterte er: „Das ist albern, Magda, wir küssen uns wie die Kinder mit all unsern Sachen an. Wir sind beide vernünftige erwachsene Menschen. Du willst mich doch auch, nicht wahr?” Will ich? Will ich nicht? Oder will ich mich nur vergewissern, daß ich immer noch fähig bin, auf einen Mann zu reagieren, daß ich kein fremdartiges geschlechtsloses Ding geworden bin – wie Camilla - warum denke ich jetzt an Camilla? Das ängstigte sie. Sie blickte zu ihm auf und lächelte.
„Natürlich will ich dich”, sagte sie deutlich, „aber ich gehe nie mit einem Mann ins Bett, ehe ich seinen Vornamen weiß.”
Voller Erleichterung und Freude lachte er auf sie nieder. Seine Augen waren dunkel und leuchteten, sein Gesicht hatte sich gerötet. „Oh, dann geht es in Ordnung”, scherzte er. „Ich benutze ihn nicht, weil es keine darkovanische Entsprechung dafür gibt. Meinen Vater stört das nicht, aber mich. Mir gefällt es nicht, einen Namen zu tragen, den niemand aussprechen kann, deshalb bin ich Monty. Mein Name ist Wade. Ich sollte mir wirklich einen darkovanischen Vornamen zulegen, ich habe mich nur noch nicht entschlossen, welchen. Ist das nicht lächerlich? Aber wenn mehr nicht

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