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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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was? Was willst du damit sagen?«
    »Sie hat Fixol ins Gespräch gebracht.« Thaddeus kratzte sich an der unbehaarten Hautpartie unter seinem rechten Auge. Fixol war ein gängiges Antidepressivum.
    Depressionen. Das Wort setzte sich wie ein Deckel auf Charlies Gehirn. Und die Art, wie sein Vater es ihm unterschmuggelte, es in ihre sichere Höhle trug und mit bestenfalls milder wissenschaftlicher Neugier fallen ließ. Charlie wurde übel. Thaddeus legte ihm eine Hand aufs Knie. Sein kleiner Finger war mit Druckerschwärze und Graphit verschmiert.
    »Das … kann nicht stimmen.« Charlie schluckte. Er hatte das Gefühl, als wäre ihm eine Walnuss im Hals stecken geblieben.
    »Fühlst du dich deprimiert?«
    »Ich … weiß nicht.«
    Thaddeus atmete aus, sein Oberlippenbart flatterte. »Gut, denk drüber nach. In Ordnung, Kumpel?« Er gab Charlie einen Klaps aufs Knie und erhob sich aus seinem Lehnsessel.
    Charlies Mutter hatte immer gesagt: »Normalität folgt dem Weg des geringsten Widerstands.« Charlie war der Meinung, er selbst hätte sich – auf einer bestimmten Ebene – entschieden, anders zu sein, aber was, wenn er damit falschlag? War er denn nicht glücklich? Manchmal zumindest? Im Wald? Allein? Ein Test konnte das doch nicht bestimmen, oder?
    Plötzlich bekam er keine Luft mehr. Schwärze drang auf ihn ein, erfüllte seine Nase und seine Ohren. Es war, als würde er ertrinken. Er drehte sich auf den Bauch und erbrach auf den Fußboden.
    »Alles in Ordnung?« Thaddeus kam eilig zu ihm. Charlie war grün im Gesicht. »Tut mir leid, mein Lieber. Die Milch hätte ich schon vor einer Woche wegwerfen sollen.«
    In dieser Nacht wälzte sich Charlie bis drei hin und her. Er ging an seinen Schreibtisch, knipste das Licht an und schrieb eine Liste der Augenblicke, in denen er im Lauf eines Tages glücklich war. Dann verfasste er eine Liste der Augenblicke, in denen er traurig war. Die Spalten waren gleich lang, aber sie zeigten eine eindeutige Tendenz: Charlie war glücklich, wenn er allein war. Es ging ihm schlecht, wenn er mit anderen zusammen war.
    Dann bewertete er auf einer Skala von eins bis zehn, wie er sich im Durchschnitt fühlte. Er erinnerte sich, wie er als Kind mit seinen Eltern im Olive Lake schwimmen gegangen war, wie sein Vater ihn auf seine Schultern gehoben und seine Mutter lachend ein Foto geschossen hatte. Dieser Tag war eine Zehn gewesen.
    Er blickte auf die Zahl, die er aufgeschrieben hatte. Drei.
    Charlie legte den Kopf in die Hände und dachte nach. Später erwachte er, immer noch an seinem Schreibtisch sitzend, mit einer ovalen Speichelpfütze auf der Schreibunterlage und einseitig plattgedrückter Afro-Mähne. Er löschte das Licht und kroch ins Bett. Ein paar Minuten lang lag er wach in der Dunkelheit, dann flüsterte er: »Okay.« Eine Sekunde später war er eingeschlafen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

2. Das Date
    Was Charlie an Frauen attraktiv fand, waren Grips und Persönlichkeit – Schönheit optional, Beliebtheit ein absolutes Nein. Nach nochmaliger Überlegung beschloss er, notfalls auch jemand Beliebten ertragen zu können. Seine Auswahlmöglichkeiten waren beschränkt. Saint Seb war von seiner Schwesterschule durch einen kleinen Abgrund getrennt, eine Grenze, die Saint Marys Mädchen selten überschritten, außer wenn sie zur Leichtathletikbahn hinter der alten Sporthalle wollten – und Leichtathletinnen waren groß, humorfrei und dem Vernehmen nach blasiert.
    Charlie entschied sich für ein Mädchen aus der Theatergruppe. Zweimal im Jahr brachten die beiden Schulen gemeinsam ein Stück auf die Bühne, und Anfang September blieben die Mitwirkenden bis spätabends zum Proben in Saint Sebs Aula. Rebecca Lampwick war Mrs Higgins in der diesjährigen Inszenierung von My Fair Lady . Sie hatte große Titten, die sie als »die Zwillinge« bezeichnete, und ein Lachen, das hoch begann und lawinenartig in ihre tieferen Stimmlagen hinabstürzte. Charlie hatte sie erstmals im vorigen Jahr gesehen, als er nach dem Basketballtraining auf dem Weg zum Cola-Automaten die Aula durchquert hatte. Damals hatte sie die Mrs Lovett in Sweeney Todd gespielt, und ihr sattes Lachen und die schwarzen Augen schienen ihn von der Bühne aus zu verfolgen.
    Nach zweitägigen Erkundungen unternahm er den ersten Schritt. Die Probe begann um vier, und von Viertel nach drei bis halb vier hingen die Mitwirkenden auf Klappstühlen vor der Bühne herum. Charlie

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