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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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er mit seiner Geliebten ein Rendezvous abmachte.
    »Wer das war?«, fragte er nervös zurück.
    »Ja.«
    »Das war niemand.«
    »Niemand?«
    »Ich meine, es war falsch verbunden.«
    Er legte nun hastig den Hörer in die Gabel. Dann ging er zum Fenster. Er schaute zwar nach draußen, aber er war nicht daran interessiert, irgendetwas zu sehen. Es genügte ihm, seiner Frau den Rücken zuzukehren. Hastig grub er seine Zigaretten aus der Hosentasche.
    Zitternd steckte er sein Stäbchen in Brand.
    »Was ist los mit dir, Herrmann?«, fragte Kirsten und nahm die Badehaube ab. Ihr langes blondes Haar ergoss sich wie eine Goldflut auf ihre Schultern.
    Wolf schüttelte schnell den Kopf. »Nichts. Nichts ist mit mir los. Was soll denn schon mit mir los sein.«
    »Du hast Schwierigkeiten, nicht wahr?«
    »Hat dich das schon mal wirklich interessiert, Kirsten?«
    »Warum führen wir keine Ehe, wie sie andere Leute führen, Herrmann?«
    »Unsere Ehe ist völlig in Ordnung. Ich weiß nicht, was du hast!«
    »Wir gehören nicht zusammen, Herrmann. Wir wohnen zwar in derselben Wohnung, aber wir gehören nicht richtig zusammen. Wir gehen jeder unsere eigenen Wege. Findest du das in Ordnung?«
    »So ist das nun mal. Ich kann mich nicht fortwährend um dich kümmern.«
    »Das verlange ich ja gar nicht.«
    »Hör bitte auf, mir damit auf den Wecker zu fallen, Kirsten!«
    »Was bedrückt dich, Herrmann? Willst du es mir nicht sagen?«
    »Nein, verdammt noch mal. Mich bedrückt nichts. Ich fühle mich okay. Lass mich gefälligst in Ruhe!«
    Wolf hatte seine Frau zornig angeschrien. Nun wandte er sich wieder dem Fenster zu. Er kümmerte sich nicht mehr weiter um sie. Kirsten versuchte ihm noch einmal die Hand entgegenzustrecken. Er übersah diese Geste. Die Ehe war nicht erst seit kurzem kaputt. Doch seit Wolf wusste, was Kirsten mit Angel Carrona tun wollte, war der Bruch nicht mehr zu kitten. Er benahm sich seither wie ein Fremder. Es kümmerte ihn kaum noch, was Kirsten machte. Sie war für ihn Luft geworden. Kirsten hätte alles eingesteckt. Die schlimmsten Vorwürfe hätte sie in Kauf genommen, sogar Prügel hätte sie ihm verziehen, aber diese eiskalte Gleichgültigkeit traf sie tief in der Seele. Damit wurde sie einfach nicht fertig.
    ***
    In der leeren Plaza de Toros Monumental von Barcelona, in der Arena, in der im Verlaufe einer einzigen Corrida sechs bis acht Stiere abgeschlachtet werden, hatten sich einige Stierkampfexperten eingefunden. Einer von ihnen war Pierre Mathieu aus Frèjus. Man saß in einem spartanisch eingerichteten Raum und verhandelte hartnäckig über die verschiedensten Bedingungen, die Mathieu gestellt hatte, um für die nächste Saison wieder einige zugkräftige Matadore nach Südfrankreich zu bekommen. Es war klar, dass die Leute von Barcelona nicht so leicht anbeißen wollten, denn gerade die hervorragenden Stierkämpfer wollten sie lieber behalten. Was Mathieu bekommen konnte, war zumeist zweite Wahl. Daran war er begreiflicherweise nicht interessiert.
    Man war von einer Einigung noch meilenweit entfernt. Mathieu war ein gerissener Geschäftemacher. Er wusste, dass er seine Forderungen zu hoch angesetzt hatte. Aber er wusste auch, dass er den Verhandlungspartnern schließlich entgegenkommen würde. Mitten in die Diskussion hinein kam der Anruf.
    Die hohe Tür schwang ächzend auf. Die Männer, die um den runden Tisch saßen, wandten die Köpfe. Ein junger Mann trat mit einem verlegenen Lächeln ein.
    »Entschuldigen Sie, Señores. Ich hätte Sie nicht gestört, wenn…« Er räusperte sich. »Monsieur Mathieu wird am Telefon verlangt«, sagte er dann schnell.
    »Ich?«, fragte Mathieu überflüssigerweise. Es gab schließlich nur einen Monsieur Mathieu in der Runde.
    Er stand auf.
    »Sie müssen schon entschuldigen«, sagte er verlegen.
    »Aber natürlich«, sagte irgendjemand.
    Pierre Mathieu ging nicht gerne. Er wusste, was nun passieren würde, wenn er diesen Raum verließ. Die anderen würden sich besprechen. Und es war ihm nicht möglich, ihre Einwände sozusagen im Keim zu ersticken. Widerwillig verließ er den Verhandlungstisch.
    Pierre Mathieu war ein relativ kleiner Mann. Er hatte Ähnlichkeit mit der Büste von Napoleon, die er zu Hause in seinem Arbeitszimmer stehen hatte. Er hatte eine romanische Nase, einen tückischen Blick und schmale Lippen, die oft nur bleistiftstrichdünn waren.
    Im Vorbeigehen fragte er den Jungen: »Wer ist es?«
    Dieser zuckte mit den Schultern.
    »Ich haben den Namen

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