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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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unterschätzt?
    Bestimmt wusste er, dass Lance und ich hier auf ihn lauerten. Vielleicht griff er deshalb nicht an, weil er sich noch zu gut an die schmerzhafte Wirkung meines magischen Ringes erinnerte.
    Was tun? , dachte ich. Abblasen? Nach Hause gehen? Aufgeben?
    Nein. Noch nicht. Es war noch zu früh, um aufzugeben. Wir durften uns nicht entmutigen lassen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Wir mussten durchhalten. Er musste kommen. Irgendwann in dieser langen, langen Nacht würde er nach Hause kommen.
    Dann waren wir am Zug.
    ***
    Halb elf.
    Herrmann Wolf nagte ungeduldig an der Unterlippe. Er glaubte, Fieber zu haben. Ihm war heiß und kalt zugleich. Er schwitzte und fröstelte, immer wieder huschte seine Zunge über die trockenen Lippen. Graue Novembernebel krochen über die Gräber auf die unheimliche Gruft zu. Lange konnte der Deutsche diese psychische Belastung nicht mehr ertragen, das fühlte er.
    Plötzlich sträubte sich alles in ihm.
    Er hatte das Gefühl, jemand wäre hinter ihm.
    Blitzschnell wirbelte er herum. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, als er die Garrotte erblickte. Ihr schauriger Anblick raubte ihm beinahe die Besinnung. Er machte die gesamte Todesangst noch einmal mit.
    Namenloses Grauen verzerrte seine Züge.
    Bestürzt wich er vor der in der Luft hängenden Garrotte zurück.
    Ich spannte meine Muskeln.
    Auf diesen Moment hatten wir gewartet. Nun war er da. Aber das plötzliche Erscheinen der rächenden Garrotte lähmte unsere Reaktionen. Wir brauchten eine Weile, bis wir uns geistig gesammelt hatten.
    »Herrmann Wolf!«, donnerte die Stimme Peraltas über den nächtlichen Friedhof. Wir hatten die Anschuldigung schon mal gehört und hörten sie nun wieder. Es war, als spielte man hier irgendwo ein Tonband ab. »Dein Komplice Lorenco Caldes ist bereits tot!«, hallte Ramon Peraltas gewaltige Stimme in unsere Ohren. »Du hast hohe Schulden, Herrmann Wolf! Deshalb hast du Lorenzo Caldes für den Mord an Kirsten Wolf gedungen. Er hatte Kirsten zu töten, damit du die Lebensversicherung ausbezahlt bekommst!«
    Das Würgeeisen legte sich um den Hals des Deutschen.
    »Ballard!«, schrie er, während er sich verzweifelt zur Wehr setzte.
    Ich federte aus meinem Versteck. Peralta traf mich mit seiner unsichtbaren Faust am Kinn. Ich flog zurück, fiel aber nicht, tanzte zur Seite, griff erneut an.
    Wolf wand sich krächzend. Gurgelnde Laute kamen aus seinem weit aufgerissenen Mund. Die Würgeschraube drehte sich unbarmherzig zu. Ich schlug nach Peralta.
    Zweimal.
    Er brüllte entsetzlich auf.
    Und in derselben Sekunde begann er allmählich sichtbar zu werden.
    »Lance!«, schrie ich wie von Sinnen. »Lance! Jetzt! Jetzt!«
    Professor Selby riss seinen selbst gebastelten Flammenwerfer hoch.
    »Weg!«, schrie er aufgeregt. »Zur Seite! Geht zur Seite!«
    Ramon Peralta war nun vollends sichtbar geworden. Er sah irgendwie lächerlich aus in seiner antiquierten Kleidung.
    Ich riss den röchelnden Deutschen von ihm fort. Wolf stürzte zu Boden. Ich hatte keine Zeit, mich um ihn zu kümmern.
    Peralta erkannte, welche Gefahr ihm drohte, und er wollte – wie schon einmal – sein Heil in der Flucht suchen, doch das ließ ich nicht zu.
    Verbissen griff ich ihn an. Ich sprang auf ihn zu und hämmerte ihm meinen magischen Ring mitten ins Gesicht.
    Er brüllte fürchterlich auf.
    Seine Hände flogen hoch. Er presste sie vor das Gesicht.
    »Weg!«, schrie Selby.
    Ich federte an seine Seite. Der Henker drehte sich wutschnaubend im Kreis.
    »Los!«, brüllte ich außer mir vor Ungeduld. »Los doch, Lance! Gib’s ihm, ehe er wieder verschwindet!«
    Professor Selby drückte mit zitterndem Finger auf den Knopf, der die Düse öffnete. Ein elektrischer Funke brachte das Benzingemisch zum Brennen. Fauchend flog dem Henker eine lange heiße Flammenzunge entgegen. Sie leckte über ihn, strich ihm über den Kopf, über die Schultern, über den ganzen Körper – bis zu den Beinen hinunter und nochmals hinauf. Peraltas uralte Kleider fingen auf der Stelle Feuer.
    Er stieß wahnsinnige Schreie aus.
    Er schlug verzweifelt um sich, drehte sich im Kreis, brüllte schaurig, versuchte die Flammen zu löschen. Es glückte ihm nicht. Die Hitze fraß ihn gierig auf. Brennende Kleiderfetzen fielen von ihm ab. Sie glosten auf dem Boden weiter.
    Professor Selby beschoss ihn so lange mit dem Flammenwerfer, bis dieser leer war.
    Ramon Peralta stand Höllenqualen aus.
    Er begann zu glühen.
    Seine Schreie wurden heiser, erstickten

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