GK346 - Die Rache des Magiers
Pflichtverteidigung von Jubilee Gunn, Bumby Hayes und Moses Brown übernommen.«
»Woher wissen Sie…?«
»Er soll diese Männer nicht verteidigen!« schnitt der Alte Sherrill das Wort ab.
»Und warum nicht?«
»Er müßte seinen Klienten viele Fragen stellen. Fragen, deren Antworten ihn nichts angehen, deren Antworten - wenn er sie kennen würde - für ihn und auch für Sie tödlich wären!«
Das war für Sherrill Bundini ein Hammerschlag. Sie war fassungslos. Sie war geschockt. Es verschlug ihr die Sprache.
Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
Und als sie dann endlich zornig loslegen wollte, stellte sie verblüfft fest, daß der Alte nicht mehr im Raum war. Die Tür war offen.
Der Unheimliche war gegangen.
Sherrill Bundini war in ihrem Leben noch nie so ratlos gewesen wie in diesem Augenblick.
***
Lionel McKern, der Journalist, entpuppte sich als feiner Kerl. Ich war überrascht.
Auch seine Sekretärin gefiel mir. Ich begegnete ihr auf dem Gang in jenem Hochhaus, in dem neben anderen Zeitungen auch das Revolverblatt, das Mr. Silver wegen der großartigen Rennberichte kaufte, hergestellt wurde.
Sie trug eine stramm sitzende Cordhose und einen prachtvoll gefüllten Pulli. Ihr Haar war vorne blond, hinten braun. Angeblich sollte so etwas der letzte Schrei sein.
»Können Sie mir sagen, wie ich zu Mr. McKern komme?« sprach ich sie an.
»Wenn Sie mit mir kommen wollen…«
»Mit dem größten Vergnügen.«
»Wen darf ich Mr. McKern melden?«
»Tony Ballard.«
»Und in welcher Angelgenheit…«
»Ich habe eine Beschwerde vorzubringen.«
Das Mädchen brachte mich zu Lionel McKern und ließ mich mit ihm allein. Der Journalist machte einen seriösen Eindruck auf mich.
Ich hatte mir den Mann, der diese Räuberpistolen schrieb, ganz anders vorgestellt. Er war groß, schlank und dunkelhaarig. Seine Augen erinnerten mich an Plüsch.
Ich sagte ihm, was ich auf dem Herzen hatte, und ich war darüber erstaunt, daß er mir nicht widersprach, sondern mir sogar recht gab.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mr. Ballard. Es ist ein scheußliches Bild, das man den Lesern nicht vorsetzen sollte. Auch mir ging die Aufnahme gegen den Strich. Ich wollte mich für ein anderes Foto entscheiden. Für eines, das die furchtbaren Verletzungen nicht so deutlich ins Auge springen ließ. Aber damit kam ich bei meinem Chef nicht durch.«
»Ihr Chef muß eine perverse Ader haben.«
»Das will ich nicht sagen. Er glaubt nur, zu wissen, was das Leserpublikum gern sieht. Und die Auflagenhöhe unseres Blattes scheint sein diesbezügliches Fingerspitzengefühl zu bestätigen. Jede Zeitung hat den Leserkreis, der ihr gebührt. Was denken Sie, wie oft ich mich mit meinem Chef schon gestritten habe. Es nützt nichts. Er setzt seinen Willen immer durch. Schließlich gehört ihm das Blatt. Ich bin mir der Tatsache bewußt, daß ich mich prostituiere, wenn ich für unsere Zeitung schreibe, aber tun das nicht viele Menschen - wissentlich oder unwissentlich?«
»Warum gehen Sie nicht zu einer anderen Zeitung, Mr. McKern?«
»Es gibt kein gleichwertiges Angebot. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich verschärft. Ich bin auf diesen Job angewiesen. Zu Hause warten vier Kinder und eine Frau darauf, daß Daddy Geld heimbringt. Wenn ich meine Arbeit behalten will, muß ich resignieren. Ich kann es mir nicht leisten, gegen den Strom zu schwimmen, sonst sitze ich eines Tages schneller auf der Straße, als ich meinen Namen buchstabieren kann.«
Ich hatte Verständnis für McKerns Lage.
Er war nicht die Wurzel des Übels. Die war sein Chef.
Ich erwähnte meine Partnerschaft zu Tucker Peckingpah. Der Name war Lionel McKern selbstverständlich ein Begriff.
Ich sagte, daß ich Peckinpah aktivieren würde, um das Ziel, das ich mir gesteckt hatte, zu erreichen.
Lionel McKern grinste. »Ehrlich gesagt, ich würde es begrüßen, wenn sich jemand fände, der über meinem Chef steht und diesem eins aufs Dach gibt.«
Ich nickte. »Dafür werde ich sorgen.«
»Darauf wollten wir trinken«, sagte McKern. Er öffnete seinen Schreibtisch und stellte eine Whiskyflasche sowie zwei Gläser zwischen sich und mich.
Während wir tranken, unterhielten wir uns über den Mordfall. Lionel McKern hatte den Toten am Tatort gesehen.
»Samson Roundtree ist schrecklich zugerichtet worden«, sagte der Journalist und schüttelte sich. »Seine Schwester Grace konnte ihn lediglich an Hand seiner Kleider identifizieren. Ich war heute morgen bei ihr. Sie ist
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