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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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Löhring für angebracht, sich auch einmal selbst in den Gewächshäusern und Forschungslaboren blicken zu lassen. Man hatte sich der Verantwortung zu stellen, auch an der Basis, denn natürlich musste den Mitarbeitern bewusst geworden sein, in welche Schieflage SKARABÄUS und nun auch bald die ganze Dangast-Gruppe geraten waren. Das Leben, das sich vorwiegend um die krabbelnden Panzertierchen gedreht hatte, stand still. Sicher, dachte Löhring, Menschen, die ihr ganzes zeitlichesund finanzielles Commitment in das Studium von Mistkäferpanzern legten, hatten wohl ein gewisses Phlegma – und unternehmenstechnisch wahrscheinlich so wenig Durchblick wie ein Kläranlagenrevisionstaucher. Wie konnte man auch so genau wissen, was »Venture Capital« war, »Due Dilligance« oder eine »Exit-Strategie«, wenn man eigentlich damit beschäftigt war, dem Licht Mischung und Brechung seiner Spektralfarben abzutrotzen? Es half alles nichts, Löhring musste sich letzte Gewissheit verschaffen und einen ultimativen Versuch starten. Er stülpte sich seine schwarzen Wellington-Gummistiefel über, ließ seine Anzughosenbeine wieder über die Stiefel fallen, um nichts zu zerknittern, und marschierte Richtung Forschung.
    Ein etwas schlaksiger, junger blonder Mann war gerade dabei, technische Gerätschaften zu verpacken.
    »Guten Tag! Ich dachte, ich mache mich hier mal nützlich und trete sozusagen eigenfüßig ein paar Würmer tot bei Ihnen, was!« Löhring kam sich ein bisschen so vor wie der Exkanzler bei der Oderflut und blickte um sich. »Haben denn noch ein paar von den Käfern überlebt?«
    Kaum, berichtete der Mann, der sich als Richard Patthorn vorstellte. Das Projekt stehe kurz vor dem Aus, das stimme doch, oder?
    »Scheitern ist keine für mich relevante Dimension, guter Mann.« Löhring nahm einen Käfer, der auf einem der gläsernen Untersuchungstische lag, zwischen die Finger. Er zerbröselte wie altes Pergament. »Kann man die Panzer denn nicht noch irgendwie weiterverwenden? Irgendetwas mit Recycling oder so?« fragte Löhring.
    Nein, das sei wohl eher eine Entscheidung der oberen Etagen, gab Patthorn zu bedenken.
    Der spielt den Ball doch glatt zurück, dachte Löhring und fragte weiter: »Gibt es bei den Käfern denn gar keine Selbstheilungskräfte, sozusagen eine Art Anpassung an den Wurm?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Nein, das möge bei Menschen funktionieren, aber nicht bei diesem Organismus, und wenn,dann würde das Jahre dauern. Er musterte Löhrings Stiefel unter dem Anzug und wollte wissen, wann denn die Jungs mit der ernsten Miene und den schwarzen Koffern auftauchen würden.
    »Na, nun mal langsam, guter Mann«, sagte Löhring. »Noch haben wir keine Insolvenz angemeldet. Mit mir gibt’s so etwas nicht. Ich lasse nichts unversucht. Schließlich hat man ja eine gewisse Verantwortung all den Mitarbeitern gegenüber.«
    Patthorn blickte sich um. Mitarbeiter? Welche Mitarbeiter er denn da genau meine?
    Löhring aktivierte die Weckruf-App auf seinem Smartphone. Es klingelte, und er entschuldigte sich.
    Zwei Wochen später schlossen Löhring und der Aufsichtsrat der Dangast-Holding vorsorglich eine notariell wasserdichte »Zukunftsvereinbarung«, in der per se und pro forma Löhrings Abfindungssumme festgehalten wurde, sozusagen für den schlimmsten und unwahrscheinlichsten Fall der Fälle. Löhring versicherte, man müsse sich nicht sorgen. Noch seien die Goldkäfer nicht ausgestorben, der Durchbruch von Goldbug Capital Partners als Fonds-Modell auf dem Kapitalmarkt und die Übernahme der Mehrheitsanteile an SKARABÄUS seien lediglich eine Frage des Wann und des Wie. Alle Flüsse mündeten schließlich irgendwann ins Meer. Bis dahin würde er für sich und für alle noch das Maximum herausholen. Man hatte sich schweigend angeschaut, es hatte keiner Worte mehr bedurft.
    Löhrings Reise nach New york blieb nicht ohne Folgen, kaum dass er zwei Tage wieder im Lande war – und zwar in Form einer Rechnung, die ihm seine Sekretärin zwischen zwei Fingern präsentierte und hastig vor ihn auf den Tisch fallen ließ, als befürchte sie, sich daran mit irgendwelchen Viren zu infizieren.
    »Costa Rica Academic Consulting.« Sie sprach es aus wie einen Fluch. »Herr Dr. Löhring, wo soll ich denn um Himmels willen diese Summe hinbuchen lassen? Wie wollen Sie das den Investoren und Frau von Dangast verkaufen?«
    »Nun heulen Sie sich mal nicht die Wimpern ab, Miranda. Das sind nichts anderes als Sondereinflüsse. Wir

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