Unter funkelnden Sternen
1. KAPITEL
„Kann ich Ihnen …?“ Caira verstummte entsetzt und blieb unvermittelt in der Auffahrt stehen, als sie den Mann erkannte, der aus dem Wagen stieg.
Nein, das war unmöglich!
Er konnte nicht hier sein!
Sie hatte sich am Pool gesonnt, als sie den silberfarbenen Wagen die schmale, gewundene Straße heraufkommen sah, die an dem Anwesen endete. Kaum war sie aufgestanden, um ein schwarzes T-Shirt über ihren Bikini zu ziehen, hatte sie ihn schon draußen stoppen gehört. Verärgert war sie dann nach vorn gelaufen, um dem Fahrer zu sagen, dass er offenbar falsch abgebogen war.
Schockiert betrachtete sie nun den Mann, der hinter dem Auto stand und sie aus zusammengekniffenen Augen betrachtete, die Sonnenbrille ins schwarze Haar geschoben. Er wirkte nicht besonders erfreut darüber, sie zu sehen, denn er presste grimmig die Lippen zusammen, als er die Sonnenbrille wieder aufsetzte.
„Caira“, begrüßte er sie, wobei er flüchtig nickte.
Regungslos stand sie da und brachte kein Wort heraus, weil ihr das Ganze seltsam unwirklich erschien.
„Na, hat es dir die Sprache verschlagen, Caira?“, neckte er sie mit der ihr vertrauten, leicht heiseren Stimme. „Oder erinnerst du dich gar nicht mehr an mich?“
Machte er Witze? Natürlich tat sie das!
Seit ihrer letzten Begegnung waren acht Jahre vergangen, aber welche Frau vergaß schon ihren ersten Freund? Sie hatte Raphael Antonio Miguel Montero nie vergessen. Wie sollte sie auch? Immerhin gehörte er, halb Amerikaner und halb Spanier, seit zwölf Jahren zur ersten Schauspielerriege Hollywoods und hatte außerdem erst vor Kurzem mit seinem Film Kunstwerk einen Oscar gewonnen.
Jetzt betrachtete er sie kühl. „Hast du mir wirklich nichts zu sagen, Caira?“
„Das habe ich dir alles bei unserer letzten Begegnung gesagt!“, erwiderte sie scharf, während sie sich fieberhaft den Kopf darüber zerbrach, was ihn in diese abgelegene Gegend in Südfrankreich verschlagen hatte. Das Landhaus lag völlig abgeschiedenen in den Hügeln oberhalb der Stadt Grasse.
Rafe verzog das Gesicht, während er zum Kofferraum ging. „Das habe ich längst vergessen. Es ist so lange her“, meinte er lässig, bevor er die Haube öffnete und sein Gepäck herauszunehmen begann.
Fassungslos beobachtete Caira, wie er die Koffer und Taschen in die Auffahrt stellte. Dies war der Mann, der ihr hoffnungslos den Kopf verdreht hatte, als sie zwanzig war.
Nun war er Mitte dreißig und noch attraktiver als damals. Er maß etwa einsfünfundachtzig, und sein schwarzes Haar und den dunklen Teint hatte er von seinem spanischen Vater geerbt. Seine strahlend blauen Augen bildeten einen faszinierenden Kontrast zu seinem südländischen Aussehen, das durch die gerade Nase, die sinnlichen, leicht geschwungenen Lippen und das markante Kinn mit dem Grübchen unterstrichen wurde. Das schwarze Poloshirt und die verwaschenen Jeans betonten seine breiten Schultern, die schmalen Hüften und die muskulösen Oberschenkel. Er war verdammt sexy!
Benommen schüttelte Caira den Kopf. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum er hier war. „Was machst du da eigentlich?“, erkundigte sie sich scharf.
Daraufhin richtete Rafe sich auf. „Ich ziehe hier ein. Nimmst du mir etwas ab, Caira?“ Er hängte sich die Laptoptasche um die Schulter und nahm die beiden kleinen Koffer, sodass nur noch eine Reisetasche übrig blieb.
„Ich soll …? Rafe, du kannst nicht einfach … Was soll das heißen, du ziehst hier ein?“, wiederholte sie ungläubig.
„Genau das, was ich gesagt habe.“ Ungerührt zuckte er die Schultern, als er auf sie zukam.
Instinktiv wich sie einen Schritt zurück. „Ich … Aber … Das geht nicht!“
„Warum nicht?“, fragte er ruhig.
„Weil …“
„Sei still und bring die Tasche hinein, Caira.“ Entschlossen ging er aufs Haus zu.
Nach all den turbulenten Jahren war dieses Anwesen zu ihrem Zufluchtsort geworden, ihrem privaten Refugium. Und Rafe hatte diese Idylle in dem Moment zerstört, als er aus dem Wagen stieg.
Caira riss sich zusammen und eilte ihm nach, doch es fiel ihr nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten. „Was machst du hier, Rafe?“
„Dieselbe Frage könnte ich dir stellen“, konterte er, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Wo sind Margo und Jeff?“
„Sie sind nicht hier“, erwiderte sie.
Und genau das bedauerte sie. Vielleicht hätten ihre Schwester und deren Mann ihr erklären können, was Rafe Montero in ihrem Feriendomizil
Weitere Kostenlose Bücher