Glanz
nichts.
Als wir die etwa zehn Meter hohe Kuppe des vordersten Hügels erklimmen, sehen wir eine Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckt.
Es scheint sich um eine Art Sumpflandschaft
zu handeln, denn zwischen flachen Büschen und den Skeletten niedriger Bäume glänzen schwarze Tümpel wie die tausend Augen eines in die Erde
eingegrabenen Ungeheuers. Dazwischen erheben sich hin und wieder merkwürdige blasse Gebilde, die aus Ketten von Gasblasen zu bestehen scheinen
und sich leicht im Wind hin und her bewegen. Dünne Nebelfetzen wehen über das Land wie Gespenster. Ein entsetzlicher Gestank steigt von dort auf.
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10.
»Anna! Anna, hörst du mich?«
Es kostete mich enorme Kraft, die Augen zu öffnen. Mein Gesicht fühlte sich taub an.
Emily rüttelte mich an der Schulter. »Anna! Gott sei Dank!«
Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich wieder in Erics Krankenzimmer war. Als ich Emily sah, erschrak ich. Ihr Gesicht war eingefallen und aschgrau, ihre Augen waren blutrot. Sie sah ernsthaft krank aus.
Ich setzte mich mühsam auf. »Ich muss zurück!«, rief ich, oder besser, ich versuchte, es zu rufen, aber es kam nur ein unverständliches Krächzen aus meinem Mund, so als hätten die Nesseln der Qualle meine Gesichtsmuskeln tatsächlich betäubt.
Die Lähmung ließ allmählich nach. Ich dachte an Eric, der jetzt in seiner Traumwelt lag und mit dem Tode rang. »Ich … ich muss zurück!«, wiederholte ich. Diesmal klang es verständlich, doch Emily schüttelte nur langsam den Kopf.
»Ich kann nicht mehr«, sagte sie und versuchte aufzustehen, sackte jedoch vor dem Bett auf die Knie.
Ich begriff, dass wir beide an die absoluten Grenzen unserer Leistungsfähigkeit gegangen waren.
Ich half ihr auf. »Wie spät ist es?«
»Halb zehn«, sagte Emily. »Du warst mehr als drei Stunden weg.«
»Drei Stunden. Mir kam es vor wie zwei Tage.« Ich erzählte ihr, was geschehen war.
»Ich brauche Ruhe. Ich kann nicht mehr«, sagte Emily. »Gib mir ein paar Tage. Dann können wir es von mir aus noch mal versuchen.«
»Ein paar Tage? Aber das sind in Erics Welt Wochen! Er wird sterben!«
»Vielleicht wartet er auf dich«, sagte sie. »Die Zeit in seiner Welt scheint anders zu verlaufen als in unserer. Vielleicht kann er sie so lange anhalten, bis du zurückkommst.«
Der Gedanke tröstete mich etwas. Vielleicht hatte Emily recht. Als ich am Ufer aufgewacht war, war meine Kleidung noch feucht vom Wasser des schwarzen Meeres gewesen. Ich konnte also noch nicht lange dort gelegen haben, während nach meinem Absturz von der Klippe in der Realität fast vierundzwanzig Stunden vergangen waren. Dennoch ahnte ich, dass Eric nicht beliebig lange auf mich warten konnte. Ich musste zurück, so schnell es ging. »Bitte, Emily, komm morgen wieder, ja? Eric ist in großer Gefahr! Er wird sterben, wenn ich ihm nicht irgendwie helfe!«
Sie sah mich mit ihren blutunterlaufenen Augen lange an. »Ist es das wirklich wert, Anna?«, fragte sie.
Ich verstand zuerst gar nicht, was sie meinte. Dann begriff ich: Sie hatte Angst, dass wir beide bei dem Versuch, Eric zu retten, selbst Schaden nehmen könnten. »Natürlich ist es das!«, rief ich. »Er ist mein Sohn, verdammt noch mal! Ich werde ihn niemals aufgeben, hörst du? Niemals!«
Emily drehte sich wortlos um und verließ mit unsicheren Schritten das Krankenzimmer.
Ich umarmte Eric zum Abschied, wohl wissend, dass er meine Berührung nicht spüren konnte. Auch ich war ziemlich wacklig auf den Beinen. Die körperlichen Strapazen in Erics Traumwelt gingen auch an meinem realen Körper nicht spurlos vorüber. Ich nahm mir ein Taxi nach Hause, fiel auf das Bett und schlief innerhalb weniger Minuten ein.
Als ich erwachte, war es bereits Nachmittag. Ich erinnerte mich nur undeutlich an meine Träume. Maria war darin vorgekommen. Sie
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