Glaub an das Glück, Annabelle! (German Edition)
machte Annabelles Mund trocken. Und dann die lässige Art, mit der er das schulterlange lackschwarze Haar im Nacken zusammengebunden trug …
„Señorita, por favor.“
Annabelle zuckte zusammen und begegnete grimmig Stefanos betont harmlosem Blick, während er lächelnd hinter dem Stuhl verharrte, den er für sie vom Tisch zurückgezogen hatte. Ihre Beine fühlten sich an, als wate sie durch tiefes Wasser, während sie auf ihn zuging. Kraftlos ließ sie sich auf den Stuhl fallen und schloss gepeinigt die Augen, als sie sein herber, maskuliner Duft streifte.
Obwohl er sie nicht berührte, glaubte sie seine Hände überall auf ihrem Körper zu spüren. Der Eindruck war so überwältigend und real, dass sich Annabelle frustriert eingestehen musste, dass die Gefahr offenbar gar nicht von Stefano Cortez ausging, sondern von ihrer eigenen, völlig haltlosen, übersteigerten Fantasie!
Grundgütiger! Der Mann war nur höflich, und sie bildete sich ein, er wollte sie verführen! Dabei hatte er ihr doch mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht einmal sein Typ war. Warum bildete sie sich dann ein, wildes Verlangen in seinen dunklen Augen zu sehen? Offensichtlich war sie nahe daran überzuschnappen!
Im Alter von zehn Jahren hatte sie sich vor den Launen ihres Vaters öfter mit ihrem Zwillingsbruder in den Wald des Anwesens geflüchtet. Dort fing Alex Frösche in dem dunklen Weiher, und sie behauptete, jeder Einzelne von ihnen sei ein verwunschener Prinz. Alex hatte sie ausgelacht und für verrückt erklärt.
Vielleicht hatte er recht gehabt, und die langen Jahre der Einsamkeit hatten tatsächlich dazu geführt …
Als Stefano spontan neben ihr Platz nahm, schrak Annabelle zusammen. Sie hatte gedacht, er würde sich ihr gegenüber niederlassen, wo er gesessen hatte, als sie den Speisesaal betreten hatte. Nun war er viel zu nah. Und er roch so gut, nach Sattelseife und Abendsonne … erdig, sauber und unverschämt maskulin.
Mit einem Wort: brandgefährlich!
Sie rückte so weit von ihm ab, wie sie es wagte, ohne vom Stuhl zu fallen, griff mit klopfendem Herzen nach der gestärkten Leinenserviette und breitete sie auf ihrem Schoß aus.
„Und, was gibt es Schönes zum Dinner?“, fragte sie dann so unbefangen wie möglich.
Als hätte er ihr umständliches Ausweichmanöver gar nicht bemerkt, öffnete Stefano nonchalant eine Flasche Wein. „Señora Gutierrez hat keine Mühen gescheut und einige von meinen Lieblingsspeisen zubereitet, um Sie gebührend auf der Hazienda willkommen zu heißen. Ich hoffe, Sie werden sie genießen.“
Er schenkte den Rotwein in zwei antike Kristallgläser und hielt ihr eines entgegen. Im Kerzenschein schimmerte der Wein rubinrot. Annabelle bemühte sich, jeden Hautkontakt zu vermeiden, als sie nach dem angebotenen Glas griff.
„Auf einen ganz besonderen Abend …“, sagte er vieldeutig.
Nur zögernd stieß sie auf den beziehungsvollen Toast an und gönnte sich einen stärkenden Schluck. Mit geschlossenen Augen wartete sie, bis der belebende Tropfen auf ihren leeren Magen traf. Hoffentlich beruhigten sich ihre zitternden Nerven möglichst schnell.
Stefano lüftete die schwere Silberglocke von einer üppig beladenen Platte und servierte ihnen beiden. Annabelle starrte wie hypnotisiert auf den vollen Teller und spürte, wie ihr Magen angesichts der verlockenden spanischen Köstlichkeiten zu knurren begann. Neben heißen Empanadas gab es roten Reis und mariniertes Hühnchen, scharfe baskische Chorizo , Käse und grüne Oliven.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie seit dem Morgen nichts zu sich genommen hatte. Nichts außer einer Tasse Kaffee und einem Müsliriegel an einer Tankstelle in Portugal. Abrupt stellte sie ihr Weinglas ab und griff nach der Gabel.
„Absolut göttlich!“, urteilte sie nach den ersten hastigen Bissen.
„Gracias“ , murmelte Stefano mit feinem Lächeln und schenkte ihr Rioja nach. Dann nahm er selbst einen Schluck, und Annabelle registrierte erst jetzt, dass er bisher kaum etwas getrunken hatte, während sie schon beim zweiten Glas war.
Keinen weiteren Muntermacher mehr! nahm sie sich vor, gönnte sich eine weitere Empanada und kaute genüsslich, bis sie Stefanos eindringlichem Blick begegnete und ihn schmunzeln sah. Errötend legte sie die mit Schafskäse und getrockneten Tomaten gefüllte Teigtasche auf den Teller zurück.
„Tut mir leid, dass ich mich so undiszipliniert vollstopfe, aber es schmeckt einfach fantastisch, und ich war kurz
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