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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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zu sich. Saß eine Viertelstunde reglos da. Stieg dann aus, ging zum Kiosk, kaufte eine Flasche Wasser und einen 0,2-Liter-Flachmann. Trank den Schnaps aus, danach das Wasser und fuhr langsam und vorsichtig los. Zwei Jahre hatte es ihn in Ruhe gelassen, sein »Souvenir vom Hindukusch«, wie er diese Anfälle für sich nannte. Nun hatte es ihn wieder erwischt, aber Judith wollte unbedingt zur Premiere ins Sülzer Theaterhaus, und er konnte sie nicht länger warten lassen.
    Judith bewohnte ein Zweizimmerappartment in einem modernisierten Altbau im Belgischen Viertel. Sie wartete bereits vor der Haustür.
    »Warum so spät?« Sie stieg ein, schaute ihn an und erschrak.
    »Josif, was ist los mit dir?«
    »Alles okay.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Josif genoss ihre Nähe, und noch mehr genoss er, dass sie ihn nicht mit weiteren Fragen bombardierte. Er hielt an einer roten Ampel an der Luxemburger Straße. Eine dieser verkehrsabhängigen Ampeln, die auf Rot schalten und rot bleiben, bis alle Straßenbahnen Kölns vorbeigefahren sind. Er wagte einen Blick zu ihr. Sie lächelte ihn an, zärtlich und liebevoll. Josif bekam einen Kloß im Hals. Er nahm ihre Hand.
    »Vorgestern habe ich von dir geträumt«, sagte sie leise. »Wir wollten zusammen wegfahren, Urlaub oder so. Wir laufen zu einem Zug, der gerade abfährt. Du schaffst es noch, aufzuspringen, und reichst mir die Hand. Aber der Zug wird immer schneller, und ich schaffe es nicht. Ich renne aus voller Kraft, deine ausgestreckte Hand ist ganz nah, aber unsere Hände berühren sich nicht. Der Zug fährt davon, du willst runterspringen, aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich begreife, dass der Zug mit dir endgültig weg ist, und fange an zu heulen. Davon bin ich aufgewacht.«
    »Die Bahn hat eh die Preise erhöht. Und die Lokführer streiken. Mein Lada ist besser.«
    Die Ampel sprang auf Grün.
    7
    Das Sülzer Theaterhaus war eine zweistöckige renovierungsbedürftige Villa aus dem 19. Jahrhundert. Der Kaufmann Rudolph Sandini, Großvater des jetzigen Besitzers Gabriel Sandini, hatte das Haus für seine Familie bauen lassen. Sein Sohn Wilhelm hatte es 1930 zum Theater umgebaut. Auf einem 7000 Quadratmeter großen parkähnlichen Grundstück gelegen, war es eine Oase im ansonsten mit Geschäfts- und Wohnhäusern dicht bebauten und in Köln sehr beliebten Stadtteil Sülz.
    Trotz langer Parkplatzsuche standen Judith und Josif pünktlich um 20.25 Uhr, fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung, am Zauntor. Doch sie hätten sich gar nicht beeilen müssen. Die Atmosphäre vor dem Theater glich einer Mischung aus Demo und Jahrmarkt. Dutzende Demonstranten verschiedener christlicher Organisationen, Splittergruppen und einzelne Individuen standen vor dem Eingang. Mehrere ältere Frauen verteilten Handzettel und Ostereier. Josif steckte zwei Eier in die Tasche seiner Lederjacke. Ein Chor aus Männern in dunklen Anzügen sang geistliche Lieder. Banner wurden hochgehalten: »Keine Gotteslästerung in Köln«, »Jesus lebt«, »Wer Gott beleidigt, ist ein Sünder«. Ein bärtiger Mann mit Filzhut in altertümlicher Kleidung stand auf einem Hocker und predigte mit tiefer Stimme und kölschem Akzent:
    »Ihr seid der Abschaum, des Teufels Werk. Verdammt in alle Ewigkeit. Mein Zorn wird euch vernichten …«.
    Ein knappes Dutzend Menschen bildete eine Kette und versuchte, die Zuschauer am Betreten des Theaters zu hindern.
    Polizisten sorgten dafür, dass die Besucher nicht tätlich angegriffen wurden und durch das Tor zum Theatereingang gehen konnten. Dort wurde jeder Gast durchsucht.
    Josif hielt Judith am Ellenbogen fest:
    »Möchtest du nicht lieber heute Abend deine kulinarischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und für uns was kochen?«
    »Hab ich auf morgen verschoben, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.«
    »Nein, aber erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.«
    »Das gilt für das einfache Volk, aber nicht für die intellektuelle Elite, der du angehörst.«
    »Oh, das tut gut, sag es noch mal.«
    »Intellektuelle Elite …«
    »Du hast mich überzeugt, gehen wir rein.«
    Auch im Saal mussten sie sich weiter gedulden. Die Vorstellung begann mit einer Stunde Verspätung. Zuerst erschien Gabriel Sandini auf der Bühne. Er war blass, seine Knie und Hände zitterten leicht. Er setzte zu einer Rede an:
    »Sehr geehrtes Publikum, ich möchte mich vor der Vorstellung nicht nur bei meinen Schauspielern, sondern auch bei jedem Einzelnen von Ihnen bedanken für Ihre

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