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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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Zuverlässig seist du, verschwiegen und unsichtbar. Und dann? Du versaust
es!«
    »Ich versaue nix«, sagte der Mann. Die Kritik an ihm hatte ihn
wütend gemacht. Er konnte sich zwar beherrschen, wurde nicht laut, aber auch so
war seine Stimmungslage unverkennbar. Seine Augen schienen zu funkeln, die
Lippen hatte er fest aufeinandergepresst, und er atmete wie ein wilder Stier
hörbar durch die Nase.
    »Ich versaue nix. War ein Unfall. Wollte den Mann nur überwältigen.
Aber sein Hals war so schwach. War schon tot, bevor ich hab zugedrückt.
Verstehst du?«
    Der Mann war nicht nur wütend, er war auch nervös. Ständig bewegte
er die Hände, und seine Finger erweckten den Eindruck, er mache mit ihnen Dehn-und Beugeübungen wie ein Gewichtheber, der gleich eine enorme Last stemmen
müsste.
    »Es war nicht geplant«, sagte er. »Nicht so. Aber ist es meine
Schuld, wenn altes Aas schnell krepiert?«
    Manczic hätte ihn am liebsten wieder korrigiert, hätte ihm gesagt,
dass Aas was Totes ist und dass etwas Totes nicht mehr krepieren kann. Doch das
war letztlich nicht wichtig. Wichtig war nur der nächste Schritt.
    »Was ist mit dem anderen?«, fragte er. »Dir ist klar, dass nichts
mehr schiefgehen darf, oder?«
    Der Mann knetete die Finger. Seine Wut wich einer gewissen Demut. Ob
sie echt war, hätte Manczic nicht zu sagen gewusst. Ihm genügte es, dass er
nicht mehr auf Aggression stieß.
    »Geht nichts mehr schief«, sagte der Mann. »Kannst dich verlassen.«
    Manczic kratzte sich am Kopf. Er dachte nach. Und er ließ den Mann
in der Stille und der Ungewissheit warten.
    »Was? Was denkst du? Was ist los? Du musst mir sagen!«
    »Ich bin skeptisch, ob du der Richtige bist. Das ist los. Der
Auftrag erfordert nämlich, dass du nicht nur deine starken Hände gebrauchst,
sondern auch mal deinen Verstand.«
    Der Mann grinste. »Fehler macht man«, sagte er. »Aber nicht oft.
Nicht immer selben. Verstehst. Ich habe mir den Mann angesehen. Bisschen
beobachtet. Wie er lebt und so, weißt du. Bin gut informiert …«
    »Was alles nichts nützt, wenn du ihm dann die Gurgel zudrückst,
bevor er uns den Namen sagt.«
    Der Mann grinste noch mehr.
    »Wird ihn sagen, brauchst nicht Sorge haben. Wird ihn ganz gewiss
sagen … Und dann? Wenn wir Namen haben – hängen wir ihn auch an einen Baum?«
    Manczic überlegte kurz. Dann sagte er: »Ist mir egal. Mach mit ihm,
was du willst. Hauptsache, er kann niemals mehr irgendeinem Menschen Schaden
zufügen.«
    Jetzt nickte der Mann. Manczic hatte den Eindruck, er würde in
Gedanken schon ganz genau überlegen, wie er sein Opfer zuerst zum Reden und
dann zum Schweigen brächte. Und wie zur Bestätigung sagte der Mann noch: »Gut.«
    »Ich gehe jetzt«, sagte Manczic. »Wann kann ich damit rechnen, den
fehlenden Namen zu erfahren?«
    »Wenn du willst, ist es so weit nächste Woche.«
    »Das ist gut«, sagte Manczic. »Ich erwarte deine Nachricht. So wie
immer.«
    Als er sich schon abwendete, um dem Ausgang aus der Labyrinth-Hand
entgegenzugehen, rief ihn der Mann noch einmal zurück.
    »Warte«, sagte er. »Wenn du rausgehst, zum Bus gehst und in
Innsbruck dann bist – hab Auge auf den Jungen. Er will nix Gutes. Find das raus
und sag mir Bescheid.«
    Manczic lächelte. »Ich finde das raus. Verlass dich drauf. Und du –
besorg uns du den Namen. Mach der Drecksau die Hölle heiß. Richtig heiß.«
    Er wartete nicht auf eine Reaktion, war nicht interessiert daran,
die Brutalität oder den Sadismus in den Zügen des Mannes zu sehen. Auch wenn er
Mist gebaut hatte, als er Spiss so leicht davonkommen ließ – Manczic war sich
sicher, dass er diese Aufgabe vorzüglich erledigen würde.
    Er hatte Berichte gelesen über die Folterungen und Tötungen
kroatischer Kämpfer im Balkankrieg. Kein Zweifel: Dem Opfer würde das Lachen
vergehen.
    Der würde die eigene Tochter verraten, dachte er.
    In diesen Minuten war Manczic ein ziemlich glücklicher Mensch.
    *
    »Du hast was?«
    Schwarzenbacher war fassungslos. Pablo stand ihm gegenüber, machte
ein betretenes Gesicht, und es hätte nur noch gefehlt, dass er die Schultern
hängen ließ.
    »Du hast ihn da reingehen lassen, bist ihm nicht nach und weißt
nicht, was er in der halben Stunde getrieben hat? Was ist nur in dich
gefahren?«
    »Ich hatte nicht genug Geld dabei«, sagte Pablo.
    »Das kann doch nicht wahr sein! Wegen ein paar läppischer Euro hast
du den Kerl laufen lassen.«
    Jetzt aber wurde Pablo störrisch. »Vielleicht sind es für dich

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