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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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die mittlerweile deutlich angeschickert ist, hüpft auf der Tanzfläche wie ein weißer Flummi auf und ab. Ich habe einen leichten Schwips und mir ist ein bisschen schwindelig, deshalb bleibe ich lieber außerhalb der Tanzfläche und klammere mich an meinen Drink fest. Ganz im Gegensatz zu Melanie, die sich soeben an einem der Tänzer festklammert, als handele es sich dabei um ihren siamesischen Zwilling.
    Melanie kreischt. Vier der Tänzer haben sich Melanie geschnappt und werfen sie in die Höhe. Melanies Unterröcke fliegen in die Luft und geben den Blick auf weiße Spitzenunterwäsche frei. Johlende Rufe ertönen. Die Mädels ga ckern wie die Hühner.
    „Ich glaube, es wird Zeit, das s wir einschreiten“, flüstere ich in Annas Richtung.
    „Ach , lass sie doch ihren Spaß haben. Schließlich ist Melanie alt genug.“
    „Bis du dir da so sicher?“ Ich deute auf Melanie, die sich gerade einem heißen Latino an den Hals wirft.
    „Na ja, vielleicht hast du recht.“
    Entschlossen kämpfen wir uns bis zur Tanzfläche vor. Melanie liegt mittlerweile in den Armen des Latinos.
    „Melanie“, schreie ich gegen den Lärm der wummernden Bässe.
    „Waaas?“, nuschelt Melanie.
    „Ich glaube, wir sollten gehen.“ Ich zupfe sie am Arm.
    „Ichfühlemischgroßartisch!“ Melanie wirft ihrem Tänzer ein Küsschen zu. Aha! Der lässt sich nicht zweimal bitten und reibt seine Hüfte an Melanies.
    „Zwei läufige Hunde sehen attraktiver aus“, bemerke ich trocken zu Anna. Eng ineinander verschlungen tanzen die beiden weiter.
    Anna grinst! „Meinst du, es handelt sich bei dem Tanz um eine Art Fruchtbarkeitsritual?“
    Ich lache laut auf.
    „Ich glaube , wir sollten besser einschreiten, bevor ihr Tanzpartner noch auf dumme Ideen kommt“, überlegt Anna.
    Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Gruppe Männer wahr, die den Club betritt.
    „... oder der Bräutigam“, ergänze ich und deute auf Andreas, der gerade wild gestikulierend auf eine der Barfrauen zugeht.
    Mit vereinten Kräften zerren wir Melanie weg von ihrem Latinolover. Keine Sekunde zu spät.
    „Ihrscheitecht Spielverderber“, nuschelt Melanie und zieht einen Flunsch.
    „Glaub mir, morgen wirst du mir dankbar dafür sein“, schreie ich ihr gegen den Lärm ins Ohr.
    „Hier bist du!“ Erschrocken fahre ich zusammen und drehe mich um. Andreas steht mit gerötetem Gesicht hinter uns. „Ich bin durch die halbe Stadt gefahren.“ Er wirft mir und Anna einen bösen Blick zu. Als ob das unsere Schuld wäre!
    Wir gehen von der Tanzfläche.
    „Wie siehst du überhaupt aus?“, brüllt Andreas.
    „Wiescho?“ Melanie schwankt verdächtig. Ihre Haare haben sich in ein Krähennest mit Blumen darin verwandelt. Ihr Lippenstift ist verschmiert.(Oh Gott , was hat die Frau denn noch alles in den letzten fünfzehn Minuten gemacht?)
    Andreas schweigt mit verbissener Miene.
    Die anderen Mädels warten bereits am Ausgang zusammen mit den Ehemännern.
    Wir gehen nach draußen.
    Zwischen Melanie und Andreas herrscht dicke Luft.
    „Aber isch liebe disch doch“, murmelt Melanie und folgt Andreas wie ein räudiges Hündchen ins Taxi. Die anderen schnappen sich ebenfalls ein Taxi.
    Zurück bleiben Anna und ich.
    „Ich glaube, die Hochzeitsnacht fällt aus.“ Wir schauen dem Taxi hinterher.
    „Ich denke, damit könntest du recht haben“, gackert Anna.
    „Und was machen wir jetzt?“
    „Was hältst du von einem kleinen Spaziergang?“
    „Gute Idee. Ich habe sowieso keine Lust mehr auf Hochzeit.“
     
    Wir haken uns ein und schlendern gemütlich die Straße entlang in Richtung Sternschanze. Mehrere Leute bleiben stehen und schauen uns in unseren Abendkleidern hinterher. Ich genieße die frische Luft nach der stickigen im Club.
    „Eins weiß ich sicher“, sagt Anna nachdenklich.
    „Was denn?“
    „Wenn ich mal heirate, dann nur am Strand und mit ein paar Freunden.“
    „So richtig romantisch“, schwärme ich. „Mit Kerzen, Blumen , einem einfachen weißen Kleid und barfuß im Sand.“
    „Ja, genau“, pflichte t Anna mir bei.
    „Soll ich mir dann auch ein paar Spiele ausdenken ? So wie Sockenhacken oder Schlüpfertanz ?“ Ich lache laut auf.
    „Untersteh dich“, gickelt Anna.
    „Och schade, dabei war das doch sooo lustig.“
    „Upps!“ Ich stolpere und verliere mein Gleichgewicht. Anna fängt mich in letzter Minute auf. „Ich glaube, ich habe einen Schwips.“
    „Dann geht es dir wie mir“, kichert Anna. „Aber dagegen gibt es ein todsicheres Mittel.“

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