Gluecksstern mit Schwips
ist ausgezeichnet. Anna und ich suchen uns ein gemütliches Plätzchen im Schatten. Schließlich wollen wir ja nicht unser Make-up ruinieren. Wir nehmen auf der kleinen Mauer Platz, die das Lokal abgrenzt. Dadurch, dass die Bullerei auf einer Art Anhöhe liegt, haben wir einen schönen Blick auf das Treiben unter uns auf der Straße.
Es herrscht die typische Schanzenviertel-Idylle. Rechts, keine fünfhundert Meter entfernt, kann man die Rückseite der U-Bahn-Station Sternschanze bewundern, ein Neubau mit viel Metall und Glas, was ihn auch nicht gerade schöner macht.
Autos donnern an uns vorbei. Fußgänger, die sich lautstark unterhalten, Pärchen schlendern Händchen haltend von einem Geschäft zum nächsten. Gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt Omas Apotheke, eine uralt eingesessene Kneipe, in der man lecker-deftige Gerichte essen kann. Bei derart schönem Wetter – der Hamburger an sich ist ja in dieser Hinsicht nicht gerade verwöhnt, wie wir alle wissen – ist jeder Platz an den Tischen draußen besetzt. Ein junger Mann packt direkt neben den Trinkenden sein Didgeridoo aus und beginnt darauf zu spielen. Dabei bläst er seine Backen wie ein quakender Frosch auf. Die ersten Passanten bleiben stehen und lauschen den Klängen. Ich nehme einen Schluck aus meinem Glas.
„Mhm , lecker.“ Ich lecke mir über die Lippen. „Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.“
„Ich finde, wir feiern ab sofort jedes Wochenende Hochzeit“, kichert Anna.
„Darauf stoßen wir an“, stimme ich zu.
Melanie kommt zu uns rübergeschwebt. Sie lässt sich neben uns auf das kleine Mäuerchen fallen.
„Meine Füße tun jetzt schon weh, und ich habe noch den ganzen Abend vor mir“, jammert sie.
„Dafür siehst du absolut traumhaft schön aus“, sage ich.
„Danke. Ich fühle mich auch wie eine Prinzessin.“ Sie winkt einen der Kellner herbei, der gerade ein Tablett mit kleinen Häppchen an uns vorbeiträgt. „Schönes Plätzchen habt ihr euch hier ausgesucht.“ Sie versenkt einen Shrimp samt Dekoration in ihrem Mund. „Ah, endlisch etwasch zu esschsen. Ich habe dasch Gefühl ..., sie schluckt, „... zu verhungern.“
„Das liegt vielleicht daran, das s du die letzten Tage nichts gegessen hast“, bemerke ich.
„Ja, aber die Quälerei hat sich gelohnt“, kichert Melanie.
„Du hast Salat zwischen den Zähnen“, deutet Anna.
„Oh Gott !“, sagt Melanie und trinkt hastig an ihrem Champagnerglas, um sich damit den Mund zu spülen.
„So kann man es auch machen“, bemerke ich.
„Ist es weg?“, fragt Melanie und zeigt uns ihre Beißerchen.
Anna legt den Kopf leicht schräg und starrt auf Melanies Mund. „So gut wie neu , und die Mandeln sehen auch völlig unauffällig aus.“ Wir prusten laut los.
„Meli , kommst du“, ruft Andreas und winkt zu uns rüber.
Melanie hüpft von dem Mäuerchen. „Die Pflicht ruft. Bis später!“
„Meinst du, ich soll ihr sagen, dass sie auf ihrem Kleid einen Abdruck von der Mauer hat?“, fragt Anna, als Melanie uns den Rücken zuwendet. Tatsächlich prangt ein riesiger brauner Fleck auf Melanies schneeweißem Brautkleid.
„Lieber nicht. Ich glaube, das könnte eine größere Krise bei ihr hervorrufen.“
„Na dann!“ Kichernd stoßen wir an.
Ein flachsblonder Lockenschopf drängt sich durch die Fußgängerzone. An der Hand ein dunkelhaariger Mann.
„Da hinten ist meine Schwester, zusammen mit dem Kindsvater“, bemerke ich und deute auf sie. „Lorena“, rufe ich, aber Lorena geht unbeirrt weiter.
Anna wird kreidebleich. „Scheiße. Das ist Oliver!“
„Was?“ Ich glaube, mich verhört zu haben. „Wo?“
„Das ist Oliver“, sagt Anna mit heiserer Stimme. „Der von DiegeheimeLiebe.de- Oliver!“
„Aber das ist Lorenas Freund. Das kann nicht sein.“
„Sara, ich weiß genau, dass das Oliver ist. Schließlich bin ich mehr als einmal mit dem Arsch im Bett gelandet.“
Oh mein Gott! Auf den Schreck nehme ich erst einmal einen kräftigen Schluck. Das erklärt einiges! Allerdings hätte ich nicht erwartet, dass Anna auf einen solchen Idioten, wie es dieser Oliver ist, reinfällt. Normalerweise ist meine Freundin, was die Auswahl ihrer Sexualpartner anbelangt, mit gutem Geschmack gesegnet – aber schließlich kann sich jeder mal irren!
„Jetzt weiß ich wenigstens , für wen mich der Depp verlassen hat.“ Sie presst die Lippen aufeinander.
„Anna, das tut mir echt leid.“ Ich nehme betroffen ihre Hand.
„Ich brauche dir nicht leid
Weitere Kostenlose Bücher