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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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sich sein Messer und beginnt, das Fleisch vom Spieß zu schälen.             
    „Äh, könnten Sie , bitte …“ Ich deute auf die Auslagen in dem kleinen Schaufenster.
    Der Mann hört auf und sieht über die Sch ulter zu mir rüber. Seine braunen Augen mustern mich belustigt.
    „Für mich den Döner Spezial .“ Dieser Döner ist geschmackstechnisch eine echte Offenbarung, aber geruchstechnisch(der Belag besteht aus Unmengen von Zwiebeln) eine Beleidigung für die Umwelt. Aber da ich heute alleine schlafe, ist es mir egal.
    „Ah, Fräulein hat guten Geschmack“, schnarrt der Mann und zwirbelt erneut an seinem Schnurrbart. Hoffentlich fällt nicht eines dieser borstigen Haare auf meinen Döner! „Hassan machen besten Döner für schöne Frau.“ Er zwinkert mir unter seinen buschigen Augenbrauen zu.
    „Danke“, hauche ich. Ich spüre die verräterische Röte auf meinem Gesicht.
    Anna kichert hysterisch. Claudi a grinst wie ein Breitmaulfrosch.
    „Du kannst Männer haben“, flüstert mir Leonie ins Ohr.
    Ich tippe mit dem Zeigefinger gegen meine Stirn. „Ihr seid echt bescheuert, wisst ihr das!?“
    Hassan hat nicht übertrieben. Keine fünf Minuten später halte ich einen verlockend duftenden Döner in meiner rechten Hand. In der Linken habe ich eine Flasche Bier. Wir lassen uns auf der kleinen Bank im hinteren Teil des Lokals nieder. Die zwei anderen Gäste unterbrechen ihr Kartenspiel nur kurz und spielen dann weiter.
    Ich beiße herzhaft in meinen Döner. Köstlich! Genießerisch schließe ich die Augen, während ich kaue.
    „Mhm , lecker“, quetscht Leonie hervor. „Du hattest völlig recht – das ist der beste Döner, den ich jemals gegessen habe.“
    „Wahnsinn“, sagt Anna. „Mit den Zwiebeln habe ich den OP morgen für mich alleine.“ Sie kichert.
    „Ich dachte, du hast morgen frei“, ruft Leonie entsetzt.
    „Wie kommst du denn darauf. Ich habe Wochenenddienst ab morgen Mittag. Aber mach dir keine Sorgen, aufschneiden geht immer.“
    „Vondirmöchteichnichtoperiertwerden.“ Joghurt tropft auf meine Finger. Ich lecke mit der Zunge darüber.
    „Wusstet ihr: Essen ist der Sex des Alters“, sagt Claudia .
    „Wennesdanachgeht, bin isch schooon uralt!“, sage ich.
    Alle lachen.
    „Ich werde nächsten Monat zweiunddreißig“, sagt Claudia.
    „Ja, aber du hast wenigstens einen Mann und ein Kind“, sagt Leonie. „Ich habe keines von beiden. Meine biologische Uhr tickt so laut, dass ich fürchte, jeder Mann kann sie schon von Weitem hören.“ Sie nimmt einen Schluck aus ihrer Bierflasche.
    „Das lässt sich ja ändern“, sage ich.
    „Wie denn?“, jammert Leonie weiter. „Dazu bräuchte ich ja erst einmal den richtigen Mann. Das ist schon mal Problem Nummer eins ...“
    „Du hast da was“, unterbricht sie Anna und deutet auf ihren Mundwinkel.
    Es klingelt leise. Ein melodisches Klingeln. Die Tür zum Dönerladen geht auf. Kalter Wind weht zu uns herüber. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Neugierig recke ich den Hals, um zu sehen, wer der Neuankömmling ist. Eine Frau steht in der Tür. Sie ist klein. Sie trägt einen langen, dunklen Rock, dazu schwarze Stiefel, und zum Schutz gegen die Kälte hat sie sich einen Schal um die Schultern geschlungen. Ihr Gesicht liegt im Schatten. Die Frau bleibt nach wenigen Schritten stehen.
    „Du kannst wenigstens ausschlafen“, sagt Claudia gerade. „Bei mir ist um sechs die Nacht vorbei.“
    „Ich bin ausgeschlafen, aber dafür einsam“, entgegnet Anna mit ungewöhnlichem Ernst.
    Keine meiner Freundinnen scheint die Frau zu bemerken.
    „Langweiliger Sex, Datingportale, jüngere Liebhaber – ich wünschte, ich hätte eure Luxusprobleme“, seufzt Claudia. „Ich habe das Problem, dass ich nur noch Mutter bin. Es interessiert sich niemanden mehr dafür, welche Bedürfnisse ich habe. Heute Abend ist der erste Abend ...“
    Genau in diesem Moment schiebt die Frau den Schal zu Seite. Sie ist alt. Unzählige Fältchen und Linien durchfurchen ihr Gesicht wie die Fl üsse einer Landkarte. Unsere Augen treffen sich. Für einen Moment scheint die Welt um mich herum stillzustehen. Instinktiv halte ich die Luft an. Ich schließe die Augen und schüttele den Kopf. Das muss am Alkohol liegen. Mir ist ganz schwindelig, und mein Herz rast. Als ich sie wieder öffne, ist die Frau verschwunden. Verblüfft schaue ich mich um. Die beiden Männer am Nachbartisch spielen Karten, und Hassan, der Ladenbesitzer, wischt gerade die Theke mit

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