Gluecksstern mit Schwips
nur etwas für ein Abenteuer. Auf der Suche nach dem Mann fürs Leben setzt eine Frau meistens andere Prioritäten, da spielt Sex eher eine untergeordnete Rolle. Schließlich soll sich dein zukünftiger Mann auch mal um eure gemeinsamen Kinder kümmern, anstatt nur daran zu denken, wie man sie macht. Da musst du dich entscheiden, was dir wichtiger ist – heißer Sex oder Zuverlässigkeit“, seufzt Claudia. „Ich spreche da aus Erfahrung!“
„Hm.“ So, wie Claudia das sagt, klingt es irgendwie gar nicht gut. Dabei haben Florian und ich schönen Sex miteinander. Okay, vielleicht nicht so wild und leidenschaftlich, wie man es immer in Büchern liest, aber dafür sehr vertraut. Bei Florian weiß ich immer genau, was ich zu erwarten habe. Alles verläuft nach einem festen Schema. Das hat auch seine Vorteile! Die besten Werbesprüche sind mir bisher beim Sex mit Florian eingefallen.
„Was macht die Wohnungssuche?“, fragt mich Claudia.
„Du suchst ne neue Wohnung?“ Anna sieht mich mit schreckgeweiteten Augen an.
„Nein, keine Angst“, schüttele ich den Kopf. „Ich suche eine neue Mitbewohnerin. Das weißt du doch.“ Anna ist nämlich meine Nachbarin. Unsere Wohnungen liegen Tür an Tür im gleichen Haus.
„Puh!“, seufzt Anna erleichtert.
„Und hast du schon jemanden gefunden?“, wiederholt Claudia ihre Frage.
„Nein. Das ist gar nicht so einfach, einen Ersatz für Lisa zu finden.“ Claudia nickt mitfühlend. „Entweder, die Leute sind WG-ungeeignet, oder nicht bereit, den hohen Mietpreis in Eppendorf zu zahlen.“
Lisa hat die letzten drei Jahre während ihres Studiums bei mir gewohnt. Das hatte den Vorteil, dass wir uns die Miete teilen konnten und immer jemand zu Hause war zum Quatschen. Seit Lisa nach Bremen gezogen ist, um dort als Lehrerin an einer Grundschule zu arbeiten, ist es in meiner Wohnung schrecklich ruhig geworden.
„Hey, da hinten ist ja mein Lieblingskollege“, winkt Anna freudig.
„ Kennst ihr den?“, fragt Claudia und reckt den Hals.
„ Ich glaube, dass ist der schwule Chirurg, von dem sie uns ein paar Mal erzählt hat“, erkläre ich.
Ein leicht untersetzter Mann mit schütterem Haar nähert sich unserem Tisch. Er trägt eine karierte Hose, dazu ein weißes T-Shirt und Chucks.
„Ein ganz klarer Fall von modischer Entgleisung!“, flüstert mir Claudia ins Ohr. Ich kann nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken.
„Hallo!“ Anna steht auf und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „ Wo warst du letzte Woche? Wo ist dein Freund?“
„ Der elende Miskerl hat sich von mir getrennt“, antwortet der Mops mit Grabesstimme. Er sieht aus, als breche er jeden Moment in Tränen aus.
„Das tut mir leid“, sagt Anna bedauernd. „Dabei warst du doch so verliebt?!“
„Ja. Er findet mich zu sensibel.“ Schnief!
„Zu sensibel?“ Anna runzelt die Stirn.
„Das muss ja ein schöner Idiot sein“, mische ich mich in das Gespräch ein. „Wenn du mich fragst, ist das eher als Pluspunkt zu werten und nicht als Trennungsgrund.“
Annas Kollege wirft mir einen dankerfüllten Blick zu.
„Möchtest du dich vielleicht zu uns setzen?“, fragt Anna.
„Hey“, protestiert Claudia. „Wir haben heute Mädelsabend.“
„Genau deshalb! Dieser Mann hier ist einer von uns – zumindest gefühlt“, entgegnet Anna und grinst.
Wir rutschen ein wenig auf der Bank zusammen. Anna und ihr Kollege sitzen mir gegenüber.
„Ich bin übrigens Sara“, stelle ich mich vor.
„Eigentlich heißt sie Saraswati Sananda Elisabeth“, feixt Anna.
„Du Schlange! Wer dich als Freundin hat, braucht keine Feinde mehr“, lache ich.
„Ach Göttle. Das ist allerdings ein ziemlich ausgefallener Name. Sind deine Eltern Schauspieler?“ Das Dickerchen wirft mir einen bedauernden Blick zu.
„Nee, warum?“, frage ich. „Meine Mutter ist Therapeutin.“
„Sexualtherapeutin“, fällt mir Anna ins Wort.
Ich seufze.
„Na, weil Schauspieler ihren Kindern auch immer so ausgefallene Namen geben müssen“, erklärt das Dickerchen und lächelt.
„Nein, meine Mutter ist ein ehemaliger Hippie und glühende Anhängerin der indischen Kultur.“
„Oh, du Arme.“
Ich nicke.
„Und was machst du jetzt?“, fragt ihn Anna.
„Mir den nächstbesten Kerl schnappen und wilden Sex haben .“ Der Chirurgenmops schaut interessiert zum Nachbartisch rüber.
„Das klingt allerdings alles andere als sensibel“, rümpfe ich die Nase.
„Liebelein. Ich bin zwar sensibel, aber nicht blöd“,
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