Glühende Leidenschaft
Probleme ins Haus standen. Allerdings wunderbare Probleme.
Zur Sheila kam ich letztlich über langes Nachdenken. Ich brauchte ein Zauberding, wollte aber nichts Abgedroschenes wie etwa ein Medaillon. Außerdem musste es etwas sein, das zu tragen und zu verstecken schwer war. Ich verzweifelte schon und dachte bereits an so große Dinge wie Möbelstücke, als mir plötzlich eine Online-Diskussion über Sheila-na-Gigs wieder einfiel. Bei dieser Diskussion war es darum gegangen, ob Sheilas Überbleibsel eines heidnischen Göttinnenkults seien oder christliche Warnungen vor der Sünde des Weibes. (Meine eigene laienhafte Auffassung ist, dass es zwei Arten von Sheilas mit unterschiedlichen Funktionen gibt: Die eine gebiert Blätter und Blumen und ist eine Göttin, die andere exponiert sich und stellt eine Warnung dar. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Christentum etwas Heidnisches aufgriff und es seinen Absichten dienlich machte.)
Die Sheila passte bestens in mein Konzept, denn sie gab Meg einen perfekten Grund, sie zu verheimlichen. Jede wohlerzogene Lady jener Zeit hätte sehr gezögert, zuzugeben, dass sie etwas derart Skandalöses besitzt und auch noch wertschätzt.
Ich dachte allerdings, ich würde etwas sehr Obskures verwenden. Stellen Sie sich also meine Überraschung vor, als ich eines Sonntags meine Zeitung aufschlug und darin einen ganzseitigen Artikel samt Foto fand, weil in Dublin eine große Ausstellung von Sheila-na-Gigs gezeigt wurde! Wie gesagt, Schreiben ist eine seltsame und manchmal zauberhafte Beschäftigung.
Die Haustiere fielen mir ein, als ich daraufkam, dass ein Mann wie Sax sicher auch ein paar bedürftige Tiere um sich scharen würde. Welche sollten es sein? Ein hässlicher Hund klang gut, ein Vogel ebenfalls. Aber was würde einen Papagei zu einem unerwünschten Haustier machen? Papageien, die unflätige Dinge sagen, sind schon zu abgedroschen, und so kam ich auf die Idee eines frauenfeindlichen Papageis, der von seinem Besitzer nach dessen Heirat verschenkt worden war. Das würde eindeutig für ein paar peinliche Momente sorgen!
Ursprünglich wollte ich Knox nur für einige nette Szenen verwenden. Aber ich kann nun einmal der Recherche nicht widerstehen, und so ging ich ins Internet, um zu sehen, was sich dort finden ließ. Was für ein faszinierendes Interessensgebiet, und welch wunderbare Geschichten Vogelfreunde zu erzählen haben! Schon bald war mir klar, dass Knox mehr Aufmerksamkeit brauchte, und so wurde er ein Nebendarsteller.
Das wirklich Seltsame ist allerdings, dass es schien, als sei er bereits von Anfang an dabei gewesen. Schon bei den ersten Entwürfen hatte die Heldin bemerkt, wie warm der Held sein Zuhause hielt. Nun, jeder, der einmal in einem Haus ohne Zentralheizung gelebt hat, weiß, dass das gar nicht so leicht ist. Jeder, der einmal Dezember und Januar in England verbracht hat, weiß, dass das feuchte Klima, auch wenn es nur selten wirklich kalt wird, einem das Leben schwer macht, und dass die Feuchtigkeit überall eindringt.
Sax ist in dieser Hinsicht jedenfalls nicht sehr empfindlich, warum also das warme Haus? Für Knox, natürlich!
Wie gesagt, Romane schreiben ist zauberhaft.
Ist eine Figur wie Knox möglich? Heute ja, bis hin zu seinen übersinnlichen Fähigkeiten. Viele Tiere zeigen solche. Zur Regentschaftszeit war er leider eher unwahrscheinlich, denn damals wurden die Bedürfnisse tropischer Vögel noch nicht erkannt, und sie starben häufig an Erkältung, an Licht- und Wassermangel oder durch falsche Ernährung. Doch dies ist eben ein Roman, und Sax ist ein Held, deshalb gedeiht Knox ganz fabelhaft.
Vielleicht ist es auch nur die Kraft der Liebe.
Mein Dank geht an die vielen Online-Menschen, die ihr Vogelwissen mit mir teilten, vor allem Whitney Walters aus der Autorengruppe Genie Romex, und an die Newsgroup rec.pets.birds.
Anders als meine vorherigen Bücher hat dieses keine Verbindung mit einem meiner anderen Werke. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, meinen ersten echten historischen Roman aus der Regentschaftszeit zu schreiben. Diese Periode, sie dauerte von 1811 bis 1820, war nicht zuletzt eine Zeit aristokratischer Eleganz und eines großzügigen, zumeist müßigen Lebensstils, die erstaunliche Exzentriker hervorbrachte. Es ist natürlich zudem die Periode der späteren Werke von Jane Austen, und auch wenn sie über den niederen Adel schrieb, dem sie selbst angehörte, so ist die Atmosphäre doch ähnlich.
Die Georgianische Ära
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