Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
Vom Netzwerk:
und ist wieder gegangen. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr. Meine Frau leidet sehr darunter. Und das mit Thailand hat sie nur erfahren, weil die Carpenters hier angerufen haben. Sonst wüsste sie bis heute nicht, dass Claire überhaupt weg ist.“
    Shawn schaute sich um, ihm war, als habe er ein Geräusch im Flur gehört, aber er schien sich getäuscht zu haben. „Nehmen Sie ihrer Frau ab, dass sie davon ausgeht, Claire mache sich eine schöne Zeit und nichts sei geschehen?“
    Geoffrey seufzte. „Nein, ich denke, sie sagt das, weil sie sich nicht eingestehen will, dass sie von Claires Leben nichts mehr weiß. Sie hat ihre Tochter vor langer Zeit verloren und ist völlig ausgeschlossen aus Claires Gedankenwelt.“

Kapitel 23
    Bangkok
    Mia und Sally waren froh, dass sie einander hatten. Die Not schweißte sie förmlich zusammen, sie wichen nicht voneinander. Beide saßen auf dem Boden und stocherten in ihrem Reis. „Sally, was ist mit deiner Familie? Können Sie dir nicht helfen?“
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine Familie. Meine Mutter ist früh gestorben, meinen Vater habe ich nie kennengelernt und Geschwister habe ich auch keine. Da ist nur irgendein Onkel in Kanada. Das war es aber auch.“ Sie klang traurig.
    Mia wollte gerade ihre Hand nehmen, als die anderen Frauen zum kleinen Fenster stürmten, das auf den Hof zeigte. „Was ist denn da los?“ Mia wollte auch aufstehen, doch Sally hielt sie fest.
    „Bleib“, sagte sie knapp. „Es ist wieder soweit.“
    „Was ist wieder soweit?“
    „Eine wird sterben“, erwiderte Sally.
    Mia blickte verängstigt zur Luke. Sie begriff nicht, bis sie einen Schuss hörte und zusammenfuhr. Sie erstarrte in ihrer Bewegung und spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten und ihr Magen zu revoltieren begann. Von der einen auf die andere Sekunde wurde es still.
    Eine schreckliche Einsamkeit lag in der Luft. Sally hatte die Augen geschlossen und Mia hörte nur vereinzelt eine der Frauen schluchzen, die sich um das Fenster gedrängt hatten. Sie wandte ihrer Freundin das Gesicht zu und blickte sie stumm an. Sie ging langsam in die Hocke und ließ sich schließlich neben Sally fallen. Beide lehnten an der Wand, Mia zog die Füße ein Stück an und legte die Unterarme auf den Knien ab. Dann schloss sie die Augen und lehnte den Kopf in den Nacken. Sie seufzte schwer, als Sally die Stille unterbrach. „Hinrichtungen“, sagte sie.
    „Wie bitte? Du kannst mir doch nicht sagen, dass hier einfach Menschen hingerichtet werden?“, fragte Mia.
    „Doch. Genauso ist es. In den letzten Wochen waren es drei. Meistens werden sie erschossen, manchmal nur weggebracht. Keine Ahnung, was dann mit ihnen passiert.“
    Mia riss die Augen auf. Ihr Herz pochte in ihrer Brust. „Was weißt du noch?“ Sie spürte Magensäure in ihrem Rachen und schluckte den bitteren Geschmack runter.
    „Jede bekommt einen Prozess, aber ich habe noch nicht erlebt, dass eine gehen durfte“, erzählte Sally weiter.
    „Ich glaube das alles nicht“, flüsterte Mia.
    Ihre Freundin rückte näher an sie heran. „Was glaubst du denn? Dass das hier ein normales Gefängnis ist?“ Sie sprach leise. „Hier kommen die hin, die unauffällig verschwinden sollen. Man macht ihnen einen Scheinprozess, aber in Wahrheit ist vorher schon alles eingefädelt worden.“
    Mias Blick verschwamm, und als ihr die Tränen über die Wangen liefen, verbarg sie ihr Gesicht in den Händen. „Was heißt das?“ Ihre Stimme klang ängstlich, kaum hörbar.
    „Mein Prozess war vor ein paar Tagen, ich habe kein Wort verstanden. Alles war auf Thai. Mein sogenannter Anwalt wollte, dass ich ein Schreiben gegenzeichne, damit mir die Todesstrafe erspart bleibt. Das habe ich schließlich gemacht. Und ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich da unterzeichnet habe. Dieser ganze Prozess war absurd. Total gestellt und inszeniert, die Dokumente waren mit Sicherheit gefälscht.“ Sally schluckte und hielt kurz inne. „Und ich glaube mittlerweile, dass ich mein eigenes Todesurteil unterschrieben habe.“
    Mia atmete immer schneller und hämmerte wie wild mit den Fäusten gegen die Gitterstäbe. Sie schrie um ihr Leben. „Ich will hier raus. Hören Sie. Wo ist mein Anwalt? Ich will meinen Anwalt sprechen“, sie brüllte immer lauter, bis Sally neben ihr stand und sie in den Arm nahm. Nur langsam beruhigte sich Mia. „Wie kannst du so ruhig bleiben, Sally? Ich dreh hier durch.“
    „Was glaubst du, was ich die ersten

Weitere Kostenlose Bücher