Gnadenlos (Sara Cooper)
genervt.
„Ich liebe es, wenn du mich so nennst“, erwiderte Dana und wickelte ihren Enkelsohn in eine Decke ein, obwohl es draußen 20 Grad waren.
„Im Ernst, Dana. Was soll das?“
Dana ließ sich neben Noah auf das Sofa sinken, so dass er sein gesundes Bein anwinkeln musste, um seiner Grandma Platz zu machen. Sie senkte den Kopf. „Meine Töchter schließen mich beide völlig aus ihrem Leben aus! Weißt du eigentlich, wie schlimm das für mich ist?“ Sie schluchzte. „Meine Enkelin ist verschwunden und keiner hält es für nötig, mir Bescheid zu geben. Genau wie damals bei...“
Matt hob den Finger und unterbrach sie. Noah musste nun wirklich nicht mit der Entführung konfrontiert werden. Er holte einen Kopfhörer, der mit dem Fernseher verbunden war und reichte ihn seinem Sohn. „Hier, dann musst du unser Geplapper nicht ertragen.“
Noah lächelte erleichtert. Nachdem der Kleine die Kopfhörer aufhatte, widmete sich Matt wieder seiner Schwiegermutter. Auf eine weinende Mrs Webber war er nun wirklich nicht gefasst. Er hockte sich vor sie und nahm ihre Hände. „Mom, Jane hat dich rausgeworfen und das tut mir sehr leid, aber sie will in dieser Situation halt alleine sein. Das musst du verstehen. Menschen reagieren nun mal unterschiedlich in solchen Extremsituationen.“
„Aber Mia ist doch meine Enkelin“, erwiderte sie.
„Ich weiß“, er nickte. „Wir können jetzt nur abwarten und hoffen, dass Sara sie findet.“
Danas Schluchzen verebbte. „Matt, kann ich eine Weile hier bleiben? Ich bitte dich. Ich wäre gern in eurer Nähe.“ Er wusste, dass er einen großen Fehler machte. „Klar Dana, du kannst das Gästezimmer haben.“
Kapitel 26
Koh Tao
Der Abend war eingekehrt. Sara saß frustriert am Strand und blickte der Sonne entgegen, die schon fast am Horizont verschwunden war. Sie wunderte sich darüber, dass die Sonne hier viel früher unterging als in San Diego, aber sie wunderte sich über so vieles in diesem Land. Den ganzen Tag über hatten sie die Insel abgesucht, aber nichts hatte sich ergeben. Kein Rollerverleih konnte sich an die Gruppe erinnern. Niemand schien die Roller zu vermissen, niemand wollte sie gefunden haben. Diese Tatsache machte Sara noch viel skeptischer. Sie war müde und enttäuscht, ihre Füße taten höllisch weh, weil sich mehrere Blasen bemerkbar machten. Ihre Schwester hatte zweimal versucht, sie zu erreichen, aber Sara wollte zuerst Matt anrufen. Schon nach dem zweiten Klingeln hob ihr Mann ab. „Baby, wie geht es dir?“ Er war sichtlich froh, ihre Stimme zu hören.
„Hey Matt“, sagte sie erschöpft. „Ach, nicht so gut. Es läuft alles stockend, eigentlich habe ich gar nichts herausfinden können“, sie war enttäuscht. „Ich weiß nicht, wo ich noch ansetzen soll. Die Mädchen sind auf Koh Tao verschwunden, soviel steht fest, aber dann verläuft sich ihre Spur. Irgendetwas ist hier oberfaul, aber ich weiß noch nicht was.“
Matt seufzte, als er seiner Frau zuhörte. „Sara, du bist erst seit ein paar Tagen auf der Insel, setz dich nicht unter Druck.“
„Wie geht es euch?“, wechselte sie das Thema.
„Dein kleiner Sohn steht neben mir und verlangt nach dem Hörer“, sagte Matt. Sara vernahm ein kurzes Rascheln.
„Mummy, Mummy!“ Noah freute sich, seine Mutter endlich zu sprechen, und auch Sara richtete sich auf. Sie lächelte.
„Mein Junge, wie geht es dir?“
„Wann kommst du wieder, Mummy? Ich vermisse dich.“
„Ich vermisse dich auch.“ Sara blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. „Ich komme bald wieder, Noah. Und solange passt du schön auf Daddy auf, okay?“
Noah lachte. „Ja, das mache ich.“
Sara wollte noch etwas sagen, aber Noah hatte den Hörer schon wieder seinem Vater gereicht. „Hey, du siehst, unser Sohn ist vielbeschäftigt.“
Sara lachte. „Ich vermisse euch so“, sagte sie leise.
Sie hörte, wie Matt einatmete. „Sei vorsichtig, hörst du. Du klingst geschafft und müde. Leg dich hin. In ein paar Stunden kannst du wieder klar denken.“
Sara stocherte mit ihren Händen im Sand. „Ja, ich werde es versuchen. Hast du was von Jane und Mum gehört?“
„Ach so, ja. Sagen wir mal so, die Situation hat sich geändert. Wir haben nun den hohen Besuch hier. Deine Mutter ist bei uns.“
„Bitte was? Um Gottes Willen! Was ist passiert?“
„Sie stand einfach wieder vor der Tür. Deine Schwester hat sie an die Luft gesetzt. Jetzt wohnt sie im Gästezimmer und telefoniert gerade mit irgendeinem
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