Götter der Lust
unschuldigen Grinsen.
«Gibt’s hier auch was zu essen?» Abby griff nach ihrer Lederjacke,die an der Lehne seines Stuhls hing, blickte auf sein ihr zugewandtes Gesicht hinab und hielt inne. Ihre Brüste, nur von einem alten, knappen T-Shirt bedeckt, schwebten unmittelbar über seinem Mund. Bevor sie es sich noch verkneifen konnte, hatte sie schon begonnen, über eine Bewertung seiner Lippen beim Küssen nachzudenken, die in die Höhe schnellte, als sie bemerkte, dass er ihre Brüste schmecken wollte. Er berührte seine Oberlippe mit der Zungenspitze. «Ich habe einen Riesenhunger.»
Sie richtete sich auf, wandte sich von ihm ab und zog ihre Jacke über. Abby schmunzelte in sich hinein. Sie wusste nicht recht, was sie von dem Mann halten sollte. Na schön, sie wusste es doch. Er hatte eine reichlich spöttische Art und war anzüglich, aber vielleicht war er ihr einziger Verbündeter in diesem Zeitalter. Warum sollte sie ihn nicht genießen?
Er packte sie am Arm und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. «Ich weiß nicht, ob Ihre Art auch in Ihrer eigenen Zeit als gewöhnlich gilt, Madam, möchte Ihnen jedoch empfehlen, einige Eigenheiten Ihres Wesens nicht allzu offen zur Schau zu stellen, sonst –»
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. «Sonst was?»
«Werde ich das hier tun.» Myles riss sie an sich, packte sie im Nacken und drückte seinen Mund auf ihren. Sein grober, schwindelerregender Kuss forderte eine Reaktion heraus. Gegen diesen Instinkt kämpfte sie an, lehnte sich gegen ihn auf und versuchte, ihn wegzustoßen, aber er küsste sie noch immer. Durch ihre Bewegungen gerieten ihre Becken aneinander, und eine stramme Linie machte sich dort bemerkbar, wo sich sein Glied versteifte.
Mit einem Stöhnen stieß er sie von sich. «Ich werde Sie nicht nehmen, außer wenn Sie es auch wollen», knurrte er.
Abby schwankte. Sein Rückzug erschütterte sie stärker, als sie erwartet hätte, gemessen an der kurzen Zeit, die sie einander kannten. Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf sich in Positur. «Dann müssen Sie aber zeigen, dass Sie ein guter Junge sind, bevor Sie kriegen, was Sie wollen.»
Er grollte: «Gehen wir was essen.»
In ihrem Unterleib zog sich etwas zusammen.
Er zeigte ihr den Weg zur Küche im Erdgeschoss. In der Speisekammer holte er aus einem Schrank Käse, aus einem anderen Brot und ein paar Äpfel. «Ich fürchte, viel mehr ist nicht da. Sie können von Glück reden, dass ich heute Morgen daran gedacht habe, ins Dorf zu gehen.» Er reichte ihr ein Messer. «Schneiden Sie das Brot?»
Abby setzte sich auf einen Hocker und begann, das noch frische Brot aufzuschneiden. «Von Glück? Sind Sie vielleicht vergesslich?»
«Ich fürchte, ja. Ich bin Wissenschaftler.»
Abby zog beide Brauen hoch. Das Klischeebild des typischen Wissenschaftlers kam ihr in den Sinn: Ein Etui voller Stifte, Brille, zerzaustes Haar (meist weiß), geistesabwesend, ein Mangel an sozialer Kompetenz – eine Beschreibung, die auf Myles Hardy so gar nicht passen wollte.
«Wirklich?»
Er blickte vom Käseschneiden auf. «Ich arbeite auf dem Gebiet der Archäologie. Ich beschäftige mich mit der Wiederentdeckung von altertümlichen Kunstwerken. Schon seit meinem Abschluss in Oxford.»
«Wie dieser Elgin Marbles?», fragte Abby, während sie ein improvisiertes Sandwich in sich hineinschlang.
Er verzog das Gesicht. «In nicht ganz so großem Stil. Das ist auch der Grund dafür, dass ich …» Er biss ein Stück Käse ab.
Sie war neugierig geworden. «Dass Sie was?»
Myles zuckte mit den Schultern. «Und Sie? Sie leiten Hotels? Das ist doch keine Arbeit für eine Frau.»
«Weil ich in dieser Zeit nur Ehefrau, Gouvernante oder Hure sein könnte?»
«Verzeihen Sie, aber keine Frau, die etwas auf sich hält, würde freiwillig arbeiten.»
«Junge, müssen Sie noch viel lernen.»
Er kräuselte verächtlich die Lippen. «Ich fürchte, Sie sind diejenige, die sich umstellen muss. Schließlich sind Sie in meiner Zeit gelandet, nicht ich in der Ihren.»
Sie schnitt eine Grimasse. «Ich nehme an, dann werde ich jetzt wohl auch noch Korsetts und lange Röcke tragen müssen.»
«Wenn Sie nicht im Irrenhaus enden wollen, würde ich das empfehlen», erwiderte er grinsend. «Im Übrigen wette ich, dass Sie in einem Kleid ganz entzückend aussehen.»
Abby bedachte ihn mit einem jener langen Blicke, die ihre Angestellten so fürchteten. Entzückend? In einem Kleid? Glaubte er wirklich, sich auf so billige Weise
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