Götter der Lust
Aber immerhin muss ich einräumen, dass Sie recht ungewöhnliche Gegenstände Ihr Eigen nennen.» Seine Stimme klang irgendwie erstickt. «Fast bin ich geneigt, Ihnen zu glauben. Dieses … Ding da, in das Sie gesprochen haben …»
«Mein Handy?» Sie warf es ihm zu, noch immer bewusst Abstand haltend, und er betrachtete es fasziniert.
«Woraus ist es gemacht?»
«Hauptsächlich Plastik und Metall. Wollen Sie jetzt meine Tasche öffnen oder nicht?»
Er warf ihr einen genervten Blick zu. «Wie aber lässt sich dieses Ding aufbekommen?»
Abby kniete sich neben ihn und merkte, dass dieser Fremde alles andere als ein magerer Wicht war. Er war sogar ausgesprochen kräftig. An den Schenkeln sprangen die Muskeln regelrecht hervor. Er wirkte so … so stattlich.
«Es hat einen Reißverschluss», erklärte sie und zeigte ihm, wie er funktionierte, indem sie ihn ein Stück weit aufzog. «Ich glaube, die Dinger wurden im zwanzigsten Jahrhundert erfunden.»
Er brummte, zog am anderen Reißverschluss und klappte den Deckel auf. Weiße Blusen, fein säuberlich gestapelt, dazwischen dunkelblaue, flache Schuhe und tadellos aufgerollte schwarze Socken.
«Dass Sie bloß nicht auf die Idee kommen, in meiner Unterwäsche herumzuwühlen.»
«Ich käme nicht im Traum darauf, meine Liebe», murmelte er, hob den Blusenstapel hoch und setzte ihn behutsam neben der Tasche ab. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen. «Na so was.»
Abby wäre am liebsten im Erdboden versunken. Sie schloss die Augen und ließ sich auf ihre Fersen sinken. Warum hatte sie ihn nicht zurückgehalten? Weil sie geglaubt hatte, er hätte ihre andere Tasche.
Nein, nein, nein.
Wahrlich kein guter Anfang für ihren Umgang mit dem Personal oder worum auch immer es sich bei diesem Kerl handeln sollte.
«Das hier erkenne ich», erklärte er. Sie öffnete vorsichtig ein Auge und sah, wie er einen großen synthetischen Dildo drückte. «Wenn auch nicht aus diesem Material, sondern aus Holz oder Elfenbein.» Er warf den Kopf zur Seite. «Dienen die anderen Gegenstände ähnlichen Zwecken?»
Ihre Wangen brannten, und sie nickte verschämt. Sie wagte es nicht, einen Blick auf die reichhaltige Sammlung an Spielzeugen zu werfen, die sie mitgebracht hatte, um sich mit ihnen zu verlustieren.
«Interessant.»
Das war die Untertreibung des Jahres.
«So etwas habe ich noch nie gesehen.»
«Legen … legen Sie sie bitte zurück», bat Abby schwer atmend mit der Andeutung einer Handbewegung in Richtung auf ihre Taschen.
Er lachte leise vor sich hin. «Na schön, nachdem wir jetztgeklärt haben, dass zumindest Ihr Gepäck aus der Zukunft stammt –»
«Sie sind ein verdammt sturer Typ.» Ihren Worten fehlte der gewohnte Nachdruck.
«– denke ich, dass Sie erst mal bleiben können.»
«Wie nett von Ihnen», murmelte sie, warf ihre Blusen wieder in die Reisetasche und zog den Reißverschluss zu, bevor sie aufstand und die Tasche aufrecht hinstellte.
Er stand ebenfalls auf. «Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns miteinander bekanntmachen, nachdem wir keinen gemeinsamen Bekannten haben, der das erledigen könnte. Also gut, Frau aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Gibt es in der Zukunft überhaupt noch Namen, Mrs. oder Miss …?»
«Ms.», korrigierte ihn Abby.
«Ms.?», wiederholte er stirnrunzelnd.
«Ja, Ms. Abigail Deane. Und wie heißen Sie?»
«Hardy, Myles Hardy. Zu Ihren Diensten», antwortete er mit einer knappen Verbeugung. «Und was machen wir jetzt mit Ihnen?»
Sie hatte keine Ahnung.
Ich gehöre nicht ins Jahr 1807. Was soll jetzt bloß aus mir werden?
Misstrauisch beäugte sie Myles Hardy.
Kann ich ihm wirklich trauen?
«
Es gibt keinen Grund, so verängstigt dreinzuschauen», versuchte Myles sie zu beruhigen, doch als er auf sie zutrat, wich sie unwillkürlich zurück. «Außer Ihnen und mir ist kein Mensch in diesem Haus.»
«Soll ich das vielleicht beruhigend finden?», erwiderte sie mit Blick auf ihre Handtasche. Wenn sie nur an ihr Tränengas-Spray käme …
«Jedenfalls werden wir genug Zeit haben, den Dingen erst mal auf den Grund zu gehen – wie Sie überhaupt hierhergekommen sind, wie wir Sie zurückschicken können.»
«Was meinen Sie mit ‹wir›?»
«Ich wollte gerade noch hinzufügen: ‹und Ihnen helfen können, sich hier zurechtzufinden›, aber wenn Sie auf meine Hilfe keinen Wert legen …» Er trat ein paar Schritte zurück.
Abby schnaubte verärgert. «Besten Dank für Ihr
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