Goettin der Legenden
blickten auf, als Jenny zu singen begann. Das Lied hatte Isabel noch nie gehört, aber Jennys Stimme war wunderschön. Am Schluss klatschten alle begeistert.
Wow! Beeindruckend war gar kein Ausdruck.
»Sie ist echt gut!«, rief Isabel.
»Das kann man wohl sagen. Sie singt mir immer vor, während ich bade.«
»Du Glückliche!«
»In der Tat.«
»Apropos, was genau hast du zu den Bediensteten gesagt?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, antwortete Gwen mit perfekter Unschuldsmiene und schwenkte ihren Kelch.
»Oh, doch, das tust du.«
Lächelnd nippte Gwen an ihrem Wein. »Ich habe nur erwähnt, wie sehr ich mich für Mary und James freue und dass es doch schade wäre, wenn sie ihr Glück nicht teilen.«
Isabel nickte. »Gut gemacht. Das war wirklich nett von dir.«
»Nicht der Rede wert.«
»Also, das sage ich dir jetzt nicht, weil ich zu viel getrunken habe – ich mag dich sehr, Gwen, und ich bewundere deine Tatkraft. Wenn du etwas angehst, dann richtig.«
Auf einmal kamen Gwen fast die Tränen. »Das sage ich dir jetzt nicht, weil ich zu viel getrunken habe«, flüsterte sie. »Ich verstehe sehr gut, warum Arthur so hingerissen von dir ist.«
Jetzt musste auch Isabel fast weinen. »Ganz gleich, was die Zukunft bringt – ich hoffe, wir bleiben Freundinnen, Gwen.«
»Das hoffe ich auch. Vielleicht werden wir sogar Freundinnen fürs Leben.«
Isabel lächelte ihr zu, dann fragte sie: »Wie gefällt dir eigentlich Lance’ neue Frisur?«
Gwen blickte zu ihrem Geliebten hinüber. »Er sieht umwerfend aus, nicht wahr?«
Wenn man auf hübsche kleine Jungs steht
, dachte Isabel, sprach es aber nicht laut aus. Sie selbst fand Arthurs harte, männliche Schönheit viel anziehender, aber über Geschmack ließ sich bekanntlich streiten. Zum Glück waren ihre und Gwens Vorlieben in dieser Hinsicht vollkommen verschieden. »Oh, ja«, bestätigte sie diplomatisch.
»Und was denkst du über James?«, fragte sie.
»Wer hätte das für möglich gehalten?«
»Mary wusste es von Anfang an. Sie hat sofort sein gutes Herz gesehen. Aber er ist auch wirklich ein sehr attraktiver Riese.«
Gwen kicherte. »Auf den ersten Blick scheint selbst Mordred attraktiver.«
»Mordred wird zu einem verdammt schönen Mann heranwachsen, da bin ich mir sicher. Wenn ich ihn anschaue, sehe ich Arthur in jungen Jahren.«
»Apropos, was hast du eigentlich gemacht, Isabel?«
»Was meinst du?«
»Mordred hat sich verändert. Bis vor kurzem war er ständig darauf aus, seinen Vater zu quälen, aber jetzt lachen die beiden plötzlich miteinander und umarmen sich sogar. Gerade heute Morgen habe ich sie zusammen trainieren sehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du etwas mit Mordreds Sinneswandel zu tun hast.« Gwen nippte an ihrem Wein, bevor sie hinzufügte: »Und vielleicht auch mit seiner Knieverletzung.«
»Vielleicht«, meinte Isabel grinsend.
Einem inneren Impuls folgend, streckte sie der Königin ihren kleinen Finger hin. Gwen starrte sie einen Moment erstaunt an, dann hob auch sie die Hand, und die beiden Frauen verschränkten ihre Finger ineinander.
»Das bedeutet mir sehr viel, Isabel«, sagte Gwen, die diese Geste intuitiv verstand.
»Mir auch.« Isabel lächelte. »Was meinst du – ist das die seltsamste Freundschaft aller Zeiten?«
»Gut möglich. Aber sie verspricht auch sehr viel Spaß.«
»Niemand würde glauben, dass wir uns verbündet haben.«
»Und genau das macht die Sache so amüsant.«
Plötzlich ertönte ein lautes Klirren, und die beiden Frauen zuckten erschrocken zusammen. Als sie sich umblickten, sahen sie Arthur auf einem der Tische stehen und mit einem länglichen Gegenstand an seinen Krug klopfen, um für Ruhe zu sorgen.
»Würde das glückliche Paar bitte vortreten?«, rief er.
Isabels Herz setzte einen Schlag aus. Manchmal konnte sie immer noch kaum fassen, dass dieser Mann – dieser unglaublich respekteinflößende, unglaublich schöne Mann – sie tatsächlich liebte. Dass er sie begehrte. Dass er sie beschützen und in seinen Armen halten wollte.
Natürlich hoffte sie nach wie vor, dass er mit der Zeit ein bisschen weniger chauvinistisch werden würde, aber gleichzeitig sah sie ihn plötzlich in einem neuen Licht. Er war ein König, aber kein Diktator. Jeder Bewohner Camelots lag ihm am Herzen, er achtete sie alle gleichermaßen und kümmerte sich um sie wie um seine eigene Familie. Und offensichtlich schätzten und bewunderten seine Untergebenen ihn sehr. Isabel hatte keine Ahnung,
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