GOLDAUGEN (German Edition)
„Dudley“. Seine Verbitterung darüber, dass er seit seinem fünften Lebensjahr, nach einem tragischen Unfall, nicht mehr laufen konnte, wich im Laufe der Jahre einer Freude darüber, soviel Gutes auf seinem Weg mitbekommen zu haben. Und dann kam Celine, die ihn so liebte, wie er nun mal war.
Bei ihr hatte er mit einer eisernen Regel gegenüber seinen Brüdern gebro chen.
Sie wurde akzeptiert, und er nicht geächtet. Er hatte sie in Paris während ihres Orientalistik-Studiums kennengelernt. Celine verbrachte immer wieder Zeit damit, die geistige und materielle Kultur des Orients vor Ort kennenzulernen. In den folgenden Jahren reisten sie viel gemeinsam, oft war Celine allein in Ägypten unterwegs.
Mit ihrem überragenden Talent, verschlüsselte Sprachen und Symbolik zu enträtseln, hatte sie in der Vergangenheit für die Bruderschaft viele uralte, äußerst seltene ägyptische und andere naturphilosophische Aufzeichnungen, aber auch ganze Bücher übersetzt. Viele Spezialisten sind für die Goldklingen tätig, sie stellt die meisten in den Schatten. Franck bewunderte vom ersten Tag an ihren Spürsinn. Wieder einmal war sie für die Ihren unterwegs, um originale uralte keltische Schriften entgegenzunehmen. Derzeit verweilte sie in London, um mit einem findigen Buchhändler über den Preis zu verhandeln. Wegen der vielen erschreckenden Neuigkeiten aus den USA fuhr sie äußerst unruhig los.
Die massive Holztür ging auf und ein Schlacks von Mann trat herein:
» Heinz, mein Lieber, wie geht es dir?«
» Danke, eigentlich blendend. Der Flug von Berlin nach Bordeaux und letztlich hierher war etwas umständlich, damit verschone ich dich lieber. Ist Hassan noch nicht hier?«
» Nein, er wollte ja unbedingt mit dem Auto fahren, ich habe ihm den Bentley hinstellen lassen. Dabei hättest du ihn doch im Hubschrauber mitnehmen können.«
» Er ist halt ein unverbesserlicher Autonarr.«
Sie lachten herzlich und laut.
Währenddessen wurde auch Hassan vom Butler Gernot hereingeführt.
»Lacht ihr über mich ?«
»Wie kommst du denn darauf ?«
Sie begrüßten sich und nahmen an der riesigen Festtafel über Eck Platz, an dem alle dreiundzwanzig Brüder bei Bedarf bequem sitzen konnten. Dieser Raum hatte sich augenscheinlich auch nicht in den letzten hundert Jahren geändert. Eine meisterlich, religiös bemalte Holzvertäfelung an den Wänden und Decken gab dem Raum noch mehr Würde. Gernot servierte Kaffee, diverse Kaltgetränke und zog sich sogleich diskret zurück. Als er draußen war, drückte Franck einen versteckten Knopf, der unter der Tischplatte angebracht war.
Wie von Geisterhand riegelten alle massiven Eichentüren ab, es fielen Gitter und stählerne Rollläden vor den Fenstern und Türen herunter und arretierten am Boden fest ein. Das Licht an der Decke wurde automatisch angepasst. Eine Klimaanlage regelte fortan die Raumtemperatur, Frischluft wurde über Lüfter zugeführt. Das Zimmer war von nun an hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Von dies em zweigt ein weiterer dahintergelegener Raum ab.
Der Eingang dahin wird von einem massiven, riesigen steinernen Kamin verborgen. Dieser glitt nun lautlos auf einem Rollensyst em zur Seite.
Sie standen alle D rei auf und gingen in das verborgene Kellerlabyrinth. Dieses wurde schon vor über hundert Jahren angelegt. Dort lagern einige der bestgehüteten Geheimnisse der Menschheit. Ein Fahrstuhl wartete schon, sie betraten ihn und kurz darauf befanden sie sich in einem Teil der zweiten unterirdischen Etage. Professor Dyson, der sie schon erwartete, nahm sie gleich in Empfang, ohne viele Worte folgten sie ihm. In diesem Gewölbe, mit einer guteingerichteten Klinik und medizinischen Forschungseinrichtung ausgestattet, verspürten ihre Nasen den typischen Geruch eines Antiseptikums.
Alle Anspannung war nun regelrecht mit den Händen zu fassen und spiegelte sich in den Gesichtern wider. Ein historischer Moment, den jeder für sich innerlich mit besonderen Gefühlen und Gedanken verarbeitete.
Neben James Dyson und den Dreien des Hohen Rates befand sich im Moment noch eine weitere Person in den unteren Etagen.
Der Archivar Pierre, ein Mitglied, welcher seit seinen Kindertagen im Dienst der Familie Dubloné und auch der Bruderschaft steht.
Eine lieb gewonnene Hinterlassenschaft einer verstorbenen Angestellten. Er wurde von klein auf wie ein Familienmitglied der Dublonés behandelt. Anfänglich als einfältig, aber liebenswert angesehen,
Weitere Kostenlose Bücher