Gomorrha
geschickt, um das Hazlitt-Ende der Operation festzuklopfen, den Mord an Hazlitts altem Kumpel. Er wußte, was ich davon hielt, daß Charlie das Geschäft Hazlitt überließ, und er hat mir ausdrücklich zugestimmt, daß wegen Charlie etwas unternommen werden müßte. Er hat mich überzeugt, daß er zu unserer fröhlichen Bande gehörte. Aber er war uns immer acht oder neun Spielzüge voraus. Drew hat diesen Geheimkanal eingerichtet und diese Börsengeschichte in Gang gesetzt. Er hat die Käufe getätigt und dafür gesorgt, daß ich bis zum Hals drinsteckte … und dann hat er mich informiert, daß er mich durch die Geldtransfers in der Hand halte. Er hatte eine komplette Aufstellung von allem und erklärte mir, wenn ich nicht die ganze Taylor/Hazlitt-Geschichte abbliese, würde er ›seinem Mädchen‹ , Teresa Rowan, alles übergeben. Sie würde mich vernichten, und am Präsidenten würde nichts hängenbleiben.
Aber es war offenkundig zu spät, Taylor und Hazlitt loszuwerden, selbst wenn ich gekonnt hätte. Der General hatte Bohannon zu Drew nach Shelter Island geschickt, um ihm die Wahrheit zu sagen und ihm zu erklären, daß wir weitermarschieren würden. Sie haben sich unterhalten, dann hat Bohannon ihn umgebracht und alles so gemacht, daß es auf den ersten Blick wie Selbstmord aussah. Das ist alles sehr traurig, aber Drew war es besser gegangen, als es uns je gehen wird …
Jedenfalls hat Drew Summerhays dich nie hintergangen. Er war am Ende seines Lebens so brillant wie immer – aber er hat nicht erkannt, daß ich unter meiner feinen Schale kein echter Gentleman bin. Er war einer. Das Zeitalter der Gentlemen gehört der Vergangenheit an, fürchte ich. Heutzutage ist die Politik ein Ort ohne Werte, ohne Moral.
Ironischerweise hast du viel dazu beigetragen, daß Charlie erkannt hat, daß die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern Lügen das Ergebnis bestimmen. Als Charlie zum Gegenangriff auf Hazlitt ansetzte, als er dich losgeschickt hat und erst später entscheiden wollte, was er mit den Informationen, die du gesammelt hast, tun würde, als er Alec Fairweather für die Wahlwerbespots angeheuert hat – da hat sich alles gewendet. Er wollte zurückschlagen. Er hatte die Handschuhe ausgezogen, stieß mit dem Stiefel direkt in die Weichteile und drehte dem Zeitalter der Gentlemen den Rücken. Da wurde Charles Bonner gemacht.«
»Da wurde Charles Bonner gemacht?«
»Ja, selbstverständlich.«
»Und die Waffe, Larkie … Gomorrha?«
»Ach, das gab es schon ewig auf dem Zeichenbrett. Schon während der ›Star-Wars‹-Zeit unter Reagan. Während Sherman Taylors Amtszeit war die Technologie bewältigt. Und jetzt ist es zufällig ins Leben gerufen worden.«
»Du weißt, was du bist, Larkie?«
»Klar. Ich bin, was man einen Königsmacher nennt, eine Macht im Hintergrund.«
»Du bist ein gemeiner Mörder. Du hast versucht, Elizabeth umzubringen …«
»Nein, nein, niemals. Daran ist allein Taylor schuld. Er hat mit Bohannon gesprochen. Ich war schockiert und entsetzt, als ich erfuhr, daß Elizabeth betroffen war. Das war nie der Plan. Das mußt du mir glauben, Benjamin. Ich bete Elizabeth an …«
»Also, das tröstet mich gewaltig.«
»Die Zeit heilt alle Wunden.« Er zuckte mit den runden Schultern. »Aber solange du dich wie ein Erwachsener benimmst und nicht daran denkst, etwas Übereiltes zu tun, wirst du nicht wie diese Leute nach dem Kennedy-Mord enden.« Er nahm meinen Arm und lächelte. »Das war nur ein Scherz, Benjamin.«
Ich hatte Ellery Larkspur nichts mehr zu sagen. Vielleicht würde ich den Rest meines Lebens über die richtigen Worte nachdenken. Larkie war tief in den Stoff des amerikanischen Lebens verwoben. Er war der Typ, der großartige Terminpläne aufstellte und auch dafür sorgte, daß sie eingehalten wurden – so oder so. Er war Amerikaner durch und durch. Niemand würde mir danken, wenn ich ihn fertigmachte – falls ich die Macht dazu hätte. Ich wußte ferner, daß Larkie aufgrund einer dieser moralischen Schwachstellen gut auf Charlie Bonner aufpassen würde und ihm bei der Präsidentschaft zur Seite stehen würde. Ich glaube, Larkie liebte Charlie tatsächlich. Die Idee, Charlie zu ermorden, war nie im Drehbuch aufgetaucht. Aber Charlie war der Grund, warum alles geschehen war. Er hatte Charlie für nicht genügend stark gehalten, um das Land zu regieren. Viele Menschen mußten sterben, aber nicht Charlie …
Beim Weggehen drehte ich mich noch einmal um und schaute ihn an. Er
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