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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Rencebauer.
    »In welche Richtung ist der Tarn geflogen?«
    »Nach Nordwesten.«
    »Das kann nur einer der Kurii gewesen sein«, schaltete sich Samos ein.
    »Kurii?« fragte ich.
    »Das Wort ist eine goreanische Verballhornung ihres eigenen Namens für ihre Rasse«, erklärte Samos.
    »In Torvaldsland bedeutet das Wort ›Ungeheuer‹«, sagte Tab, ein Kapitän meiner Flotte.
    »Interessant«, sagte ich. Wenn dieses Wort in Torvaldsland bekannt war, mochten die Ungeheuer dort ebenfalls bekannt sein.
    Der Tarn war nach Nordwesten geflogen. Vermutlich folgte er der Küstenlinie, vielleicht drang er bis zu den öden Ländereien des abweisenden Torvaldsland vor.
    »Nimmst du an, daß das Ungeheuer angegriffen hat, weil es hungrig war?«
    »Das Ungeheuer«, sagte der Rencebauer, »ist vorher schon zweimal auf verlassenen, halb verfaulten Renceinseln gesehen worden. Es schien auf etwas zu warten.«
    »Hat es Nahrung zu sich genommen?«
    »Soweit wir feststellen konnten, nicht.«
    »Hatte es Gelegenheit dazu?«
    »Vielleicht sogar noch mehr als in dem Augenblick, als es wirklich angriff.«
    »Das Ungeheuer hat nur einmal angegriffen?«
    »Ja«, sagte der Mann.
    »Was meinst du, Samos?«
    »Der Angriff scheint gezielt gewesen zu sein. Welches andere Mädchen in den Sümpfen trägt ein goldenes Armband?«
    »Aber warum?« fragte ich. »Warum?«
    Er sah mich an. »Die Probleme der Welt scheinen dich ja doch noch zu interessieren.«
    »Er ist verletzt!« rief Luma. »Du redest seltsam. Er kann nichts unternehmen. Geht!«
    Ich senkte den Kopf und spürte plötzlich, wie sich meine Faust auf dem Tisch ballte. Heiße Freude durchströmte mich. Ich hätte schreien können vor Überraschung und Erleichterung: Ich konnte meine Faust ballen. Das Gift war überwunden!
    »Bringt mir einen Kelch!«
    Man gehorchte. Der Kelch bestand aus schwerem Gold. Ich nahm ihn in die linke Hand und drückte ihn langsam zusammen. Dann schleuderte ich ihn von mir.
    Die Angehörigen meines Hauses wichen überrascht und erschrocken zurück.
    »Ich ziehe los«, sagte Samos. »Es gibt Arbeit im Norden. Ich werde die Rache vollstrecken.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich reise selbst.«
    Erstaunt sahen sich die anderen an.
    »Telima war einmal meine Frau«, sagte ich. »Es liegt an mir, die Rache zu vollziehen.«
    »Du bist ein Krüppel! Du kannst dich nicht bewegen!« rief Luma.
    »Über meiner Couch hängen zwei Schwerter«, sagte ich zu Thurnock. »Das eine ist schlicht und hat einen abgewetzten Griff; das andere ist prunkvoll und besitzt einen juwelenbesetzten Griff. Bring mir die zweite Waffe, die Klinge aus Port Kar.«
    Thurnock hastete aus dem Zimmer.
    »Paga!« brüllte ich. »Und bringt mir heißes Boskfleisch!«
    Ich nahm den Kelch entgegen, der mit beißendem Paga gefüllt war. Seit meiner Rückkehr aus den Wäldern des Nordens hatte ich keinen Paga mehr getrunken.
    »Ta-Sardar-Gor«, sagte ich und verspritzte einen Teil des Getränks als Gottesgabe auf den Tisch. Dann stand ich auf.
    »Er steht!« rief Luma. »Er steht!«
    Ich warf den Kopf in den Nacken und schüttete mir Paga in den Hals. Dampfendes Fleisch wurde gebracht, und ich biß heißhungrig hinein. »Sattle einen Tarn«, sagte ich zu Thurnock. »Ich fliege nach Norden.«
    »Jawohl, Kapitän«, flüsterte er.
    »Du darfst nicht gehen«, sagte Samos. »Vielleicht ist das ein Trick, der dich in die Falle locken soll.«
    Ich lächelte ihn an. »Natürlich ist es ein Trick«, sagte ich. »Für jene, mit denen wir es hier zu tun haben, ist Telima gar nicht wichtig. Sie haben es auf mich abgesehen. Und sie sollen ihre Gelegenheit bekommen.«
    Trotz weiterer Einwände machte ich kehrt und ging mit großen Schritten auf das Tor der Halle zu. Luma hatte die Hände vor den Mund geschlagen.
    Ich sah sie an. Ich hatte lange keine Frau mehr gehabt.

2
     
     
    Der Weihrauch stieg mir beißend in die Nase.
    Es war sehr heiß in dem Tempel. Dichtgedrängt standen die Gläubigen. Man konnte kaum etwas erkennen, denn die Weihrauchwolken waren sehr dicht.
    Der Erste Wissende von Kassau, einer Stadt am Nordrand des Waldgebiets, saß reglos auf seinem Thron hinter dem weißen Geländer, das den Bereich der Wissenden vom allgemeinen Tempel trennte. Er trug weiße Roben und ein hohes Barett.
    Kassau ist der Sitz des Ersten Wissenden des Nordens, der die geistliche Oberherrschaft über Torvaldsland beansprucht, das nach allgemeiner Auffassung dort beginnt, wo der Baumbestand nach Norden hin dünner wird. Dieser

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