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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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verpfändet hatte. Durch diese Tat hatte er sich von seiner Vergangenheit losgeschnitten – und an seiner Stelle kniete ein Sklave mit dem unwürdigen Namen Bosk – mit dem Namen eines großen zottigen, büffelähnlichen Lebewesens der goreanischen Ebenen.
    Dieser Bosk hatte später seine Geliebte, die schöne Telima, gezwungen, ihm die Freiheit zu gewähren und war nach Port Kar gezogen, Telima als Sklavin mitnehmend; und nach vielen Abenteuern war er hier zu Reichtum und Ruhm gekommen und führte zeitweise sogar den Titel eines Admirals von Port Kar. Er war es gewesen, der in einer großen Seeschlacht die Flotten aus Cos und Tyros besiegt hatte. Er hatte sich in Telima verliebt und ihr die Freiheit wiedergegeben, doch als sie erfuhr, daß er den Aufenthaltsort seiner ehemaligen Freien Gefährtin Talena wußte und sie retten wollte, war Telima aus seinem Haus geflohen und wutentbrannt in die Rencesümpfe des gewaltigen Voskdeltas zurückgekehrt, die ihre Heimat waren.
    Ein echter Goreaner wäre ihr gefolgt und hätte sie in Sklavenketten zurückgebracht. Doch in seiner Schwäche hatte er nur getrauert und hatte sie ziehen lassen. Sicher verachtete sie ihn nun.
    Bosk von Port Kar war in die nördlichen Wälder gezogen, um Talena zu befreien, seine ehemalige Freie Gefährtin. Dabei war er auf Marlenus von Ar gestoßen, den Ubar von Ar, Ubar aller Ubars. Obwohl er nur ein Kaufmann war, hatte er Marlenus aus Ar vor der Schande der Sklaverei bewahrt. Daß ein Mann von seinem niedrigen Stande dem hohen Herrscher geholfen hatte, kam fast einer Beleidigung gleich. Aber Marlenus war befreit worden. Zuvor hatte er sich von seiner Tochter Talena losgesagt, die um ihre Freiheit gefleht hatte, wie es nur eine Sklavin tut. Durch diese Tat war seine Ehre gerettet worden. Die Ehre Tarl Cabots ließ sich jedoch nicht zurückgewinnen.
    Aber dann war ich allein in das Palisadenlager der Männer aus Tyros eingedrungen, darauf gefaßt, den Tod zu finden. Nicht daß ich ein Freund Marlenus' oder etwa sein Verbündeter gewesen wäre. Nein, ich hatte mir als Krieger – als ehemaliger Angehöriger dieser Kaste – die Aufgabe gestellt, ihn zu befreien.
    Und dieses Ziel erreichte ich – ich gewann meine Ehre zurück.
    Aber diese Tat hatte mir Wunden eingebracht und einen schmerzerfüllten Körper, dessen linke Seite ich nicht bewegen konnte. Mein Körper fesselte mich so stark an diesen Stuhl, wie es Ketten nicht vermocht hätten.
    Der Stuhl mochte der kostbare Thron eines Kapitäns sein, doch trug er nur klägliche Überreste eines Mannes.
    Ich saß in der Dunkelheit und machte mir so meine Gedanken über Ehre und Mut. Welche Bedeutung hatte diese Vorstellung im Leben der Menschen? Was unterschied uns von Urts und Sleen? Die Fähigkeit zu multiplizieren und zu subtrahieren, zu lügen oder Messer herzustellen? Nein, es ist in erster Linie das Ehrempfinden und der Wille, sich durchzusetzen.
    Ich versuchte die linke Faust zu ballen. Aber die Hand bewegte sich nicht.
    Im Ehrenkodex der Krieger heißt es: ›Sei stark und tue, was dir gefällt. Das Schwert der anderen zeigt dir deine Grenzen.‹
    Ich war einer der besten Schwertkämpfer auf Gor gewesen. Doch jetzt war die linke Seite meines Körpers taub.
    Allerdings herrschte ich immer noch über Stahlklingen, über die Waffen meiner Männer, die mir aus unverständlichen Gründen treu blieben, mir, einem Krüppel, der sich nicht aus seinem Kapitänsstuhl erheben konnte. Ich war den Männern dankbar, ein Gefühl, das ich ihnen nicht zeigen durfte, denn ich war Kapitän.
    Sie durften nicht erniedrigt werden.
    ›Im Wirkungskreis seines Schwertes‹, so steht es im Kodex der Krieger, ›ist jeder Mann ein Ubar.‹
    ›Stahl ist die Münze des Kriegers‹, heißt es dort weiter. ›Damit erwirbt er, was ihm gefällt.‹
    Als ich aus den Wäldern des Nordens zurückgekehrt war, hatte ich mir Talena, die frühere Tochter des Marlenus, vorführen lassen. Samos hatte sie von zwei Panthermädchen erworben, nachdem ich mein Leben für sie riskiert hatte.
    Und so standen wir uns gegenüber.
    Wieder sah ich die herrlichen grünen Augen, die vollkommen geschwungenen Lippen, die makellose olivenfarbene Haut.
    »Es ist lange her«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Viele Jahre sind vergangen«, sagte ich und lächelte. »Ich sah dich zum letztenmal an dem Abend, da wir unsere Gefährtenschaft begannen.«
    »Als ich erwachte, warst du fort.«
    »Ich habe dich nicht freiwillig verlassen.«
    Samos

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