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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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leuchtete auf; er erwischte sie am Schwanz und hob sie hoch – ein gestreiftes Exemplar mit großen Ohren. In den letzten Monaten hatte er ein ziemliches Geschick im Umgang mit den Mäusen entwickelt. Es war eine Fertigkeit, die man sich aneignete, ohne es zu merken; es ging darum, die Mäuse zart zu ergreifen, so dass man ihnen nicht wehtat, und sie doch so fest zu halten, dass sie nicht entkommen konnten. Diese Maus war nicht besonders schnell oder schwer zu fangen. An ihr war nichts offensichtlich Besonderes. Sie unterschied sich von den anderen Mäusen nur durch das Ausrufezeichen in seinem Notizbuch. Paul blickte auf das Ausrufezeichen, und dann auf die Zahl, die er dort aufgeschrieben hatte.
    Von den mehr als neunzig Mäusen, die in seinem Notizbuch verzeichnet waren, war Januar 17 die schwerste Maus, die er je gewogen hatte. Sie wog über zwei Gramm mehr als alle anderen.
    In der Schule brachte man ihm bei, dass man durch Wissenschaft die wahrhaftige Bedeutung von Gottes Wort entziffern konnte. Gott schrieb die Sprache des Lebens mit nur vier Buchstaben: A, T, G und C. Eine Proteinfamilie namens AAA + initiierte die Replikation von DNA , konservierte genetische Strukturen quer durch alle Lebensformen, von Menschen bis hin zu den Urbakterien, eben die Visitenkarte des Großen Schöpfers.
    Aber Paul ging es nicht darum, näher zu Gott zu kommen. Sein Antrieb war die Neugier.
    Es dauerte bis in den tiefsten Winter, bevor sein Vater ihn fragte, was er eigentlich die ganze Zeit dort auf dem Dachboden trieb.
    »Ich hänge einfach ein bisschen rum«, erwiderte Paul.
    Sie saßen im Wagen seines Vaters und befanden sich auf dem Heimweg von der Klavierstunde. »Deine Mutter hat gesagt, du würdest dort oben etwas basteln.«
    Paul unterdrückte seine plötzlich aufkeimende Panik. »Ich habe dort vor einer Weile ein Fort gebaut.« Die Lüge war heraus, bevor er sichs versah.
    Sein Vater warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Was für ein Fort?«
    »Aus ein bisschen Sperrholz und ein paar Decken. Es ist nur ein kleines Fort.«
    »Du wirst jetzt bald zwölf Jahre. Ist das nicht schon ein bisschen alt für Forts?«
    »Ja, ich glaube, das stimmt.«
    »Ich will nicht, dass du deine ganze Zeit dort oben verbringst.«
    »Ja gut.«
    »Ich will nicht, dass sich deine Noten verschlechtern.«
    »Ja gut.«
    »Du solltest dich auf deine Noten konzentrieren und deine Zeit nicht mit Kinderspielen auf dem Dachboden vertun.«
    Paul hatte schon seit zwei Jahren nur Einsen und keine einzige Zwei mehr nachhause gebracht, sagte jedoch ein drittes Mal: »Ja gut.«
    Sein Vater hielt an einer Ampel. »Ach ja«, fuhr er fort, als wäre es ihm jetzt erst eingefallen. »Und noch etwas. Ich will nicht, dass du dich mit diesem Mädchen gegenüber auf unserer Straße abgibst.«
    »Was?«, fragte Paul. »Wer?«
    »Das Mädchen der Nearhavens.«
    Paul blinzelte. Es war ihm nicht klar gewesen, dass sein Vater davon wusste.
    »Dafür wirst du allmählich ebenfalls zu alt«, fuhr er fort.
    Die Ampel sprang auf Grün.
    Den Rest des Weges schwiegen sie, während Paul die Mauern seiner neu gebildeten Realität ausmaß. Denn er hatte ein sehr feines Gespür für Vorbeben.
    Er betrachtete die Hände seines Vaters auf dem Lenkrad.
    Paul war groß für sein Alter. Das hatte er von seinem Vater, aber sein Gesicht hatte den asiatischen Einschlag seiner Mutter. Manchmal fragte er sich, ob das vielleicht eine Rolle für diese Kluft zwischen seinem Vater und ihm spielte, verantwortlich war für diesen Abgrund, den er nicht überwinden konnte. Hätte sein Vater einen sommersprossigen, blonden Sohn irgendwie anders behandelt? Nein, dachte Paul. Sein Vater wäre genauso gewesen. Er wäre dieselbe Naturgewalt gewesen; derselbe Kataklysmus. Er konnte nichts an dem ändern, was er war.
    Paul betrachtete die Hände seines Vaters auf dem Lenkrad, und wenn er Jahre später an seinen Vater dachte, trotz allem, was passiert war, stellte er ihn sich genauso vor. Diesen Moment, herausgelöst aus der Zeit. Wie sie im Wagen fuhren, wie die großen Hände seines Vaters auf dem Lenkrad lagen, der ruhige Moment einer düsteren Ahnung, die nicht falsch war, sondern einfach nur war, was sie war: das Beste, was sie beide jemals miteinander teilen würden.

4
    Der Winter im Land der Sümpfe und Highways wollte dieses Jahr kein Ende nehmen. Ein Sturm fegte Mitte März heulend über den Michigansee und vertrieb das frühe Tauwetter. Erfrorene Stängel von Maispflanzen ragten aus dem Schnee

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