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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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weich.
    Als Paul im Jahr davor allein auf dem Eis herumlief, war er, bei diesem letzten Sprung ans Ufer, durch die Eisdecke gebrochen. Sein Bein war bis zum Knie in das eisige Wasser eingetaucht. Er war zwar nicht weit von zuhause entfernt gewesen, aber als er endlich seinen Stiefel hatte ausziehen können, war sein Fuß bereits blau angelaufen. Das warme Bad hatte ihn zwar wiederbelebt, aber es war eine sehr schmerzhafte Erfahrung gewesen.
    Und heute war er weit weg von zuhause. Heute waren sie meilenweit in südlicher Richtung davon entfernt, und es war kälter als im letzten Jahr. Heute gingen sie mitten auf dem Fluss, als wäre es sicherer Grund, hatten die Messer gezückt und forderten das Schicksal heraus.
    »Habt ihr auch eine Forschungsausstellung an eurer Schule?«, fragte Paul, als sie um eine Biegung bogen.
    »Ja, jedes Jahr«, erwiderte Rebecca.
    »Hast du jemals teilgenommen?«
    »Nein, niemals. Warum fragst du?«
    »Weil ich dieses Jahr mitmachen werde. Und ich werde auch gewinnen.«
    »Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein.«
    »Sicher genug«, gab er zurück und ging langsamer. »Sei vorsichtig, das Eis ist hier dünner.«
    Ihre Schritte knirschten auf dem Schnee.
    Rebecca berührte seinen Arm. »Ich sehe einen.«
    Paul blieb stehen und sah zu der Stelle, auf die seine Freundin deutete. Flussaufwärts, in der Nähe der Biegung. »Ja, ich sehe ihn auch. Ein grüner Spinnerköder.«
    Langsam gingen sie weiter. Rebecca übernahm die Spitze.
    »Es wird dünner«, warnte Paul sie.
    »Ich weiß.«
    »Geh langsamer.«
    »Komm schon, Opa. Sei kein Feigling.«
    Behutsam gingen sie weiter. Paul blieb erneut stehen und prüfte das Eis mit den Füßen. Ähnlich wie die Eskimos, so hatten auch sie ein Dutzend Namen für Eis ersonnen, ihre eigene, private Sprache – der Jargon von Eisgängern. Es gab glattes Eis, frisches Eis und Kreideeis. Dann gab es faules Eis. Es gab Eis-auf-dem-man-besser-nicht-ging. Man konnte fühlen, wie es nachgab, ein sanftes Biegen, eine Art Absacken. Das Eis auf dem Fluss brach nicht ohne Warnung. Nicht wie im Film: Eben noch steht man da, dann kracht es laut und – platsch , geht man unter. In Wirklichkeit war das Eis biegsam. Und das Geräusch … Das Geräusch war mehr ein Knarren wie von altem Leder oder wie bei einem Baum, in den wenigen Sekunden vom Beginn seines Fallens bis zu dem Moment, wo er auf dem Boden aufschlägt. Das tiefe Kreischen von reißenden Fasern, von Natur, die gebogen wird, die zerfetzt. Das Geräusch von etwas, das eine Struktur gehabt, diese aber dann verloren hat.
    In Wahrheit hörte man nur ein lautes Knacken, wenn das Eis gut und stark war. Dann knackte es wie Gewehrschüsse, unsichtbar unter einer Schneeschicht abgefeuert wie das Geräusch einer Schrotflinte, das sich so schnell ausbreitet, dass man es gleichzeitig unter sich und über sich hört.
    Sie gingen weiter.
    In der Nähe der Biegung war der Schnee dunkler und verriet einen Kreis aus Eis, auf dem sich Schmelzwasser gebildet hatte.
    Paul ging weiter, bis das Eis wie altes Leder knarrte. Rebecca sah zu ihm zurück. Der Wind fuhr zwischen den Bäumen hindurch und schlug die Zweige klackend aneinander.
    »Du solltest stehen bleiben«, sagte Paul.
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Nein, du solltest jetzt stehen bleiben.«
    Paul spreizte die Füße weit auseinander, beobachtete seine Freundin, lauschte.
    Rebecca tastete sich noch ein kleines Stück weiter. Das Eis stöhnte. Sie drehte sich um und sah ihn an. Ihre Wangen waren rosig vor Kälte. Langes braunes Haar fiel unter ihrer Strickmütze hervor. Sie lächelte ihn an, und es kribbelte in seinem Bauch. Ihm fiel in diesem Moment auf, dass sie hübsch war. Ihr Lächeln verwandelte sich in Entschlossenheit, und sie drehte sich wieder zu dem Köder herum.
    Der baumelte unmittelbar vor ihr in Brusthöhe, kaum mehr als drei Meter entfernt.
    Noch drei Meter, dann hatte sie ihn.
    Rebecca verlagerte ihr Gewicht und machte einen weiteren Schritt vorwärts, als das Eis wie eine Eiche in einem Sturm knarrte. Sie hielt inne, als wäre sie unsicher, bevor sie den Fuß wieder aufsetzte. Das Eis unter ihrem Fuß sackte langsam und kaum merklich ab. Sie blieb stehen. Man konnte es nur sehen, wenn man wusste, wonach man suchte, aber Paul sah es – die Art und Weise, wie die ganze Fläche unter ihr nachzugeben schien, nur ein kleines bisschen, während sie vollkommen im Gleichgewicht dastand. Zuerst war es kaum ein Zentimeter, dann bog sie sich langsam weiter nach

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