Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)
ohne Ausweis in der Videothek nicht ausleihen darfst.«
»Oh!«
Sandra sah auf und in ihren Augen funkelte Zorn.
»Mach nicht OH , als wäre das etwas Ansteckendes. Ich habe gutes Geld verdient, und solche verklemmten Typen wie du konnten sich dafür unter der Bettdecke einen aus der Leiste hobeln, wenn sie gerade keine Frau zur Hand hatten. Und nur damit du es weißt: Es läuft nichts, mein Freund. Noch habe ich die Knarren, also bilde dir nichts ein, klar?«
Frank sah betreten auf seine Hände. Schweigen legte sich zwischen die beiden. Eine Stille, in der eine gehörige Portion Peinlichkeit mitschwang. Sie waren zwei Menschen, die durch äußere Einflüsse aneinandergekettet worden waren. Unter normalen Umständen wären sie sich vielleicht niemals begegnet. Und wenn doch, so wären sie beide einfach aneinander vorbeigegangen, ohne den jeweils anderen zu bemerken. Frank verkniff sich die naheliegende Frage, wie Sandra denn ausgerechnet in dieses Gewerbe geraten war. Allmählich wurde es draußen dunkler. Vereinzeltes Stöhnen drang durch die Fenster nach oben.
»´tschuldige«, murmelte Sandra und stand auf. »Ich wollte dich nicht beleidigen.« Sie ging zum Fenster. Frank stand auf und stellte sich hinter sie.
»Du hast mich nicht beleidigt. Wenn ich deine Filme gekannt hätte … nun … meine Reaktion auf deine Darstellungen wäre bestimmt angemessen gewesen.«
Sandra sah ihn über die Schulter an. Im Licht der untergehenden Sonne schienen ihre Haare Flammen gleich um ihr Gesicht zu lodern.
»Angemessen?«
Frank grinste.
»Ich bin ein Mann. Ein total triebgesteuertes Wesen eben.«
Sandra lächelte. Mit einer lässigen Geste schubste sie ihn an der Schulter.
»Ferkel. So etwas erzählt man einer Frau nicht.«
Frank setzte zu einer Erwiderung an, als er einen Schatten bemerkte, der über die dunkle Straße huschte.
»Was war das?«
Sandra folgte seinem Blick.
»Das war einer von ihnen. Ich sagte doch schon, dass sie im Dunkeln sauschnell werden.«
Frank schluckte.
»Ich habe daheim abends alle Fenster verriegelt und die Rollos heruntergelassen, damit sie das Licht nicht sehen. Ich wusste nicht, dass sie nachts so schnell sind.«
Frank bemerkte, dass er ziemlich nah an Sandra herangekommen war. Er sehnte sich nach einer weiteren Geste, einer weiteren Berührung durch ein anderes menschliches Wesen. Er hatte die Hand schon erhoben, wollte sie freundschaftlich auf ihre Schulter legen, ließ sie dann aber sinken. Diese einfache Geste des Trostes und Zusammenhalts könnte sie falsch auslegen.
»Weißt du, wo die Soldaten und Einsatzkräfte sind, die hier stationiert waren?«, fragte er. Sandra wandte sich wieder dem Fenster zu.
»Als ich hier ankam, waren schon alle weg. Ich bin mit einem Trupp anderer Flüchtlinge von der anderen Rheinseite bis zum Deutzer Bahnhof gekommen. Dort … « Sie stockte. Ihr Blick schien in eine weite Ferne zu gleiten. »Der letzte Zug war schon weg. Wir waren etwa vierzig Leute und wir beschlossen, am nächsten Tag die Gleise entlang unser Glück zu versuchen. Wir hatten zwar gehört, dass hier noch ein intaktes Notlager der Einsatzkräfte sein sollte, aber sicher war keiner von uns. Die Informationen über sichere Zonen und was die Einsatzkräfte planten oder taten, tröpfelten nur spärlich nach unten zu uns. Jeder wusste was anderes zu berichten und keiner war sich sicher, ob diese Meldungen überhaupt stimmten, oder einfach nur verzweifelte Gerüchte waren.
Es war Nacht, wir hatten uns in der Halle zusammengesetzt und Wachen an den Eingängen aufgestellt. Es wurde dunkel. Dann kamen ganze drei Stück von denen da draußen. Sie müssen über die Gleise in den Bahnhof, und schließlich in die große Halle gelangt sein.
Nur drei von ihnen.
Aber das reichte aus.
Vollkommen.
Es war ein einziges Chaos aus Blut und Schreien und Angst. So schnell, wie die meisten in ihren Blutlachen starben, so schnell standen sie auch wieder auf. Ich habe nur noch die Beine in die Hand genommen und bin gelaufen. Einfach nur gelaufen, ohne auch nur einen einzigen Blick zurückzuwerfen.
Das Gerücht über das Notlager stimmte. Aber als ich endlich hier ankam, war es verlassen. Keine Soldaten, keine Ärzte, keine Hilfe. Netterweise haben sie aber vor ihrem Abzug alle Zugänge verriegelt. Bis auf den Haupteingang unten. Als ich hier ankam, war das Gebäude frei von … denen da draußen. Das Letzte was ich gehört habe war, dass sich alle Einsatzkräfte nach Bonn zurückziehen
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