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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Polizei in Kontakt zu treten.
    Da sich auch in den nächsten Wochen und Monaten keiner wegen der Frau meldete, verschwand die Akte weit hinten in den Schubladen der Polizei, und die »Skelettfrau« geriet in Vergessenheit, wie ein altes Spielzeug, das im Keller in der hintersten Ecke zwischen Gerümpel steht.

1
    HAMBURG, JANUAR 2008
    Pater Dominik stand vor dem Altar aus graublauem Muschelkalk, direkt unter dem Relief des auferstandenen Jesus mit den geöffneten Armen. Darüber war ein Auge innerhalb eines Dreiecks zu sehen, von dem drei Strahlenbündel ausgingen. Das Zeichen für Gottvater und für die Trinität.
    Die drei darüberliegenden bleiverglasten, farbigen Fenster, die hauptsächlich in roten und gelben Tönen gehalten waren, stellten Eva, die Mutter des Lebens, dar, Maria Magdalena, wie sie den Jüngern die Auferstehung verkündet, und die klugen Jungfrauen, die auf das Erscheinen von Jesus Christus warten. Eine schöne Zierde für die ansonsten kahle, kalkweiße Wand.
    Endlich erhoben sich langsam die paar Leute von den Bänken und strebten gen Ausgang. Ein Mann hielt inne, blickte kurz auf, unentschlossen, ob er noch ein Gespräch mit dem Pfarrer anfangen sollte oder nicht.
    Ein kurzes Stoßgebet von Pater Dominik schien jedoch zu wirken, und der Mann bewegte sich weiter in Richtung Ausgang. Doch nun steuerten die beiden jungen Frauen auf ihn zu.
    Â»Guten Tag, Pater, Ihr Gottesdienst ist immer so …«, sagte die eine der beiden, eine Brünette, die wegen ihrer Zahnspange leicht lispelte.
    Â»â€¦Â so göttlich«, vervollständigte die andere den Satz und streckte ihm die Hand entgegen.
    Â»Ich heiße übrigens Kim, und das ist meine Freundin Leila.«
    Er schüttelte ihre Hand und lächelte den beiden freundlich zu. »Danke, es ist schön, so treue Gottesdienstbesucher zu haben, aber ich muss jetzt leider die Kirche schließen und …«
    Â»Sagen Sie, Pater, ich würde gerne mal beichten. Dazu ist doch der Stuhl da drüben, oder?«, fragte Leila.
    Mit dem Blick folgte Pater Dominik ihrem Finger zu dem Beichtstuhl in einer Nische und nickte.
    Â»Ein andermal gerne«, sagte er und konnte sich lebhaft vorstellen, was die junge Dame ihm zu beichten hatte. Er nahm es mit Humor und ging langsam, aber bestimmt Richtung Ausgang. Die beiden folgten ihm.
    Â»Ist es nicht ziemlich einsam, Pfarrer zu sein? Ich meine, haben Sie nie Lust verspürt …« Kim legte eine Pause ein, grinste verschmitzt, und dieses Mal beendete Leila den Satz: »… eine Familie zu gründen?«
    Er sah von der einen zur anderen. Ein Kopf, zwei Münder, dachte er und gab die Antwort, die er immer auf diese Frage gab. »Das Zölibat macht mich für andere frei. Wenn ich mich um eine Familie kümmern müsste, hätte ich keine Zeit für die Stille und das Gebet und könnte mich nicht um die Probleme anderer kümmern.«
    Die beiden jungen Frauen nickten gleichzeitig, aber er war sich sicher, dass sie nichts von dem verstanden, was er gesagt hatte. Endlich waren sie am Ausgang angelangt. Kaum waren die beiden über die Türschwelle getreten, zog er langsam die Tür hinter sich zu. Er blieb noch zwei Sekunden vor dem Portal stehen und verabschiedete die beiden mit einem »Gott segne euch«.
    Dann schlüpfte er schnell wieder in das warme Kircheninnere, drehte zweimal den Schlüssel im Schloss um und eilte durch den Mittelgang auf die kleine Tür hinter dem Altar zu, die zum Pfarrhaus führte. Auch diese schloss er sorgfältig hinter sich ab und stieg die kleine steile Holztreppe nach oben zu seinen Privaträumen. Noch bevor er oben ankam, hatte er sich seiner Soutane entledigt, die er schnell an den Haken hinter der Tür hängte. Darunter kam ein schwarzer Anzug, seine Reisekleidung, zum Vorschein. Er nahm den langen schwarzen Mantel von der Garderobe, steckte seine Papiere und das Zugticket nach Salzburg in seine schwarze Umhängetasche und verließ das Pfarrhaus durch den Hintereingang.

2
    MÜNCHEN
    Er flog hoch oben über Berge, Täler und Wälder. Alles unter ihm war schillernd bunt, Farben so schön, wie er sie noch nie gesehen hatte. Der warme Wind streichelte seine Haut. Er bewegte die Arme, als wären sie Flügel, hob und senkte sich in der Luft, flog über Baumkronen, die ihn am Bauch kitzelten. Ein wohliges Gefühl, ein unbeschreibliches Glück

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