Geheimnis einer Wuestennacht
1. KAPITEL
âIhre Einsätze bitte, Mesdames et Messieurs .â
Scheich Tahir AlâRamiz schaute ausdruckslos in die Runde am Spieltisch, während die Umstehenden ihm atemlose Aufmerksamkeit zollten, begierig, seine nächste Aktion zu sehen. Sein Blick blieb an dem Stapel von Jetons hängen, die er innerhalb der letzten Stunde gewonnen hatte.
Ein Kellner bot ihm eine frische Flasche eisgekühlten Champagners an. Tahir nickte und wandte sich der Frau zu, die wie hingegossen neben ihm saÃ. Blond, attraktiv und willig. Jeder der anwesenden Gäste hatte sich ihr zugewandt, als sie das traditionsreiche, opulent ausgestattete Casino von Monte Carlo betrat.
Sobald sie sich bewegte, funkelte das Vermögen an Diamanten, das sie in Form eines ausgefallenen Halsschmucks trug, im Schein der antiken Kristalllüster mit ihren bemerkenswerten Augen um die Wette. Und ihr extravagantes silbernes Abendkleid war ein Musterbeispiel dafür, was auÃerordentlicher Reichtum und ein Weltklasse-Designer zusammen bewerkstelligen konnten.
Ihr Lächeln war das gleiche, das ihm alle Frauen zukommen lieÃen, seit Tahir erwachsen war â sinnlich, intim und voller Versprechen.
Er schenkte ihr ein Glas Champagner ein, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verspürte das gleiche Gefühl wie bereits den ganzen Abend über.
Gähnende Langeweile.
Beim letzten Mal hatte es zwei Tage gedauert, bis er seines Aufenthaltes in Monte Carlo müde wurde. Diesmal war er gerade erst angekommen.
âLetzte Chance für Ihre Einsätze, Mesdames et Messieurs .â
Tahir unterdrückte einen tiefen Seufzer und suchte den Blick des Croupiers. âQuatorze â¦â, murmelte er träge.
Der Croupier nickte und platzierte seine Jetons. Nach einem kollektiven Atemholen beeilten sich die Spieler auf der anderen Tischseite, seinem Beispiel zu folgen, und in der letzten Sekunde ihre Einsätze zu machen.
âVierzehn?â, staunte die Blondine mit aufgerissenen Augen. âDu setzt alles auf eine Zahl?â
Tahir hob achtlos die Schultern und griff nach seinem Glas. Gleichmütig beobachtete er, wie das leichte Zittern seiner Hand den Champagner zum Moussieren brachte.
Wie lange hatte er nicht geschlafen? Seit zwei Tagen? Oder drei? Er war zuerst in New York gewesen, wo er endlich diesen Mediendeal abschloss und zur anschlieÃenden Party blieb, dann in Tunesien zum Cross-Over-Rennen, es folgten geschäftliche Meetings in Oslo und Moskau und schlieÃlich die Kreuzfahrt nach Monaco â¦
Konnte es sein, dass sich sein exzessiver Lebensstil langsam an ihm rächte?
Tahir überlegte flüchtig, ob es sich lohne, ernsthaft darüber nachzudenken oder besorgt zu sein, doch dafür fehlte ihm die Energie.
Mit einer geschickten Drehung seiner Hand brachte der Croupier das Rad und die Roulettekugel zum Rotieren. Tahir spürte den Druck von schmalen Fingern durch den feinen Wollstoff auf seinem Schenkel. Die Atemfrequenz seiner Begleiterin steigerte sich von Sekunde zu Sekunde, und ihre Hand bewegte sich in Richtung seiner Hüfte.
Fühlte sie sich vielleicht durch den Nervenkitzel des Spielens sexuell erregt? Fast beneidete er sie darum. Selbst wenn sie sich hier und jetzt nackt auszöge und über ihn herfiele, würde er nichts empfinden. Sie schenkte ihm ein weiteres schwüles Lächeln, eine unmissverständliche Einladung, und lehnte sich so weit herüber, dass ihre Brüste sich gegen seinen Arm pressten.
Er sollte sich wenigstens an ihren Namen erinnern. Elsa? Erica? Es fiel ihm nicht ein ⦠weil es ihm nicht wichtig genug war, oder lieà sein Gedächtnis vielleicht nach?
Tahirs Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. Unglücklicherweise funktionierte sein Gedächtnis wie ein Präzisionsuhrwerk. Und es gab Dinge, die würde er nie vergessen.
Egal, wie sehr er es versuchte!
Das warâs ⦠die Blondine hieà Elisabeth. Elisabeth Karolin Roswitha, Gräfin von Markburg â¦
Applaus brandete um ihn herum auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Weiche Lippen streiften erst seine Wange, dann seinen Mund.
âDu hast schon wieder gewonnen, Tahir!â Ihre Augen funkelten aufgeregt. âEs ist einfach fantastisch!â
Tahir verzog den Mund pflichtschuldigst zu einem Lächeln und hob sein Glas. Er beneidete sie wirklich. Wie lange war es her, dass er sich für etwas derart hatte begeistern können?
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