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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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waren noch keine zwei, drei Jahre herum, als der Boden von den Kollektiven wieder zurückgenommen wurde.
    1954 habe ich die Aufnahmeprüfung für die Unterstufe der Mittelschule in Xishui gemacht. Da wir das Geld für die Schulspeisung nicht aufbringen konnten, musste ich jeden Tag zur Schule laufen. Von Zuhause bis zur Schule waren es 20 chinesische Meilen (zehn Kilometer). Um mir den Schulweg abzukürzen, hat Vater in dem von der Kreisstadt nur zehn Meilen entfernten Maqiao ein altes Haus gesucht und dort einen kleinen Teeladen aufgemacht. Diese zehn Meilen waren nur Hauptstraße und damit war die Voraussetzung für mich als Heimgänger geschaffen. Jeden Tag holte er mich, noch bevor es hell war, aus dem Bett und schickte mich Punkt sieben zur Schule. Einmal hatten wir einen solchen Wolkenbruch, dass die Mauer des alten Hauses zum Berg hin einbrach. Es hat nicht viel gefehlt und er wäre unter ihr begraben worden. Erst später, als ich von der Schule ein Stipendium bekam und dort wohnen und lernen konnte, hatte dieses harte Leben für meinen Vater ein Ende.
    Dass mein Vater verhungert war, machte mich furchtbar traurig, aber ich habe der Regierung nie den geringsten Vorwurf gemacht. Mein Glaube an die groß propagierten Erfolge des »Großen Sprungs nach vorn« und an die Überlegenheit der Volkskommunen war unerschütterlich. Ich hielt, was zu Hause geschehen war, für einen Einzelfall. Ich hielt den Tod meines Vaters für Pech. Und wenn man an das Kommen des großen Kommunismus dachte, was zählte da das Unglück einer einzelnen Familie? Die Partei hatte mich gelehrt, dass man das »kleine Ich« gelegentlich opfern musste, um das »große Ich« zu bewahren, und ich war der Partei unbedingt gehorsam. Diese Einschätzung hielt sich bis zur Kulturrevolution.
    Damals hatte ich nicht den geringsten Zweifel an dem, was uns die Organisationen der Partei beibrachten, ich habe das ohne Wenn und Aber akzeptiert. Meine schulischen Leistungen waren immer sehr gut, in der Volksschule war ich bei den Jungpionieren, mit der Mittelschule kam ich zur Kommunistischen Jugendliga. Als die Partei bei den Kampagnen gegen Rechtsabweichler 1957 sagte, die rechtsabweichlerischen Elemente seien schlecht, glaubte ich, dass sie schlecht sind.
    Bei dem Großen Sprung 1958 war auch ich bei den Aktivisten in der Schule. Meine hymnischen Gedichte auf den Großen Sprung habe ich zur pädagogischen Ausstellungshalle des Bezirks Huanggang geschickt. Damals war ich Leiter des Propagandabüros des Jugendligakomitees und gleichzeitig Herausgeber der kleinen Schülerzeitung »Der junge Kommunist«, die ich von Matrizen abgezogen habe. Tagsüber habe ich an der Arbeit teilgenommen, abends habe ich die Zeitung gemacht.
    Anfang 1959 habe ich für die Zeitung eine »Neujahrswidmung« geschrieben, in der begeistert der Große Sprung besungen wurde. Auf der großen Neujahrsversammlung der Schule hat der Schulleiter Wang Zhansong meinen Artikel vorgelesen, er hat kein Zeichen ausgelassen und ihn den Lehrern der ganzen Schule gewidmet.
    All das habe ich ganz aufrichtig getan, ich hatte dabei keinerlei eigenen Vorteil im Sinn. Vaters Tod hatte mich zwar sehr traurig gemacht, aber meinen Glauben an die KP Chinas nicht im mindesten geschwächt. Damals haben die jungen Leute sich scharenweise in den Großen Sprung nach vorn gestürzt, auch sie ganz ohne Hintergedanken, der Kommunismus hat sie angespornt. Unter ihnen waren viele, die bereit gewesen wären, ihr Leben für das große kommunistische Ideal zu opfern.
    Dass ich den Großen Sprung so aufrichtig unterstützt habe, lag neben dem Ansporn durch das kommunistische Ideal auch an meiner Unwissenheit. Mein Zuhause war ein abgelegenes kleines Dorf, weitab von den großen Straßen. Bis hierhin drangen kaum Informationen, die Bauern hatten keine Ahnung, was jenseits der Berge an wichtigen Dingen vor sich ging. Einmal habe ich gehört, wie ein alter Bauer zu meinem Vater sagte: Jemand scheint den Xuantong [1]   gesehen zu haben, kann sein, er will wieder Kaiser werden. Sie wussten nicht, dass Pu Yi damals schon als Verräter in Haft war. Die Bauern hingen an ihrem Kaiser.
    Von den großen Dingen, die am 1. Oktober 1949 in Beijing vor sich gingen, wussten sie ebenfalls nichts. Unser Dorfkader Huang Yuanzhong wusste es, er hat damals in der Gemeinde eine Versammlung abgehalten. Am Tag darauf hat sein Sohn (sie riefen ihn nur »Lausert«) zu mir gesagt: »Der Vorsitzende Mao hat den Thron bestiegen.«
    Ich fragte:

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