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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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sich auf »nur« zehn Millionen Tote.
    In den 17 Jahren von 1920 bis 1936 sind als Folge von Naturkatastrophen insgesamt 18,36 Millionen Menschen ums Leben gekommen. [4]  
    Li Wenhai und die anderen Autoren des Buchs »Hungersnöte in Chinas jüngerer Geschichte« und »Die zehn großen Hungersnöte in Chinas jüngerer Geschichte« halten die oben angegebene Zahl für zu hoch gegriffen, sie sind der Auffassung, dass zwischen 1928 und 1930, der schlimmsten der von ihnen aufgelisteten Hungersnöte, weniger als sechs Millionen Menschen den Tod fanden; bei dem großen Yangzi-Hochwasser 1931 fanden 140000 Menschen den Tod. Was die Zahl der Opfer angeht, übertrifft die Hungersnot zwischen 1958 und 1962 die schlimmsten vergleichbaren Ereignisse um eine Vielfaches.
    Und es gab niemanden, der klagte und weinte, es gab keine angemessenen Riten, keine Feuerwerke und kein Papiergeld bei den Beerdigungen, da waren kein Mitgefühl, keine Trauer, keine Tränen, keine Erschütterung und keine Angst. Millionen von Menschen sind einfach so, apathisch und ohne einen Laut, verschwunden.
    In manchen Gegenden hat man die Leichen mit Lkws zu großen Massengräbern am Ortsausgang gekarrt; in anderen Gebieten schauten noch Arme und Beine aus dem Boden heraus, weil man keine Kraft mehr hatte, sie anständig zu vergraben; mancherorts lagen die Toten einfach am Straßenrand, wie und wo sie auf der Suche nach etwas Essbarem umgefallen waren, und nicht wenige lagen lange zu Hause herum, wo ihnen Ratten Nasen und Augen abgenagt haben.
    Im Herbst 1999 habe ich erfahren, wie es in einigen von der Hungersnot besonders betroffenen Gemeinden in der Provinz Henan zugegangen ist. Der über 70 Jahre alte Yu Wenhai, ein Bauer aus der Gegend, hat mich zu einem Kornfeld vor dem Ort geführt, er zeigte auf die Bäume in der Mitte des Feldes und sagte: Bei den hohen Bäumen da war früher eine große Grube, da drin haben sie einen Haufen von über hundert Leichen verscharrt.
    Wenn kein Betroffener wie Yu Wenhai darauf aufmerksam gemacht hätte, hätte niemand je erfahren, dass unter dem üppig grünen Weizenfeld und den kerzengeraden Bäumen eine furchtbare Tragödie verborgen liegt.
    Der Hunger gegen Ende war entsetzlicher als der Tod selbst. Die Maiskolben waren gefressen, das wilde Gemüse war gefressen, die Baumrinde war gefressen, Vogelmist, Mäuse und Ratten, Baumwolle, alles hat man sich in den Bauch gestopft. Wo man Guanyin-Erde, eine Art fetten Lehms, ausgegraben hat, hat man sie sich schon beim Graben in dicken Klumpen in den Mund geschoben. Die Leichen der Toten, Verhungernde von außerhalb, selbst eigene Verwandte hat man zu Lebensmitteln gemacht.
    Damals war es kein Einzelfall, wenn »Menschen einander gegessen« haben, ebenso wenig, dass man, wie es in den alten Aufzeichnungen heißt, »die Kinder austauschte und aß«, aber in den Jahren dieser Hungersnot haben die Menschen vielfach auch die eigenen Kinder gegessen. Ich habe selbst noch solche »Menschenfresser« gesehen, habe zugehört, wie sie den Geschmack von Menschenfleisch beschrieben.
    Nach zuverlässigen Materialien, die mir vorliegen, gab es landesweit tausende Fälle von Kannibalismus. [5]   Diese Tragödien werden in den verschiedenen Kapiteln dieses Buches für jede Provinz genau aufgelistet.
    Es war ein in der Geschichte der Menschheit beispielloses Desaster: In Jahren mit ganz normalen Ernteerträgen, ohne Krieg und ohne Seuchen, starben Millionen Menschen hungers und es kam in großem Umfang zu Kannibalismus.
    In den darauffolgenden Jahrzehnten ist in sämtlichen Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und amtlichen Dokumenten in China diese ungeheure menschliche Tragödie ausgespart oder vertuscht worden. Wenn es um die verhungerten Menschen ging, waren die Lippen der Kader versiegelt. In Bezug auf die Statistiken wurde mit allen möglichen Tricks gearbeitet, um von den Millionenzahlen herunterzukommen. Um das Ganze für immer zu vertuschen, haben die zuständigen Behörden angeordnet, sämtliche Materialien über die von den Provinzen nach oben gemeldeten millionenfachen Verluste an Menschenleben zu vernichten.
    Über nach Hongkong entkommene Flüchtlinge und Angehörige von Auslandschinesen in China drangen ein paar Informationen nach außen, und einige westliche Medien haben auf diese Informationen gestützt immer wieder über die Hungersnot in China berichtet. Diese Berichte waren sporadisch und ausgesprochen unvollständig, trotzdem hat die chinesische Regierung das alles

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