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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Auch aus diesem Grund sprach sich der Professor dafür aus, dass Kristin F. das Kind austragen sollte.
    »Wahnsinnsgeschichte«, murmelte Peter Jansen. »Haben wir ein Foto der Frau?«
    »Klar«, antwortete ich. »Aus glücklichen Tagen. Ich habe Kontakt zu dem Ehemann.«
    »Klasse«, kommentierte er. »Besorg noch ein Bild aus dem Krankenhaus. Geht das?«
    »Du hast Nerven«, stellte ich fest. Ich speicherte den Artikel ab. Wir saßen in der Redaktion, es war knapp zehn, die anderen waren noch nicht aufgetaucht.»Wie wär's denn mit der ersten Ultraschallaufnahme des Monster-Babys?«
    »Rückt das Krankenhaus die denn raus?« Peter Jansen, Chef vom Dienst des Bierstädter Tageblattes , hatte die Ironie nicht begriffen.
    »Mensch, Peter«, sagte ich. »Merkst du gar nicht, wie unsere Zeitung immer mehr in gnadenlosestes Boulevard abdriftet?«
    Jansen zuckte mit den Schultern. »Das ist der Trend der Zeit. Wenn wir's nicht machen, kommen die anderen. Merkwürdig, dass gerade von dir so ein Hinweis kommt.«
    Ich schwieg. Jansen hatte recht. Meine schrägen Storys und Krawallgeschichten hatten mit dazu beigetragen, dass das bürgerliche Bierstädter Tageblatt immer lauter und greller geworden war. Sich aber auch besser verkaufte.
    Die Tür zu meinem Zimmer ging auf.
    »Morgen«, grüßte Fotograf Guido Graf. Er hatte den ersten Termin schon hinter sich: In den Hallen wurden die Vorbereitungen für das große Reitturnier getroffen, das alljährlich in Bierstadt veranstaltet wurde. Jetzt wollte er von Jansen wissen, wie viele Fotos in dem Artikel erscheinen sollten.
    »Der Herr Graf«, flapste Jansen und deutete eine unterwürfige Verbeugung an. »Wie viele Gäule haben dero Gnaden durch Ihr Erscheinen erschreckt?«
    »Einige sind tot umgefallen«, gab der Fotograf zu. Er schlenderte zur Kaffeemaschine. »Am niedlichsten sind die kleinen Mädchen, die die Pferde pflegen und sie ... abreiten. So heißt das nämlich. Geiler Ausdruck, nicht?« Seine Augen glänzten, als er die Kaffeetasse an die Lippen hob.
    »Diese jungen Dinger sind kaum sechzehn und unglaublich beweglich im Beckenbereich«, setzte er nach. »Ich hab's beim Reiten gesehen. So etwa!« Graf ließ seinen Unterleib kreisen. Es sah ziemlich tuntig aus.
    Als ich auf seinen Bauchtanz mit einem gelangweilten Augenaufschlag reagierte, blickte er auf Jansen, der ja immerhin auch ein Mann war und seine originellen Scherze vielleicht zu würdigen wüsste.
    »Mensch, Graf«, sagte Jansen unwillig. »Du hast die Eleganz eines Nashorns und das fotografische Talent eines Maulwurfs.«
    Eingeschnappt stellte Graf die Tasse auf meinem Schreibtisch ab und verschwand.
    »Seine Berufsauffassung lässt zu wünschen übrig. Der wird seine Probezeit bei uns wohl nicht überstehen«, murmelte Jansen. »Aber mal wieder zum Thema. Gibt's eine Chance, die Komafrau im Krankenbett abzulichten?«
    »Der Ehemann hat Besuchsverbot«, antwortete ich. »Er wäre der Einzige, der es tun würde, denn er arbeitet mit uns zusammen.«
    »Gibt's irgendeine Krankenschwester, die gegen eine kleine Aufwandsentschädigung ...?«
    »Vergiss es«, winkte ich ab. »Wenn's rauskommt, ist die Schwester ihren Job los. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenn jemand fliegt. Außerdem glaube ich kaum, dass jemand für ein paar Märker seine Existenz riskiert.«
    »Also bleibst nur du«, stellte mein Chef fest. »Zieh dir eine Schwesterntracht an, setz deinen berühmten Inquisitionsblick auf – guck also so wie immer – versteck die roten Haare unter einer Haube und schmink dich nicht. Dann müsstest du locker als Oberschwester durchgehen.«
    »So was kommt nicht in Frage. Wir sind schließlich nicht im Wilden Westen«, protestierte ich.
    »Was bist du plötzlich so empfindlich?«, höhnte Jansen. »Sonst stehst du doch auf gefährliche Einsätze. Hauptsache ein kleines bisschen illegal. Wirst du etwa alt und bequem, Grappa?«

Besuch in einer anderen Welt
    Es galt, zunächst die Lage zu peilen. Ins Krankenhaus hinein zu kommen war kein Problem. Die Klinik lag in der Innenstadt, hatte ziemlich viele Betten und Abteilungen, deren Abkürzungen mir zunächst nicht viel sagten. Von Frank wusste ich, dass Kristin in der zweiten Etage lag und in eines der Zimmer verfrachtet worden war, das ziemlich am Ende der Intensivstation lag.
    Ich näherte mich also dem Hauptportal – zusammen mit etwa zehn weiteren Menschen, die ebenfalls Patienten besuchen wollten. Einige hatten Blumen im Arm, andere Fruchtsäfte

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