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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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oder auch mal eine Pralinenschachtel.
    Aber nicht nur die Besucher bevölkerten den Platz vor dem Portal. Männer in gestreiften Bademänteln hockten auf den Kanten von Blumenrabatten und qualmten sich die Lunge aus dem Leib. Eine grauhaarige Frau mit blutunterlaufener Narbe vom Ohr bis zum Kehlkopf versuchte sich einem kleinen Mädchen verständlich zu machen – sie gestikulierte heftig und unterstrich die Bedeutung ihrer Handbewegungen durch das eine oder andere trockene Krächzen.
    Ich wandte mich ab und wäre fast in einen Ambulanzwagen gerannt, der rasant die Auffahrt für Liegendkranke hochpreschte. Der Fahrer zeigte mir unverhohlen einen Vogel, ich streckte den Mittelfinger meiner Hand nach oben.
    Durch eine Drehtür gelangte ich schließlich ins Innere der Halle. Moderne Möbel, ein Dach aus Glas, pflegeleichte Grünpflanzen und Geländer aus Stahl, im Hintergrund leise Musik mit heiterem Touch. Die Zahl der Menschen in Frotteebademänteln oder Ballonseiden-Anzügen war kaum mehr zu überblicken. Ab und zu kreuzte eine eilige Schwester meinen Weg.
    Ich versuchte, mir Mimik und Körperhaltung einzuprägen, bemerkte, dass viele Krankenhausbedienstete breite Birkenstocks oder weiße Turnschuhe trugen, manches Gesicht zierte ein gefrorenes Lächeln, das ständige Hilfsbereitschaft, Ansprechbarkeit und unbedingten Pflegewillen ausdrücken sollte. Und verdammt eilig hatten sie es alle, hinterließen einen Kondensstreifen, der nach Desinfektionsmittel und Kernseife roch.
    Ich ging an der Informationsloge vorbei, erreichte den Besucheraufzug und drückte den Knopf. Neben mir wartete die krächzende Oma von eben, in den nikotingelben Fingern eine auflagenstarke Boulevardzeitung. Auf dem Titelblatt prangte eine Filmschöne, eng umschlungen mit wem auch immer, darunter ein Foto des sozialdemokratischen Männerduos Schröder und Lafontaine, nebst Lebensgefährtinnen. Die beiden Damen sahen aus wie Zwillinge. Gelungener Klonversuch, dachte ich.
    Da war der Aufzug. Oma und ich stiegen ein, im Inneren lehnte ein mageres Kerlchen an der Wand, das gottserbärmlich aussah. Ich drückte die zweite Etage und drehte mich um. Zu viel Elend tut der Seele nicht gut. Die Fahrstuhlwand bot einen zehnmal gesünderen Anblick als die beiden Gestalten hier drin.
    Plötzlich ein Stöhnen. Spontan tippte ich auf Herzinfarkt. Doch der Mann hatte seine Hand nicht in der Herzgegend, sondern spielte an seinem Geschlechtsteil und schien eine Menge Freude daran zu haben. Geschockt blickte ich zu Oma, hoffend, dass sie meine Empörung teilen würde, doch sie beobachtete nur grinsend die Szene. Die Nähte ihrer Halsnarbe pochten. Ich war allein auf mich gestellt. Hoffentlich bleibt der Aufzug nicht stecken, flehte ich.
    Er tat es nicht, und ein melodisches Plim kündigte an, dass ich aussteigen musste. Zum Glück blieben die beiden Patienten im Lift. Ich floh auf den Flur.
    Die Schwingtür zur Intensivstation lag nur ein paar Meter von mir entfernt. Ich trat durch. Im hinteren Bereich der Station sollte Kristin Fabers Zimmer liegen.
    Eine Pfleger kam aus einem Krankenzimmer. Er schob einen Tablettwagen vor sich her, nahm mich nicht zur Kenntnis. Seine Schuhe quietschten auf dem gewachsten Kunststoffboden.
    Ich ging weiter. Hier muss es sein, dachte ich. Die Zimmernummer wusste ich von Frank.
    »Wen suchen Sie?«, sagte eine männliche Stimme hinter mir. Ich fuhr herum.
    Vor mir stand ein kräftiger junger Mann, der bestimmt nicht zum Pflegepersonal gehörte. Er musste in einer Nische gesessen haben, die gegenüber dem Zimmer lag. Ich sah einen Stuhl, ein Tischchen, eine Thermoskanne und ein Funkgerät.
    »Was geht Sie das an?«, blaffte ich. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Ich tippte auf die Pistole, die in einem Lederhalfter an seinem Gürtel hing. »Lässt Seehofer die Kostendämpfung jetzt schon durch bewaffnetes Personal überwachen?«, setzte ich nach.
    Den Namen Seehofer kannte er nicht. »Was wollen Sie hier?«, ignorierte der Typ meine Fragen.
    Seine Hand packte meinen Oberarm und umschloss ihn wie ein Schraubstock ein Stück Holz.
    »Loslassen«, forderte ich. »Ich suche meinen Vater. Gestern lag er noch hier. Lassen Sie mich endlich los, Sie Flegel!« Ich versetzte dem Kerl einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein.
    »Verdammte Schlampe«, brüllte er wütend. Er hob die Hand, und ich begann zu schreien. Richtig schön laut und durchdringend.
    »Was zum Teufel ist hier los?«
    Vor uns stand ein älterer Mann in weißem

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