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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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konnte also noch im Büro sein!
    »Schnell!« flüsterte ich. »Mühlen ist vielleicht oben.«
    Wir rannten zum Fahrstuhl, der mit uns nach oben schwebte.
    »Ich habe Angst!« bekannte ich, als wir den fünften Stock erreichten.
    »Sollen wir die Polizei rufen?« fragte Mike.
    »Nein, keine Zeit. Wenn Mühlen noch drin ist, müssen wir jetzt handeln. Er hat den Film vielleicht schon gefunden oder sucht ihn noch. Wir müssen schneller sein als er, sonst fehlt uns jeder Beweis.«
    »Also los!« Mikes Ton war grimmig entschlossen, während in meinem Bauch die Schmetterlinge zu flattern begannen. Wäre diese Nacht schon vorbei, betete ich. Ich riß mich zusammen, steckte den Schlüssel ins Schloß und drückte die Tür auf. Es war dunkel.
    »Da!« Ich deutete auf den Lichtschein, der unter der Tür des Ansichtsraums hervorkroch. Irgend jemand schaute sich da drinnen einen Film an! Mein Herz pochte so laut, daß mein Körper vibrierte.
    Wir schlichen zur Tür. Horchten. Eine Frau schrie leise, wimmerte und verstummte schließlich. Jemand drückte die Rücklauf-Taste und startete erneut. Die Frauenstimme schrie wieder, wimmerte und verstummte.
    Mit wurde übel. Ich gab ein würgendes Geräusch von mir. »Er hat den Film gefunden!« flüsterte ich. Das Grauen kroch mir den Rücken hinauf. Ich taumelte.
    »Maria! Nicht schlapp machen. Nicht jetzt!«
    Ich zählte langsam bis zehn und sog nach jeder Ziffer Luft in meine Lungen. Ohne Erfolg. Ich bringe ihn um, dachte ich, eine andere Lösung gibt es nicht. Der kriegt drei Jahre wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Ein angesehener Fernsehjournalist und eine polnische Nutte. Wessen Leben ist da wohl höher angesiedelt in der Werteskala?
    Mike drückte lautlos die Tür auf. Dann sahen wir ihn. Er saß
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mit dem Rücken zu uns. Der Raum war abgedunkelt. Nur die Schreibtischlampe brannte. Rudi Mühlen starrte gebannt auf den Monitor.
    Ich zwang mich, auch hinzusehen. Im Bild das verzerrte Gesicht einer jungen Frau mit verschmiertem Lippenstift. Die Augen weit aufgerissen. Bei jedem Stoß warf sie den Kopf zurück. Ihrer Kehle entrann ein Schrei, der nichts Menschliches mehr hatte. Ich hielt mir die Ohren zu und schloß die Augen.
    Jetzt ist es soweit! Ich drehe durch! Und zwar endgültig!
    Dann verschwand mein Entsetzen mit einem Schlag. Die Hitze in meinem Körper wich einer Kälte, die bis in die Fuß-und Fingerspitzen kroch. Ich ging wie ein Zombie auf Mühlen zu, der noch immer wie gebannt auf den Monitor starrte.
    Die Frau wimmert um Gnade. Unterwürfig. In einer fremden Sprache, die jeder versteht. Dann eine krächzende Stimme. »Nimm den Kopf zur Seite, damit ich ihre Augen sehen kann. ]a, so ist es guut!«
    Sein steifes Haar war vor Erregung feucht geworden. Die linke Hand spielte mit der Fernbedienung. Vor und zurück. Der Atem ging stoßweise. Ich trat noch näher. Er merkte noch immer nichts.
    Jetzt schreit die Frau nicht mehr. Ihre Augen starren ins Leere. Die Kamera bemächtigt sich ihres geschundenen Körpers. Tastet jede Wunde ab. Zoomt auf ihren Unterleib, der in Blut schwimmt.
    Er hatte die Hosen heruntergelassen. Neben sich eine Packung Papiertaschentücher. Die rechte Hand bewegte sich. Vor und zurück. Die linke Hand drückte auf die Pausentaste. Das Bild fror ein.
    Das Gesicht der Frau ist entspannt. Das Ende. Ihre Arme liegen vom Körper abgewinkelt. Wie ans Kreuz geschlagen. Den zarten Hals verdreht.
    Die Antilope, dachte ich. Die gleichen Bilder, nur andere Op-
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fer. Männer im Blutrausch. Mit einem Schrei stürzte ich auf Rudi Mühlen. Meine Hände legten sich um seinen Hals und drückten zu. Ich dachte an nichts. Nur daran, daß meine Finger nie mehr loslassen durften. Die Wut dröhnte in meinen Ohren.
    Dann wurde ich zurückgerissen. Mike Zech brüllte mich an. Ich verstand nicht, was er sagte. Er schüttelte mich und schlug mir ins Gesicht.
    Ich wurde wach. Wir waren allein im Raum.
    »Verdammt, du hättest ihn fast umgebracht!«
    »Wo ist er?« fragte ich verblüfft.
    »Verschwunden. Er hat die Chance genutzt zu entkommen, weil ich dich bändigen mußte. Aber wir haben den Film. Er steckt noch im Sichtgerät. Und er ist die Hauptsache.«
    Mike ging zum Recorder und drückte die »eject«-Taste. Die Kassette sprang heraus. Er hielt sie eine Weile in der Hand und betrachtete sie. »Schrecklich! Ein echter Mord als Filmvergnügen. Kein Wunder, daß Wüsten und Mühlen dafür alles getan haben.«
    Das Blut rann langsam in meine Adern

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