Grappa dreht durch
diese Frau den Film hat. Doch das war ein verdammter Irrtum. Mußte sie unbedingt drauf gehen?«
»Du kennst ihn doch. Wenn er seinen Schub kriegt, kann er sich nicht mehr beherrschen. Er wollte ihr nur ein bißchen weh tun, damit sie spurt. Dabei hat er den Überblick verloren.«
»Und ein paar Tage später kriege ich einen Anruf. 50.000 Mark soll ich für den Film zahlen. Warum gerade ich? Bin ich auf dem Film zu sehen oder ihr? Kratzt ihr beide doch eure Kröten zusammen! Ich bin ab jetzt aus der Sache raus. Es war schon ein Fehler, daß ich das Mädchen kassiert habe. Was hat mir meine Hilfsbereitschaft eingebracht? Ich habe mich mit der Mafia angelegt, und das ist ziemlich ungesund. Ich hatte Mühe, die Sache wieder hinzubiegen.«
»Du hängst da nach wie vor mit drin, Alfonso. Wer produziert und vertreibt denn die Kopien dieser Videos und hat schon eine Menge Geld damit verdient?«
»Das muß mir erst mal jemand beweisen!«
»Du glaubst doch nicht, daß wir dich decken, wenn uns die Polizei in die Mangel nimmt, oder? Sag uns lieber, was wir tun sollen!«
»Holt euch den Film! Strengt euren Grips an! Wer ist die Frau, die ihn für 50.000 Mark verkaufen will?«
»Ich tippe auf Bettina Blasius.«
»Wer ist das nun schon wieder?«
»Eine Kollegin. Keine Ahnung, wie sie an den Film gekommen ist. Es wird Zeit, daß wir mit ihr reden.«
»Dann tut das. Wenn sich die Sache beruhigt hat, können wir ja darüber reden ...«
Das Gespräch brach ab.
»Mist!« entfuhr es mir. »Wer ist der zweite Mann, von dem
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Wüsten spricht? Der, der die Ritzenbaum umgebracht hat? Der den Überblick verloren hat?«
»Das würde ich auch gern wissen!«
»Es muß jemand sein, der bei >Teleboss< arbeitet«, sinnierte ich. »Aber wer?«
Meine Gedanken saugten sich an BIG Boss fest. Er hatte beste Verbindungen zu Brokkoli und ihm gehörten die technischen Geräte der Firma »Teleboss«.
»Was könnte auf dem Film zu sehen sein?« murmelte Zech. »Was ist so schlimm, daß jemand dafür mordet? Es muß irgend etwas mit Sex zu tun haben, sonst hätte Brokkoli nicht von aufgeilen gesprochen.«
»Wir müssen uns um Betty kümmern«, sagte ich, »sie ist in Gefahr. Sie hat den Film. Und sie hätte genug Nerven, um eine Erpressung durchzuziehen. Sogar mit einem Typen wie Alfons Brokkoli als Opfer.«
»Wir müssen so schnell wie möglich mit ihr reden«, stimmte Zech zu.
»Wird sie die Wahrheit sagen?«
»Ich hoffe. Sie mag mich.«
»Ich weiß. Sie ist verliebt in Sie.«
»Ach ja?«
»Sie hat es mir gesagt.« »Tatsächlich?«
»Tun Sie nicht so! Sie haben es doch drauf angelegt!« »Nicht ernsthaft. Aber sie ist amüsant. Ein lustiges Mädchen, das weiß, was es will.« »Und was will es?« »Was alle Frauen wollen.« »Und das wäre?«
»Allumfassende Aufmerksamkeit.«
»Und? Konnten Sie ihre Wünsche erfüllen?«
»Nicht ganz«, lachte er, »sie ist zu jung für mich.«
»Die zehn oder zwölf Jahre? War sie auch schon in dieser Wohnung zum >Abendessen zu Zweit Mit Häppchen, Wein und dem Flirt-Grundprogramm?«
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»Nein. Wir waren in ihrer Wohnung. Aber es ist nichts passiert.«
Ich lachte trocken auf. »Genau wie heute.«
Zehn Minuten später saß ich in meinem Auto und fuhr in Richtung Heimat.
»Schade«, hatte Zech gesagt, als er mich auf die Wange küßte.
Schade, dachte auch ich, sein Körper hätte bestimmt gehalten, was er versprach.
Binsenweisheiten und eine abgelegte Akte
Die Akte der Polin Elvira G. lag bereits in der Ablage des Polizeipräsidiums. Kommissar Brinkhoff hatte sie für mich heraussuchen lassen. Ich saß ihm gegenüber.
»Was wollen Sie wissen, Frau Grappa?«
»Die genaue Todesursache.«
Er brauchte einige Minuten, um sich ein Bild zu machen. Ich sah, wie sich seine Miene verfinsterte. Das, was er gerade las, schien selbst ihn zu berühren.
»Innere Blutungen im Bereich der inneren Geschlechtsorgane. Sie hatte außerdem Verletzungen am ganzen Körper. Und an den Körperöffnungen. Brandspuren, Quetschungen, Rippenbrüche, Hämatome und kleinere und größere Schnittwunden. Soll ich fortfahren?«
Ich winkte schnell ab. In meinem Bauch spürte ich einen starken krampfartigen Druck. Ich bemühte mich, das Zittern in meiner Stimme zu verbergen, als ich fragte: »Wer tut so was?«
»Perverse Kerle. Kranke Gehirne.«
»Waren es mehrere Männer?«
»Das war nicht zu ermitteln. Die Leiche hatte zu lange in den Kanalwiesen gelegen. Außerdem haben die Folterungen mehrere
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