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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Gesichtsausdruck. »Immerhin machen wir auch nur unseren Job.«

    Kleist reagierte nicht. Ich bemerkte, dass sich mehrere Männer der Spezialeinheit – mit Sturmhauben und kugelsicheren Westen ausgestattet – an der Wand des Schlosses entlangdrückten. Lautlos wie Raubkatzen.

    Kleist griff nach seinem Funkgerät. »Nein, das SEK bleibt vorerst draußen. Wir müssen den oder die Täter in Sicherheit wiegen. Wir wissen doch gar nicht, wie viele Täter es sind und was sie von unseren Aktionen mitbekommen. Und ob sie Sprengstoff haben.«

    Die Luft vibrierte vor Spannung. Doch gleichzeitig war es für einen Moment unheimlich ruhig – weder aufgeregte Polizeisirenen noch knatternde Hubschrauberrotoren waren zu hören.
    »Die Stille ist gespenstisch«, flüsterte ich.

    Genau am Ende meines Satzes fielen Schüsse. Unzählbar viele Schüsse. Ein akustisches Inferno.
    Pöppelbaum hielt die Kamera Richtung Fensterfront. Glas splitterte. Schreie, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Arme und Gesichter hinter den Scheiben. Und immer weiter Schüsse. Ich schloss die Augen.

    Dann war es wieder still. Totenstill. Bis noch ein Schuss fiel. Dann noch einer. Und dann setzte wieder eine Ruhe ein, die entsetzlich war.

    Die Sache war schiefgelaufen. Richtig schief.

    »Zugriff!«, brüllte Kleist ins Funkgerät und sprintete mit seinen Mitarbeitern durch den Park.

     
    Zehn Minuten später trat eine Gruppe von Männern aus dem Haupteingang des Schlosses. Sanitäter und Polizisten. Ich erkannte den Amtsarzt Dr. Benthien. Die Männer gingen langsam, wie in Zeitlupe. Sie schwiegen und hielten Kopf und Blick gesenkt.
    »Um Gottes willen«, flüsterte ich.
    Einer der Sanitäter löste sich von der Gruppe, machte wenige schnelle Schritte zu einem Baum und übergab sich.
    Die Feuerwehr hatte ein großes Zelt aufgebaut. Dr. Benthien sprach den Einsatzleiter an. Der schüttelte mit dem Kopf und deutete auf die Tragen.
    Männer griffen danach und gingen ins Gebäude.
    Vielleicht am schlimmsten war, dass es keine Schmerzensschreie gab.
    Es folgte eine furchtbare Prozession, mit Tüchern bedeckte, leblose Körper wurden an mir vorbeigetragen.
    Pöppelbaum und ich versuchten, unsichtbar zu bleiben.
    Langsam wurde ich meiner Erschütterung Herr und sah mich um. Friedemann Kleist stand neben einem älteren, grau wirkenden Mann vor einer Trage, auf der eine Frau lag. Sie immerhin lebte, ihr Körper war nicht vollkommen abgedeckt.
    »Wer ist das?«, fragte ich einen der Beamten.
    »Das ist Hauptkommissar Dr. Kleist«, kam es zurück.
    »Ich meine den anderen Herrn«, fasste ich nach.
    »Das ist der Direktor von der Anlage hier«, antwortete der Polizist brav. »Er heißt Lerchenmüller.«
    Lerchenmüller hielt die Hand der Frau in seiner und redete auf sie ein.

    »Das muss die Lehrerin sein«, flüsterte ich Pöppelbaum zu. »Sie scheint ansprechbar. Kriegst du sie aufs Foto?«

    »Wenn die beiden Herren mal aus dem Bild gehen, schon«, murmelte Pöppelbaum, das Auge am Sucher.

    Nun schoben die Sanitäter die Frau in den Wagen. Pöppelbaum kam zwar zum Schuss, doch zufrieden war er nicht. »Vielleicht kann ich mit dem Bearbeitungsprogramm noch was rausholen«, meinte er.

    »Ich brauche Infos«, stellte ich fest. »Lass uns zum Pressemobil gehen.«

    »Was ist mit dir, Grappa? Du bist weiß wie ein Betttuch!«

    »Ich bin doch kein Automat.«

    »Wie meinst du das?«, fragte der Bluthund ungläubig.

    »Ich erklär’s dir später.«
    Nur keine Schwäche zeigen, dachte ich. Der Kopf muss klar bleiben, damit ich die richtigen Fragen stellen kann, um einen guten Artikel schreiben zu können.
    Um den Pressewagen auf dem Schulhof drängten sich die Kollegen. Auch war es ungewöhnlich ruhig, keine der üblichen Frotzeleien war zu hören.
    »Wann können wir mit mehr Informationen rechnen?«, fragte ich.

    Der Pressemensch vertröstete uns auf den Nachmittag. Die Lage sei noch zu unübersichtlich. »Die Staatsanwaltschaft übernimmt den Fall. Der zuständige Dezernent ist gerade eingetroffen.«

    Einige Kollegen murrten.

    »Lassen Sie uns unsere Arbeit tun«, bat der Polizist. »Je schneller wir hier fertig sind, desto früher bekommen Sie die Informationen, die Sie brauchen.«
    Eine Gruppe Spurensicherer in weißen Overalls bewegte sich aufs Schloss zu. Sie hatten Plastiktüten und die üblichen Gerätschaften dabei.

     
    Auf dem Weg in die Redaktion verspürte ich eine gewisse Erschöpfung. Ich fühlte mich wie ein alter Cowboy, der

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