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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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Markenzeichen, eng sitzendes purpurrotes Leder –
die Farbe frisch vergossenen Blutes, von den glänzenden Schaftstiefeln bis zum engen, hohen Kragen.
Rose hielt viel auf Selbstgenügsamkeit. Sie war präzise zwei Meter zehn groß, mit dunklem Haar und
blassem Gesicht, auf geschmeidige Weise muskulös,
mit vollen Brüsten und durch und durch Furcht einflößend. In einem Goldenen Zeitalter der Vernunft
und zivilisierten Verhaltens verkörperte Rose Konstantin den psychopathischen Killer – metzelte Männer, Frauen und Fremdwesen nieder, erlebte das Gemetzel als Sex und den Todesstoß als Orgasmus.
    Auf der anderen Seite der Kabine, so weit von Rose entfernt wie nur möglich, saß verkrampft jener
höchst bedeutende Dieb, Betrüger und überzeugte
Feigling Brett Ohnesorg. Mit seinen mausgrauen
Haaren und seiner farblosen Schönheit war er als
Gauner liebenswert genug, aber nichts und niemand
konnte sich in Sicherheit wiegen, wenn seine unruhigen Hände tätig wurden. Er besaß keine Skrupel und
noch weniger Moral, und die Ehrlichkeit war ihm
einfach nicht angeboren. Noch nie war er auf ein
Problem gestoßen, dem er nicht am besten entrinnen
konnte, indem er einfach davonlief. Seine Freunde
sagten gern, dass man bei Brett wusste, woran man
war – er ließ jeden stets im Stich. Und doch hatte er
irgendwie die Willenskraft, falls nicht gar die Charakterstärke aufgebracht, sich von dem Erzverräter
Finn Durandal zu befreien und auf die Seite der Engel zu schlagen. Sicherlich überraschte das niemanden so sehr wie ihn selbst. Womöglich hatte es etwas
mit seinem Anspruch zu tun, von zweien der größten
Helden der alten Rebellion abzustammen: Jakob Ohnesorg und Ruby Reise. Obwohl man vielleicht besser darauf hinwies, dass nur eine Person an diese
Herkunft glaubte: Brett Ohnesorg.
    Brett war auch ein schwacher Esper, was sich daraus
herleitete, dass ihm der Durandal eine extrem gefährliche Esperdroge gewaltsam verabreicht hatte. Er hatte
einmal einen kurzen, aber umwerfenden geistigen
Kontakt mit Rose Konstantin hergestellt, und sie waren
jetzt auf eine Art und Weise miteinander verbunden,
die sie beide nicht recht verstanden. Brett war beinahe
sicher, dass es sich dabei nicht um Liebe handelte, von
der Überlegung ausgehend, dass Rose ihm eine Heidenangst einjagte. Er und Rose schliefen in der einzigen weiteren Kabine an Bord – Rose im Bett und Brett
auf dem Fußboden, wenn er mal schlafen konnte. In
diesem Augenblick ruhte sein Blick forschend auf einem Sichtschirm in seinen Händen, der ihm den Inhalt
eines Datenkristalls aus dem Laderaum zeigte, und er
kicherte dabei leise vor sich hin.
    Damit blieb nur noch Samstag zu erwähnen, der
Echsenmann vom Planeten Scherbe. Lewis brauchte
nicht mal den Sitz zu schwenken, um einen Blick auf
das Fremdwesen hinter ihm zu werfen. Er spürte
richtig Samstags lauernde Präsenz an der Rückseite
der Kabine, als tickte dort lautstark eine scharfe
Bombe vor sich hin. Samstag (der Echsenmann hatte
Probleme mit der menschlichen Vorstellung von
Namen; »auf Scherbe wissen wir alle, wer wir
sind!«) war zweieinhalb Meter groß, und Schuppen
von mattem Flaschengrün bedeckten seine riesige,
außerordentlich muskulöse Gestalt, die auf schweren
Hinterbeinen ruhte und in einem langen, stachelbewehrten Schwanz auslief. Hoch angesetzt ragten
zwei kleine Greifarme mit sehr hässlichen Klauen
aus seiner Brust, und in seinem breiten, keilförmigen
Kopf fielen zuvorderst zwei tief liegende Augen und
ein Mund mit mehr Zähnen auf, als überhaupt möglich schien. Ein Blick auf ihn, und alle Welt verspürte augenblicklich einen atavistischen Drang, auf den
nächsten Baum zu klettern. Sein Volk war ein Neuzugang im Imperium. Sie ergötzten sich an der Jagd,
bekämpften und töteten einander zum Spaß oder
womöglich als Kunstform und waren derzeit von der
Vorstellung des Krieges fasziniert, wie Menschen
ihn führten. Jeder im Imperium wartete nun darauf,
dass auch der zweite Stiefel niederknallte.
    Da seine Lebensform anscheinend nicht schlafen
musste, verbrachte Samstag seine Nächte allein auf
der Brücke und summte glücklich alte Lieder über
die Freude daran, einen Feind zu verstümmeln, ehe
man ihn tötete und verspeiste; derweil hielt er mit
Hilfe der Instrumente Ausschau nach Anzeichen,
dass man sie verfolgte – oder eine Kollision drohte,
da sie es sich nicht erlauben konnten, einen Flugplan
bekannt zu geben. Alles in allem konnte man

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