Gregori - Eine Highland Secrets Story
Auf keinen Fall würde sie das willige Opfer spielen. Sie würde es ihm nicht leicht machen. Und vor was glaubte er, sie beschützen zu müssen? Litt der Mann an Wahnvorstellungen? Wenn ja, war er sogar noch gefährlicher, als sie geglaubt hatte. Vorsichtig versuchte sie abzuschätzen, wie schnell sie bei der Tür sein könnte. Wenn sie es schaffte vor dem Mann bei der Tür zu sein, das Zimmer zu verlassen, dann könnte sie es vielleicht auch vor ihm aus dem Haus schaffen. Erst mal auf der Straße, würde sie leicht nach Hilfe rufen können.
Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Er ahnte, dass sie fliehen wollte. „Wie heißt du?"
„Das geht dich nichts an", antwortete sie forsch. Sarah machte vorsichtig einen Schritt auf die Tür zu, während ihr Entführer versuchte, ein Feuer im opulenten Kamin zu machen. Als er sein Gesicht der kleinen zuckenden Flamme zuwandte, sah Sarah ihre Chance gekommen. Sie rannte auf die Tür zu, hinaus in einen langen Flur, der auf beiden Seiten von unzähligen weiteren Türen gesäumt wurde. Sie schaffte es bis an eine Treppe, die mit einem roten Teppich umhüllt war. Sarah blickte sich nicht um. Sie flog die Stufen hinunter, direkt auf eine riesige schwere Eichenholztür zu. Das musste der Ausgang sein. Der Weg in die Freiheit.
Gregori gab der Frau einen Vorsprung. Sie sollte es ruhig bis vor sein Haus schaffen. Wenn sie sah, dass sie sich mitten in den Bergen befand, dann würde sie nicht noch einmal so schnell an eine Flucht denken. Erst als er hörte, wie die große Eingangstür mit einem Knall zuschlug, folgte er der Frau. Draußen im Wald sog er tief die Luft ein, nahm ihre Witterung auf und folgte ihrem betörenden Duft. Er war beeindruckt, wie schnell sie war.
Geschickt lief sie durch das Unterholz, dabei trug sie nicht einmal Schuhe, die sie vor dem eiskalten Schnee geschützt hätten. Fast war Gregori ein bisschen stolz auf seine Auserwählte. Auserwählte, dieses Wort hatte er schon einmal benutzt? Woher war diese Vorstellung gekommen? War sie das? Seine Auserwählte? Seine Gefährtin, die ihn begleiten sollte durch sein ewiges Leben? Nein, so etwas gab es für einen wie ihn nicht. Er war ein Killer. Einer wie er hatte es nicht verdient, Glück zu empfinden. Und doch durchfloss Gregori so etwas wie Wärme, wenn er an die Menschenfrau dachte.
Er hatte ihr lange genug erlaubt , vor ihm wegzulaufen. Jetzt wurde es Zeit, sie wieder in sein Heim - in ihr gemeinsames zu Hause - zu bringen. Er konnte Mircae in der Nähe spüren. Auch er hatte sich sofort wieder an ihren Duft gehaftet und folgte ihr.
Sarah ignorierte die Schmerzen in ihren nackten Füßen. Die Kälte des Schnees schnitt ihr durch ihr Fleisch. Aber darauf konnte sie jetzt nicht achten. Sie hatte es aus dem Haus geschafft, doch da war keine Straße, keine anderen Häuser, keine Menschen. Nur Bäume und unendliche Dunkelheit. Panisch irrte sie zwischen Tannen umher, die so hoch waren, dass sie kaum ihre Wipfel erkennen konnte. Es war finstere Nacht um sie herum.
Keuchend lief sie durch den nächtlichen Wald. Irgendwo heulte ein Wolf. Ängstlich blieb sie stehen, lauschte in die Dunkelheit. Mit den Augen suchte sie über sich nach einem Zeichen des Mondes. Entweder bildeten die Bäume ein undurchlässiges Dach oder Wolken verdeckten den Mond.
Sarah taumelte vor Kälte zitternd weiter durch die undurchdringliche Finsternis. Ihre Füße fühlten sich an, als hätte sie sie in Eiswasser getaucht. Ihre Lippen bebten und ihr ganzer Körper wurde von Schmerzen geplagt. Sie wusste, sie hatte sich verirrt. Erschöpft lehnte sie sich an einen Baumstamm. Die raue Rinde drückte sich durch ihre dünne Kleidung. Tränen rannen über ihr Gesicht und die eisige Kälte brannte auf ihren Wangen, fuhr durch ihre Kleidung hindurch in ihren Körper. Ihre Zehen verfärbten sich schon blau und sie hatte kaum noch Gefühl darin.
Zweige knackten irgendwo in der Nähe und Sarah wusste, das würde ihr Entführer sein. Der gut aussehende, aber erschreckend düstere Kerl, ohne den sie jetzt nicht in dieser Situation wäre. Doch sie lief nicht fort, denn sie wusste, allein hier draußen würde sie sterben. Also wartete sie. Wartete darauf, dass er kommen würde, um sie zurück in sein Haus zu bringen, wo es nicht weniger angsteinflößend für sie war als hier draußen, aber weniger kalt. Doch nicht er stand plötzlich vor ihr, sondern ein anderer Mann, genauso groß und breitschultrig. Die gleichen dunklen Augen und das gleiche
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