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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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sehen, ob ich etwas Böses erschaffen kann. Jeder kann unter den richtigen Umständen zum Mörder werden.«
    Sie warf einen Blick auf Jeremy. »Ich hatte wohl recht.«
    O Gott, dachte Archie. Nein. Bitte nicht.
    Sie gab Archies Brust einen sanften Stoß, er trat einen Schritt zurück, und das Skalpell, dessen Griff er immer noch umklammert hielt, glitt aus ihrem Körper. »Jeremy hat seine Schwester nicht getötet«, sagte sie. »Er hat keinen von ihnen getötet. Er war nur ein armer, kleiner Junge, den ich manipuliert habe. Ich habe ihn dazu überredet, dass sein kleiner Club die Milzoperation durchführt. Ich habe dich an den Haken aufgehängt. Ich war die ganze Zeit dabei. Jeremy war unschuldig.« Ihr Lächeln wurde breiter, während sie in ihrem Sieg schwelgte. »Und du hast ihn gerade sterben lassen.«
    Archie öffnete die Hand und ließ das Skalpell fallen. Es prallte geräuschvoll auf den Beton, und als Gretchen nach unten blickte, langte Archie hinter sich und zog seine Waffe. Bis sie den Blick wieder hob, war die Mündung der Waffe gegen ihre Stirn gedrückt. Archies Hand zitterte, und er musste die Pistole mit aller Kraft an ihren Kopf drücken, um das Ding zu stabilisieren. Er hatte nie etwas so sehr gewollt, wie er jetzt Gretchen Lowell ein Loch in den Schädel pusten wollte.
    »Du hattest recht«, sagte er. »Ich wollte dich verlassen. An diesem Abend, an dem ich zu dir kam. Ich wollte es beenden und Debbie alles erzählen.«
    Er bewegte den Lauf der Pistole an ihrem Gesicht entlang nach unten, zwischen ihren Augen hindurch, über den Nasenrücken, und drückte ihn dann an die geschlossenen Lippen. »Nimm ihn in den Mund«, sagte er. »Nimm ihn.«
    Er sah ihren Puls am Hals flattern, als sie die Lippen öffnete und ihn den Lauf der Waffe in ihren Mund schieben ließ.
    Wenn er jetzt abdrückte, würde es ihr den Hinterkopf wegreißen.
    Wer würde ihm einen Vorwurf machen?
    Doch dann wäre er ein Mörder. Genau wie sie.
    Er würde sie nicht gewinnen lassen.
    Er zog den Lauf langsam wieder aus ihrem Mund und setzte ihn an ihre Stirn. Und in diesem kurzen Moment spürte er etwas, das er kaum mehr kannte. Er spürte sein altes Ich.
    »Du bist verhaftet«, sagte er.
    Archie erfasste gerade noch eine Bewegung links von sich, ehe er die Mündung der Pistole an seinem Ohr fühlte.
    »Ich bin nicht allein gekommen«, sagte Gretchen.
    Und dann fing Archie den Geruch auf. Einen Hauch von Moschus. Patschuli.
    »Ich auch nicht«, sagte er.
    »Eine Bewegung«, hörte er Susan sagen, »und ich steche dich in den Hals.« Sie trat in seinen peripheren Gesichtskreis. Sie hatte die Klinge aus ihrem Schweizermesser aufgeklappt und hielt sie an Franks Hals.
    »Hallo, Frank«, sagte Archie. Frank hielt das Kinn gesenkt, er blinzelte nicht, und sein teigiges Gesicht war verschwitzt und gerötet. Archie hatte ihn schon öfter so gesehen. Es endete meist damit, dass Frank einen Stuhl durch den Raum warf.
    »Hallo, Archie«, sagte Frank.
    »Sie ist nicht deine Schwester«, sagte Archie. »Das weißt du, oder?«
    »Erschieß ihn«, sagte Gretchen.
    Susan schob das Messer höher an Franks Hals. »Denk nicht mal dran«, sagte sie.
    »Bist du noch böse auf mich?«, sagte Frank zu Archie.
    »Nein«, sagte Archie. »Ich bin nicht böse.«
    »Schieß ihn in den Kopf«, wiederholte Gretchen.
    »Ja«, sagte Frank. »Okay.«
    Archie erstarrte und wartete auf den Schuss, und dann hörte er ihn. Er war noch nie angeschossen worden. Man hatte ihm Nägel mit einem Hammer in die Rippen getrieben. Er war gezwungen worden, Abflussreiniger zu trinken. Er war aufgeschlitzt und gestochen worden. Aber angeschossen? Nein.
    Es tat nicht weh. Hieß es. Es war vorgekommen, dass Leute angeschossen wurden und es erst nach mehreren Minuten merkten. Manche beschrieben es als eine Empfindung von Hitze. Andere sagten, der Schmerz sei unerträglich.
    Wenn man in den Kopf geschossen wurde, spürte man wahrscheinlich nichts. Man starb wahrscheinlich einfach.
    Und er war nicht tot.
    Frank war tot.
    Scharfschützen des Sondereinsatzkommandos kamen paarweise durch die Tür des Heizraums, ganz in Schwarz, mit Lampen auf der Stirn. Sie waren vermutlich durch das Kellerfenster gekommen. Der Schuss, den Archie gehört hatte, war nicht für ihn bestimmt gewesen – es war eine Scharfschützenkugel gewesen, die Frank gegolten hatte. Archie hörte den schweren Laufschritt weiterer Einsatzkräfte, die oben in das Haus eindrangen.
    Es war alles wie ein Nebel.
    Archie bewegte

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