Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
dich nicht einfach nur angepasst, um besser klarzukommen?“
„Nein, so ist das nicht“, meinte Monroe. „Das war meine freie Entscheidung.“
„Du hast das … Fleisch aufgegeben? Und das Laufen?“ Als Monroe nickte, fügte Decker hinzu: „Krass! Ich hatte die ganze Zeit einen anderen Eindruck. Ich dachte, das wäre nur Show, weißt du, um die dummen Einheimischen zu täuschen oder etwas in der Art. Wie ein Wolf im Schafspelz.“
„Tja, ich bin noch immer ein …“ Monroe sah sich um, da er sich vergewissern wollte, dass sie so alleine waren, wie sie es auf einem Markt im Freien nur sein konnten. „…
Blutbader
. Aber ich habe den extremeren Facetten unserer Natur abgeschworen.“
„Wow.“ Decker ging einige Schritte weiter und schüttelte den Kopf. Er ließ sich auf eine Bank sinken, als wäre der Gedanke, man könne den wilden Lebenswandel ablegen, im Stehen zu schwer zu ertragen. „Wie? Wie hast du dich verändert? Und wie schaffst du das, es durchzuhalten? Ich würde durchdrehen.“
Monroe setzte sich neben ihn auf die Bank und stellte seine Einkaufstaschen zu seinen Füßen ab.
„Denkst du … Decker, denkst du ernsthaft darüber nach, dich zu ändern?“
„Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte, Bruder.“
„Es ist möglich“, erwiderte Monroe. „Ich bin der lebende Beweis dafür, oder nicht? Aber das muss man schon ganz alleine schaffen.“ Er deutete mit dem Kinn in Richtung der Marktstände, um anzudeuten, dass Decker sich ja hier mit jemandem treffen wollte. „Du musst es wirklich wollen.“
„Okay. Was ist, wenn es so wäre?“, fragte Decker. „Was dann?“
„Ich weiß nur, was bei mir funktioniert“, antwortete Monroe.
Er strich sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger über seinen Bart und überlegte, ob er seinen Zustand als geläuterter
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gefährden sollte, um einem Freund zu helfen. Wenn er längere Zeit mit ihm verbrachte, ging er ein großes Risiko ein. Sein letzter Fehler hatte Hap womöglich das Leben gekostet. Aber Monroe musste an seine eigenen Überzeugungen glauben und darauf vertrauen, dass er denselben Fehler kein zweites Mal beging.
„Wenn du es ausprobieren willst, dann helfe ich dir, Decker. Mit allem, was du brauchst. Ich werde dich unterstützen.“
„Du meinst, wie ein Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern?“
„Ja, so in etwa.“
„Okay, was ist der erste Schritt?“
„Cold turkey“, sagte Monroe.
„Okay, damit komme ich klar“, meinte Decker grinsend. „Ob heiß oder kalt, Truthahn ist immer köstlich.“
„Sehr witzig! Nicht im Sinne von kalter Truthahn, sondern im Sinne von kalter Entzug. Ich rede nicht von Fleisch“, erwiderte Monroe.
„Fleisch ist meine Hauptnahrungsquelle, Bruder“, protestierte Decker. „Wenn ich kein Fleisch mehr esse, gehe ich praktisch in den Hungerstreik.“
„Du wirst dich daran gewöhnen“, versicherte ihm Monroe und runzelte dann die Stirn. „Eines Tages.“ Es war wenig hilfreich, den Übergang leichter erscheinen zu lassen, als er tatsächlich war. „Ich habe mich inzwischen an die Veggie-Steaks gewöhnt.“
„Oh Mann, das ist doch nicht normal. Mir wird ja schon bei dem Gedanken schlecht.“
„Man braucht sehr viel Selbstdisziplin.“
„Um sich nicht zu übergeben?“, warf Decker ein. „Das kann ich mir vorstellen.“
„Pilates hilft mir auch sehr“, fuhr Monroe fort. „Mache ich jeden Morgen. Das hilft einem, sich zu konzentrieren. Es ist nicht leicht, aber es ist die Sache wert. Du wirst mir noch danken. Tja, am Anfang vermutlich nicht. Zuerst wirst du vor allem viel fluchen und schimpfen. Und Dinge zerbrechen. Ja, eine Zeit lang wirst du große Lust haben, alles zu zerschmettern, was dir in die Finger kommt. Aber eines Tages …“
„Ich habe da so meine Zweifel, Bruder“, gestand Decker. „Ernsthafte Zweifel. Und wenn du das Wort ‚Tofu‘ sagst, muss ich dich umbringen.“ Er stand auf und reichte Monroe erneut die Hand. „Aber ich bin dabei.“
Monroe erhob sich ebenfalls, nickte und schüttelte Deckers Hand, während er ihn ermutigend anlächelte.
„Wollen wir morgen anfangen?“, fragte Decker.
„Klingt gut.“
Aber Monroes Lächeln verblasste schon einen Augenblick später. Er wollte seinem alten Freund helfen, den Übergang zu den wenigen geläuterten
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zu schaffen, und hatte es ernst gemeint, dass er ihn dabei so gut er konnte unterstützen würde. Aber er hatte ebenfalls Zweifel. Selbstbeherrschung war für Decker ein ebenso
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