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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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einem prächtigen Gemach ein Bett zurechtmachen. Als die Matratze herbeigebracht war, legte sie drei Erbsen darauf, eine oben hin, eine in die Mitte und eine unten hin, dann wurden noch sechs weiche Matratzen darüber gebreitet, Linnentücher und eine Decke von Daunen. Wie alles fertig war, führte sie das Mädchen hinauf in die Schlafkammer. »Nach dem weiten Weg wirst du müde sein, mein Kind«, sagte sie, »schlaf dich aus: Morgen wollen wir weiter sprechen.«
     
    Kaum war der Tag angebrochen, so stieg die Königin schon den Turm hinauf in die Kammer. Sie dachte das Mädchen noch in tiefem Schlaf zu finden, aber es war wach. »Wie hast du geschlafen, mein Töchterchen?«, fragte sie. »Erbärmlich«, antwortete die Prinzessin, »ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
     
    »Warum? Mein Kind, war das Bett nicht gut?«
     
    »In einem solchen Bett hab ich mein Lebtag noch nicht gelegen, hart vom Kopf bis zu den Füßen; es war als wenn ich auf lauter Erbsen läge.«
     
    »Ich sehe wohl«, sagte die Königin, »du bist eine echte Prinzessin. Ich will dir königliche Kleider schicken, Perlen und Edelsteine: schmücke dich wie eine Braut. Wir wollen noch heute die Hochzeit feiern.«
     
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    1 »Die Prinzessin auf der Erbse« ist ein bekanntes Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen. Es erschien am 7. April 1837 in einer Ausgabe der Reihe »Märchen, für Kinder erzählt«. Durch mündliche Weitergabe gelangte es zwischenzeitlich auch als »Die Erbsenprobe« in Grimms Märchen (nur 5. Auflage von 1843, Nr. 182).
     

Der Riese und der Schneider
     
    E inem Schneider, der ein großer Prahler war, aber ein schlechter Zahler, kam es in den Sinn, ein wenig auszugehen und sich in dem Wald umzuschauen. Sobald er nur konnte, verließ er seine Werkstatt,
     
Wanderte seinen Weg
Über Brücke und Steg,
Bald da, bald dort,
Immer fort und fort.
     
    Als er nun draußen war, erblickte er in der blauen Ferne einen steilen Berg und dahinter einen himmelhohen Turm, der aus einem wilden und finsteren Wald hervorragte. »Potz Blitz!«, rief der Schneider. »Was ist das?«
     
    Und weil ihn die Neugierde gewaltig stach, so ging er frisch darauf los. Was sperrte er aber Maul und Augen auf, als er in die Nähe kam, denn der Turm hatte Beine, sprang in einem Satz über den steilen Berg und stand als ein großmächtiger Riese vor dem Schneider. »Was willst du hier, du winziges Fliegenbein?«, rief der mit einer Stimme, als wenn’s von allen Seiten donnerte.
     
    Der Schneider wisperte: »Ich will mich umschauen, ob ich mein Stückchen Brot in dem Wald verdienen kann.« – »Wenn’s um die Zeit ist«, sagte der Riese, »so kannst du ja bei mir im Dienst eintreten.« – »Wenn’s sein muß, warum das nicht? Was krieg ich aber für einen Lohn?« – »Was du für einen Lohn kriegst?«, sagte der Riese, »das sollst du hören. Jährlich dreihundertfünfundsechzig Tage, und wenn’s ein Schaltjahr ist, noch einen obendrein. Ist dir das recht?« – »Meinetwegen«, antwortete der Schneider und dachte in seinem Sinn: Man muß sich strecken nach seiner Decke. Ich such mich bald wieder loszumachen.
     
    Darauf sprach der Riese zu ihm: »Geh, kleiner Halunke, und hol mir einen Krug Wasser.« – »Warum nicht lieber gleich den Brunnen mitsamt der Quelle?«, fragte der Prahlhans und ging mit dem Krug zu dem Wasser. »Was? Den Brunnen mitsamt der Quelle?«, brummte der Riese, der ein bißchen tölpisch und albern war, in den Bart hinein und fing an, sich zu fürchten. »Der Kerl kann mehr als Äpfel braten; der hat einen Alraun im Leib. Sei auf deiner Hut, alter Hans, das ist kein Diener für dich.«
     
    Als der Schneider das Wasser gebracht hatte, befahl ihm der Riese, in dem Wald ein paar Scheite Holz zu hauen und heimzutragen. »Warum nicht lieber den ganzen Wald mit einem Streich,
     
Den ganzen Wald
Mit jung und alt,
Mit allem, was er hat,
Knorzig und glatt?«
     
    fragte das Schneiderlein und ging, das Holz zu hauen. »Was?
     
Den ganzen Wald
Mit jung und alt,
Mit allem, was er hat,
Knorzig und glatt?
     
    Und den Brunnen mitsamt der Quelle?«, brummte der leichtgläubige Riese in den Bart und fürchtete sich noch mehr. »Der Kerl kann mehr als Äpfel braten, der hat einen Alraun im Leib. Sei auf deiner Hut, alter Hans, das ist kein Diener für dich.«
     
    Wie der Schneider das Holz gebracht hatte, befahl ihm der Riese, zwei oder drei wilde Schweine zum Abendessen zu schießen. »Warum nicht lieber

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