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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Ampel, grüne Ampel«, sie halten die Arme an der Seite und verharren nach jedem Schritt. Der Container ist jetzt nur noch fünfzehn Meter entfernt. Sie kneifen die Augen zusammen, um in der herabsinkenden Dunkelheit etwas erkennen zu können, aber selbst im Dämmerlicht ist offensichtlich, dass dieses Wesen, das die Vorderpfoten bewegt wie eine Bäuerin, die sich nachts am Ufer eines Flusses über ihre Wäsche beugt, weder Fuchs noch Skunk ist. Zum einen ist es zu groß. Und die Bewegungen stimmen nicht. Das Fell. Wie es beim Fressen aufgerichtet auf den Hinterbeinen sitzt. Für einen Augenblick verwandelt sich Almas Verblüffung in Empörung. Sie sieht einen Hund, einen dreckigen, stinkenden, Krankheiten verbreitenden Hund, den irgendein Freizeitkapitän hier ausgesetzt hat, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, an das mögliche Wüten von Staupe und Parvoviren unter der Fuchspopulation, doch dann erkennt sie, dass dieses Tier keineswegs ein Hund ist. Es ist erstaunlich, es ist verwirrend, aber es scheint sich um etwas ganz anderes zu handeln. Um ein Wesen mit einer Maske, mit beweglichen Fingern und einem langen, buschigen, gestreiften Schwanz.

DIE TRENNZONE

    Und jetzt ist schließlich Juni, der Kanal ist voller Boote, und die Schweine sind tot – keiner weiß es, keinen kümmert es. Seine Haltung dazu ist: keine Bitterkeit, keine Aufregung, die zu nichts führt. Die FPA existiert nicht mehr, sie ist nur noch ein trauriger Witz, der Strom der Spenden ist versiegt, nachdem Toni Walsh auf ihn losgegangen ist und die überregionalen Zeitungen die Story aufgegriffen haben. Ganz zu schweigen von den Blogs. Das, was sie getan haben, war in den Augen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe einst heldenhaft, doch jetzt sind sie zu einem Symbol für Eigensinn und Unverhältnismäßigkeit geworden, ja, schlimmer noch, für eine Art von slapstickhafter Inkompetenz, die es ihm schwermacht, sich mit erhobenem Haupt in der Öffentlichkeit zu zeigen. An einem grauen, trüben Morgen, als das Café rappelvoll war und alle bis hin zu dem Nachwuchspenner mit der schmutzigen Hose, der jeden Morgen hereingeschlurft kommt und sich einen Becher Kaffee zum Mitnehmen bestellt, es mitbekamen, fühlte sich sogar Marta, die jämmerliche, fettärschige Marta, die im Augenblick in der Küche ist und darauf achtet, dass seine Spiegeleier beidseitig gebraten und die Toasts nicht bretthart sind, bemüßigt, die Ereignisse zu kommentieren. »Wie es aussieht, sitzen Sie ein bisschen in der Scheiße, stimmt’s, Dave?« sagte sie, laut genug, dass alle es hören konnten, verzog aber zugleich die schlaffen Falten ihres Gesichts in geheucheltem Mitgefühl. Er kochte vor Wut und Demütigung, doch er ließ den Blick durch den Raum wandern – sollten sie doch lächeln – und erwiderte mit gleichmütiger Stimme: »Nichts, womit ich nicht klarkomme.«
    Er sitzt am Fenster, brütet über dieser kleinen Szene, über all den unangenehmen Szenen, die sich in den vergangenen vier Monaten in seinem Scheißleben ereignet haben, und sieht dem Verkehr zu, der auf den nassen Straßen vorbeizieht. Der Nebel ist so dicht, dass er jeden auftauchenden Wagen aus dem Nichts zu erschaffen scheint. Dave will einen zweiten Becher Kaffee, er will seine Spiegeleier und seine Toasts, aber Marta bewegt sich, als wäre der Boden mit Fliegenpapier belegt. Es ist mindestens fünf Minuten her, dass sie in die Küche verschwunden ist, wahrscheinlich, um eine zu rauchen oder sich eine Bluttransfusion oder, besser noch, ein neues Gehirn verpassen zu lassen. Hasst er sie? Nein. Er toleriert sie, wie er all die anderen Halbidioten und Stümper dieser Welt toleriert. Will er ein anderes Café finden, in dem das Essen und der Service besser sind? Nein. Er ist ein Gewohnheitstier, im Guten wie im Schlechten, das würde er jederzeit zugeben – sogar Anise gegenüber, die ihren Fuß niemals in einen Laden wie diesen setzen würde. Besonders Anise gegenüber.
    Wenigstens die Gerichtsaffäre liegt hinter ihm. Der größte Teil jedenfalls. Die Zivilklage ist ein Witz und wird ohne Verhandlung abgewiesen werden – Kelly war volljährig und ist freiwillig mitgekommen, getrieben von ihren eigenen Wünschen und Überzeugungen. Und Sterling hat dafür gesorgt, dass die Klage auf einen einzigen Punkt – unbefugtes Betreten – reduziert worden ist. Dave wird sich schuldig bekennen, voller Stolz, und er wird es in seinem Blog auf der FPA-Website für alle, die noch da sind,

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