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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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aus Pilzen und Austern, dazu guten Wein.«
    Der Wirt verneigte sich unterwürfig.
    »Natürlich, Herr – und wie gedenkst du zu zahlen?«
    Liane holte einen kleinen ledernen Beutel hervor, den er gerade erst am Morgen dieses Tages an sich gebracht hatte. Der Wirt hob anerkennend die Augenbrauen, als er den Duft roch.
    »Die Bodenknospen des Lieblichstrauchs«, sagte Liane. »Sie stammen aus einem fernen Land.«
    »Ausgezeichnet, wunderbar… Du sollst das Zimmer haben, Herr, und auch das Essen.«
    Als Liane speiste, trafen einige der anderen Gäste ein, setzten sich vor den Kamin und tranken Wein. Schon nach kurzer Zeit ging es bei den Gesprächen um Zauberer vergangener Epochen und die mächtige Magie der guten alten Zeit.
    »Der Große Phandaal kannte Geheimnisse, die inzwischen der Vergessenheit anheimfielen«, behauptete ein alter Mann, dessen Haar die Farbe vertrockneter Orangen hatte. »Er band weiße und schwarze Fäden an die Beine von Spatzen und unterwarf sie seinem Willen. Und wo sie ihre magischen Gespinste flochten, erschienen riesige Bäume, die Äste und Zweige voller Blumen. Früchte und Nüsse. Manchmal bildeten sich daran auch dicke Blasen, die mit köstlichen Elixieren gefüllt waren. Es heißt, auf diese Weise schuf er den Großen Da-Wald an den Gestaden von Sanra-Wasser.«
    »Ha!« machte ein finster aussehender Mann, der in ein Gewand mit dunkelblauen, braunen und schwarzen Mustern gekleidet war. »Dazu bin ich fähig…« Und er holte eine Schnur hervor, ließ sie einige Male hin und her baumeln und sprach ein leises Wort. Sofort verwandelte sich der Faden in eine rot und gelb leuchtende Flamme, die hin und her tanzte, über den Tisch glitt, ohne etwas zu verbrennen, flackerte und zischte – bis der Zauberer eine bestimmte Geste vollführte und das unstete Leuchten verblaßte.
    »Und das kann ich…«, sagte jemand, dessen Gesicht im Schatten einer Kapuze verborgen war; auf seinem schwarzen Umhang zeigten sich silberne Kreise. Er legte ein kleines Tablett auf den Tisch und streute etwas Kaminasche darauf. Dann nahm er eine Pfeife zur Hand und blies hinein, woraufhin ein heller Ton erklang – und aus der Asche stiegen kleine Motten empor, die in den Regenbogenfarben Rot, Blau, Grün und Gelb glänzten. In einer Höhe von etwa dreißig Zentimetern flogen sie über den Tisch und zerplatzten, woraufhin bunt schillernde und sternförmige Blüten entstanden. Nach einigen Sekunden fielen sie auseinander, und dabei erklang erneut jener einzigartige helle Ton. Die Anzahl der Motten verringerte sich rasch, und daraufhin setzte der Magier noch einmal die Pfeife an die Lippen und blies hinein. Winzige geflügelte Geschöpfe lösten sich aus der Asche und überraschten die Zuschauer mit immer neuen und prächtigeren Farben. Schließlich ließ der Zauberer die Pfeife sinken, wischte das Tablett ab, verstaute es in seiner Tasche und lehnte sich schweigend zurück.
    Daraufhin gaben auch die anderen Thaumaturgen Beispiele ihres Könnens zum besten, und innerhalb kurzer Zeit herrschte über dem Tisch ein Durcheinander aus Dutzenden von Visionen und Manifestationen. Die Luft schien infolge der magischen Kraft nachgerade zu vibrieren. Ein Mann zeigte seinen Kollegen neun neue Farben, und jede einzelne von ihnen zeichnete sich durch unvergleichliche Pracht aus. Ein anderer sorgte mit einer Beschwörung dafür, daß sich an der Stirn des Wirts ein Mund bildete, der den Gästen Flüche und Verwünschungen zurief – sehr zum Kummer des dicken Mannes, denn immerhin war es seine eigene Stimme, die die Anwesenden verhöhnte. Ein weiterer offenbarte eine grüne Flasche, aus der das fratzenhafte Gesicht eines Dämonen starrte. Ein vierter präsentierte eine kleine Kugel aus reinem Kristall: Auf entsprechende Befehle hin rollte sie vor und zurück, und der Zauberer behauptete, sie habe einst dem berühmten Meister Sankaferrin als Ohranhänger gedient.
    Liane sah die ganze Zeit über aufmerksam zu und kicherte, als er den in der Flasche gefangenen Wicht sah. Vergeblich versuchte er, den Magier dazu zu überreden, ihm die gehorsame Kristallkugel zu überlassen.
    Der Mißerfolg verdroß Liane sehr, und er klagte, die Welt sei voller hartherziger Menschen. Doch der Zauberer, der den faszinierenden Ohranhänger besaß, ließ sich davon nicht erweichen. Selbst als Liane ihm zwölf kleine Pakete anbot, die kostbare Gewürze enthielten, lehnte er es ab, sich von seinem kleinen Spielzeug zu trennen.
    »Ich möchte doch nur die

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