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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Liane der Wanderer. Die Gefahr ist mein ständiger Begleiter.«
    Als sich Liane in Bewegung setzte, stand der Greis völlig reglos und ähnelte einer der vielen verwitterten Statuen.
    Kurz darauf fragte sich Liane, ob es sich bei dem alten Mann um einen Helfer Chuns handeln mochte. Vielleicht war er jetzt auf dem Weg, um den Unvermeidlichen zu warnen… Liane hielt es für besser, eine solche Möglichkeit zu berücksichtigen und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Er kletterte auf ein hohes, von Säulen getragenes Gebälk und eilte geduckt in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
    Und dort kam der Greis, brummend und krächzend, auf einen Stock gestützt. Liane ließ einen Stein fallen, der so groß war wie sein Kopf. Ein dumpfes Pochen, ein überraschtes Stöhnen und Ächzen – und dann Stille.
    Zufrieden wandte sich Liane um und ging los. Er schritt an dem gesplitterten Obelisken vorbei und erreichte einen großen Platz – den Ort des Raunens. Direkt gegenüber sah er den Zugang des Saales, und davor stand eine schräge Säule mit einem großen schwarzen Medaillon, das sowohl einen Phönix als auch eine zweiköpfige Eidechse zeigte.
    Liane verbarg sich im Schatten einer Mauer, und wachsam wie ein Wolf hielt er nach irgendwelchen Bewegungen Ausschau.
    Nirgends rührte sich etwas. Der Sonnenschein verlieh den Ruinen eine unheimlich anmutende Pracht. Auf allen Seiten erstreckte sich eine Landschaft aus geborstenem Stein, eine Wüste aus Tausenden von eingestürzten Gebäuden. Die menschliche Aura dieser Stadt hatte sich längst verflüchtigt, und es herrschte Stille. Die Felsen sahen aus wie die gebrochenen Knochen der Erde.
    Langsam kroch die Sonne über den dunkelblauen Himmel. Nach einer Weile wagte sich Liane weiter vor und schlich an den Außenwänden des Saales entlang. Auch dort bot sich seinen Blicken nichts dar, was auf irgendeine Gefahr hingedeutet hätte.
    Er näherte sich dem rückwärtigen Teil des Gebäudes und preßte das eine Ohr an den Stein. Er konnte nichts hören, spürte nicht einmal eine Vibration. An der Seite entlang – und Liane sah sich immer wieder mißtrauisch um. Er entdeckte einen schmalen Riß im Stein und spähte in den Saal. An der Rückwand hing die eine Hälfte eines goldenen Gobelins. Etwas anderes war nicht zu erkennen.
    Erneut blickte sich Liane um. Nach wie vor rührte sich nichts in den Ruinen. Und daraufhin schlich er weiter an der Wand entlang.
    Er gelangte an eine zweite Fuge, und wieder sah er in die Halle. Der goldene Gobelin an der Rückwand, und rechts und links – nichts. Alles blieb still.
    Liane erreichte die Vorderfront des Gebäudes und beobachtete den Dachrand. Auch dort hielt sich kein Gegner verborgen.
    Er konnte nun den ganzen Saal deutlich erkennen. Er war leer
    – bis auf den goldenen Gobelin an der hinteren Mauer.
    Liane trat mit leisen federnden Schritten ein. In der Mitte der Halle blieb er stehen. Von allen Seiten drang Licht in den Saal, und nur die Rückwand blieb dunkel. Es gab Dutzende von Öffnungen, durch die er fliehen konnte, und außer dem dumpfen Pochen seines Herzens hörte er nicht das geringste Geräusch.
    Zwei weitere Schritte – und der Gobelin war so nahe, daß er nur noch die Hände ausstrecken mußte.
    Noch ein Schritt, und mit einem Ruck riß er die Gobelinhälfte von der Wand.
    Dahinter wartete Chun der Unvermeidliche.
    Liane schrie. Er wirbelte um die eigene Achse und lief los, doch seine Beine schienen gelähmt zu sein, und wie in einem Traum fiel es ihm schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Chun trat aus der Wand und folgte ihm. Über dem glänzenden schwarzen Rücken trug er einen Umhang aus aneinandergereihten Augäpfeln.
    Die bleierne Schwere in Lianes Beinen schien sich zu verringern, und er lief nun schneller und leichtfüßiger. Er sprang, flog geradezu, und die Sohlen seiner Stiefel schienen den Boden kaum zu berühren. Aus dem Saal, über den Platz, hinein in das öde Durcheinander aus umgestürzten Säulen und geborstenen Statuen. Und hinter ihm kam Chun, so schnell wie ein Windhund.
    Liane setzte über eine niedrige Mauer hinweg und stürmte an den Resten eines Springbrunnens vorbei. Chun schloß zu ihm auf.
    Liane sauste durch eine schmale Gasse, erkletterte einen Schutthaufen, eilte über ein Dach und lief über einen kleineren Platz. Und Chun näherte sich ihm weiter.
    Liane raste durch eine breite Straße, die zu beiden Seiten von verkrüppelt wirkenden alten Zypressen gesäumt wurde, und Chun war

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