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Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Helfferich
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vorbei, damit auch jeder die stahlblauen Augen und den verwegenen Dreitagebart mitbekommt. Das ist nicht gerade subtil und ist das überhaupt wichtig? Statt einer Darstellung, die für eine steckbriefliche Suche ausrei chen könnte, ist es geschickter sich zu fragen, was an dieser Figur charakteristisch ist und dieses Detail sollte dann an exponierter Stelle dem Leser präsentiert werden. Was ist typisch für den Protagonisten? Was zeichnet ihn aus? In Katherine Mansfields Kurzgeschichte „Glück" (oder in einer neueren Übersetzung „Seligkeit") ist das überschwängliche Glücksgefühl bezeichnend für die Protagonistin Bertha. Also wird dieses Gefühl, „dieser kleine Funkenregen, der durch den Körper jagt, bis in jeden Finger und Zeh", als Erstes dargestellt. Die Farbe ihrer Augen bleibt durchgehend unwichtig.
     

Ziel und Antrieb der Figuren
     
    Wo auch immer man etwas über das Entwerfen von Figuren hört oder liest, wird ganz bestimmt erwähnt, dass man sehr, sehr viel über jede Figur wissen muss, und das ist ja auch ganz richtig. Was sie mag, wo sie herkommt, wie sie spricht, wen sie nicht leiden kann, wovon sie träumt, wovor sie sich fürchtet, woran sie glaubt, wie viel sie erträgt … Man kann eine lange Liste der Punkte erstellen, die man über eine Figur wissen kann
    Dann sieht man sie genau vor sich, würde sie am Gang in der Fußgängerzone erkennen, aber eine Geschichte hat man trotzdem noch nicht. Was fehlt sind zwei Dinge, nämlich etwas, das die Figur anzieht und etwas, das sie treibt.
     
    Das Ziel der Figur
     
    Angezogen wird die Figur von einem Ziel, das sie verfolgt. Dieses Ziel setzt sie in Bewegung und so entsteht eine Geschichte. Es kann ein Wunsch sein, den sich die Figur erfüllen will, es kann aber auch sein, dass sie von äußeren Einflüssen bedrängt und gezwungen wird, sich Richtung Ziel zu bewegen. Möglicherweise handelt es sich um etwas so geringes wie eine Tasse Kaffee oder es spielt sich in der Dimension „Rette die Erde …“ ab, das ist einerlei.
     
    Der Antrieb hinter der Handlung
     
    Was nun noch fehlt, ist der Motor, der die Figur nach vorn treibt. Nur in den seltensten Fällen handeln Menschen und somit auch Figuren vollkommen grundlos. In der Regel wird jede Tat von einer bestimmten Motivation angetrieben, mag sie noch so sinnvoll sein oder für andere abwegig erscheinen. Diese Motivation kann sich aus ganz unterschiedlichen Quellen speisen, sie geht aus der Persönlichkeit der Figur hervor.
     
    Menschliche Antriebe
     
    Ganz verschiedene Faktoren beeinflussen im realen Leben unsere Handlungen. Dinge, von denen wir uns leiten lassen, sind unter anderem:
     
    •               unsere Beziehungen: Wen wir lieben oder hassen, von wem wir geliebt werden, wollen , wen wir beschützen wollen, an wem wir uns rächen wollen …
    •               Bedürfnisse und Wünsche: Grundbedürfnisse, Lebensträume, Geld
    •               Verpflichtungen
    •               Erfahrungen und Erziehung
    •               kulturelle Einflüsse
    •               (religiöser) Glaube
    •               Ängste
     
    Wenn man sich darüber im Klaren ist, warum jemand handelt, wie er es tut, kann die Figur mehr Tiefe erhalten und es wird für den Autor klarer, welchen Weg sie nehmen wird.
    Um den Blick für solche Antriebe zu schärfen, ist es hilfreich, Bücher zur Hand zu nehmen, die man schätzt, und einmal zu überprüfen, welche Motivation hinter den Handlungen der Figuren steht. Auch ein Blick auf die lieben Mitmenschen ist erhellend, wenn man sie denn gut genug kennt, um ihren Antrieb nachvollziehen zu können.
     

Der Antagonist – Den Gegenspieler des Helden erfinden
     
    Der Protagonist, die zentrale Figur einer Geschichte , sprich „d er Held “ braucht einen Gegenspieler, mit dem er um das Erreichen des wie auch immer gearteten Ziels kämpfen kann. Ohne Widerpart keine Spannung. In einer absolut klassischen Konstellation ist der Polizist oder Detektiv der Protagonist, der den Verbrecher, den Antagonisten jagt. Der eine will genau das, was der andere mit allen Mitteln verhindern möchte. Eine andere Möglichkeit wäre, dass zwei Figuren um das gleiche Ziel kämpfen, das nur einer erreichen kann, beispielsweise als Erster eine Station am Südpol erreichen oder die Beförderung bekommen. Eine Auseinandersetzung zwischen Protagonist und Antagonist muss nicht notwendigerweise ein

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