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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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aus.« Er dankt mir fürs Kommen und entschwindet in sein Büro.
    Okay, das ist nun wirklich lächerlich . Kaum zu fassen, wie ich mich für diesen Job zum Hampelmann machen lasse. Die haben Nerven, mir für ein Vorstellungsgespräch HAUSAUFGABEN aufzugeben! Wie gerne hätte ich dem Kerl gesagt, er kann mich mal am Abend besuchen. Aber leider gibt es da draußen überhaupt keine Jobangebote, und diese Gelegenheit darf ich mir einfach nicht entgehen lassen. Inzwischen musste ich mir meine Altersvorsorge auszahlen lassen, 66 und mein Sparkonto ist seit Monaten wie leergefegt. Und weil die Arbeitslosenunterstützung noch immer nicht gekommen ist, bin ich augenblicklich vollkommen blank. Nächste Woche trifft sich meine ganze Familie auf Marco Island, und ich musste das Geld, das eigentlich für unsere Stromrechnung gedacht war, mopsen, um meine Flugtickets zu bezahlen. Wäre es nach mir gegangen, ich wäre am liebsten zuhause geblieben, aber meine Eltern wissen, dass ich momentan nicht allzu beschäftigt bin, und würde ich ihnen beichten, dass mein Geld nicht reicht, um mit ihnen übers Wochenende wegzufahren, würden sie vermutlich vollkommen ausflippen.
    Sieht aus, als wartete ein Geschäftsplan darauf, von mir ausgearbeitet zu werden.

     
    Drei Tage plage ich mich damit ab, diesen Plan aufzustellen, unterbrochen nur von gelegentlichen Kaffeepausen und aufmunternden Durchhalteparolen von Fletch. Ich entwerfe die Mutter aller Dokumente – ein vierundachtzig Seiten starkes Meisterwerk. Es beginnt mit einem umfassenden Branchenüberblick, dann folgt eine gründliche Analyse des Marktes sowie der konkurrierenden Mitanbieter. Der Marketingplan ist das Herzstück meines Papiers; beinahe dreißig Seiten vollgepackt mit Ideen zu Verkaufsstrategie, Vermarktung, Werbung und Platzierung. Und als krönendes Sahnehäubchen zum Schluss ein paar Fingerzeige für weitere Wachstumschancen, ein detailliert aufgelisteter, skalierbarer Plan, einschließlich Anforderungen an das Management, juristische Auflagen und personelle Voraussetzungen. Gut, ich hätte Ross auch einfach den Geschäftsplan vorlegen können, den ich für meinen alten Job entworfen und sämtlichen Vertriebsleitern ausgehändigt hatte, aber irgendwie beschlich mich der leise Verdacht, den könnte Will bereits vorgelegt haben.

     
    Mit diesem Geschäftsplan im Gepäck ist es ein Ding der Unmöglichkeit, diesen Job nicht zu bekommen! Mal ehrlich, ich habe ALLES in dieses Papier gesteckt, was ich habe, und das merkt man dem Ding auch an.
    Will und Ross sowie einige andere Vertriebsleute sitzen da und lauschen gebannt, als ich en detail erläutere, wie wir unsere Konkurrenz aufs Korn nehmen könnten. Und als ich den Marketingteil meines Geschäftsplans vortrage, sehe ich, dass alle wie auf Kommando Notizblöcke herausholen und anfangen mitzuschreiben.
    Und zwar alles.
    Und zwar so, wie man bei der letzten Wiederholung des Stoffs für die Klassenarbeit am nächsten Tag mitschreiben würde, wenn man zuvor den Großteil des Schuljahres geschwänzt hätte.
    Mir wird flau im Magen. Irgendwas stimmt hier nicht. Eigentlich sollten die alle aufmerksam zuhören und Fragen stellen, statt wie wild jedes einzelne meiner Worte aufs Papier zu kritzeln. Ich habe einige Kopien zum Austeilen angefertigt, doch plötzlich zögere ich, sie auch tatsächlich zu verteilen. Hätte ich doch bloß meine Kundenkontaktliste nicht gleich rumgereicht.
    Der einzige logische Grund, weshalb diese Leute sich mehr für meine Arbeit als für mich interessieren könnten, wäre der, dass sie ohnehin nicht vorhaben, mich einzustellen. Aber die hätten mich doch bestimmt nicht hierherbeordert und mich Männchen machen lassen, wenn sie nie die Absicht hätten, mich ins Team aufzunehmen. So hinterhältig und skrupellos ist doch niemand, oder?
    Nach Abschluss meines Vortrags werde ich kurz angebunden verabschiedet. Niemand gratuliert mir zu meinem genialen Plan außer denen, die sich beklagen, dass sie keine Kopie bekommen haben. Niemand nimmt mich beiseite, um mit mir über meine Gehaltsvorstellung zu sprechen. Niemand tut irgendwas, außer mich möglichst schnell vor die Tür setzen zu wollen. Als ich beharrlich nachbohre, wie es denn nun weitergeht, speist Ross mich ab mit einem: »Wir rufen Sie an und sagen Ihnen Bescheid, wie wir uns entschieden haben.«
    Wissen Sie was? Ich wurde gerade aufs Kreuz gelegt und vorher nicht mal zum Essen ausgeführt.

     
    Was ich daraus gelernt habe:
    • Wenn ein

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