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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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nichts wissen. Zu riskant.« Ich reiche Fletch den Becher mit dem dampfenden Kakao, den ich mit einem Klecks Schlagsahne gekrönt und mit Vanillestreuseln dekoriert habe. Er nippt daran und lächelt. Man kann förmlich sehen, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfällt. »Ja und nein. Sie sind zwar ein Start-up, aber sie haben gerade mehrere Millionen an Risikokapital bekommen. Die haben für die nächsten Jahre erst mal ausgesorgt. Der Gründer wirkt clever und nicht auf den Kopf gefallen, und er ist der Meinung, meine Erfahrung könnte ein echter Gewinn für das Unternehmen sein. Also warten wir ab, wie es morgen läuft.«
    »Hervorragend!«, ruft er begeistert und will abklatschen. Ich versuche, seine ausgestreckte Handfläche zu treffen, und haue, wie immer, daneben.
    »Die weniger gute Nachricht ist, mein Geld ist noch immer nicht da.«
    »Doch nicht im Ernst.«
    Zum vierten Mal in vier Monaten ist mein Scheck mit der Arbeitslosenunterstützung nicht rechtzeitig eingetrudelt. Zum Glück passiert es mit einer derartigen Regelmäßigkeit, dass ich mittlerweile ein Profi im Reklamieren bin. Als er das erste Mal nicht kam, habe ich in den entsprechenden Vorschriften nachgeschlagen. Nach viel Lesen, Lesen und noch mehr Lesen war mir noch immer nicht klar, was ich zu tun hatte, also rief ich bei der Behörde an. Fünfzehn Minuten und ein Dutzend sprachgesteuerte Menüs später wurde ich endlich mit einem lebendigen Menschen verbunden. Als ich erklärte, wer ich war und warum ich anrief, zischelte die verbiesterte kleine Frau am anderen Ende der Leitung: »Ach ja, Miss Prada , an SIE erinnere ich mich.«
    Und in dem Moment war mir klar, ich sollte mich auf eine LANGE Wartezeit einstellen.

     
    Mein erstes Vorstellungsgespräch mit Ross bei dem Start-up läuft so gut, dass ich zu einem zweiten Gespräch eingeladen werde. Das zweite Gespräch läuft sogar noch besser als das erste, also lädt man mich zu einer dritten Runde ein. Weil Ross und ich da schon jedes nur erdenkliche Detail besprochen haben, gehe ich stark davon aus, dass man mir ein Angebot machen wird, als ich schließlich zu meinem vierten Interview antanze.
    Ich Dummchen.
    Stattdessen führt man mich in einen Konferenzraum, wo mich ein weiteres Gespräch erwartet, diesmal mit Ross und seinem Überraschungsgast … uaaahhh! Es ist WILL! Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Kinnlade auf die Tischplatte klappt, als ich ihn erblicke.
    »Was machst du denn hier?«, platze ich heraus, ehe ich mir diese Bemerkung verkneifen kann. Sofort versuche ich, hektisch zurückzurudern, und erkläre: »Ich meine, seit wann arbeitest du denn hier?«
    »Ich habe vor ein paar Wochen hier angefangen«, entgegnet Will mit einem selbstgefälligen Grinsen. »Als ich hörte, dass du heute zum Vorstellungsgespräch kommst, habe ich darum gebeten, ähm, ob ich nicht, du weißt schon, als Mäuschen dabei sein darf.« 65
    Ross greift nicht ein, als Will mich eine gute halbe Stunde lang ins Kreuzverhör nimmt. An seinem aufhetzenden Tonfall wird klar, dass er mir die Schuld für seine Entlassung gibt, was total unfair ist. Habe ich etwa versucht, meinen Untergebenen Drogen abzukaufen? Habe ich die Unternehmensziele vollkommen missachtet, nur damit die Leute mich mögen? Habe ich meinen Lebenslauf im Kopierer liegen lassen? Nein. Er ist wegen mangelnder Leistung an die Luft gesetzt worden.
    Als wir zum Schluss unseres Inquisitionsgesprächs kommen, bittet Ross Will, uns einen Augenblick zu entschuldigen, weshalb ich annehme, dass er mir ein Angebot machen will.
    Wieder falsch gedacht.
    »Jen, obwohl Ihre Referenzen wirklich beeindruckend sind, bin ich mir noch immer nicht hundertprozentig sicher, wie praxisrelevant Ihre plattformübergreifenden Kenntnisse und Fähigkeiten sind.« Ähm, Schlüsselwort-Psychogelaber, heißt was genau? Was zum Geier meint er damit? Ich schaue ihn fragend an. Er erklärt: »Ehe ich eine Entscheidung fälle, muss ich mich vergewissern, wie Sie diese Aufgabe angehen würden. Ich würde Sie gerne noch ein letztes Mal einladen. Bereiten Sie bitte einen Geschäftsplan vor, mit handfesten Dreißig-, Sechzig- und Neunzig-Tages-Zielen, ebenso zehn eigene frische Marketingideen. Außerdem möchte ich eine Liste potentieller Kunden. Um die PR-Agenturen zwischen Ihnen und dem restlichen Verkaufsteam aufteilen zu können, muss ich wissen, wer über welche Kontakte verfügt. Wenn Sie rausgehen, machen Sie doch bitte für Ende der Woche einen Termin mit Mary Ann

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